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Das Tor des Suedens

Das Tor des Suedens

Titel: Das Tor des Suedens Kostenlos Bücher Online Lesen
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sich der Wasserdampf.
    Der Eisblock war völlig verformt, doch die junge Frau war nur mehr schemenhaft zu sehen, denn das Eis war milchig und brüchig geworden.
    »Ich werde eine Rille in das Eis graben, Aravo, und du schlägst mit der Axt hinein.«
    Wieder zischte Wasserdampf hoch, als Nottr die Klingenspitze ansetzte und vorsichtig, um nicht zu tief ins Eis zu schneiden, eine handtiefe Furche in das Eis zog. Dann ging er um den Block herum, und während er auf der Rückseite eine weitere Rille ins Eis brannte, schlug Aravo auf die Vorderseite mit der Axt ein. Das Eis knirschte und krachte. Aravo schlug immer größere Stücke aus dem Block heraus. Ein weiterer Hieb, und der Block fiel in sich zusammen. Mannsgroße Eisstücke flogen durch die Luft.
    »Das haben wir geschafft«, sagte Nottr zufrieden.
    Die junge Frau stand inmitten der Eistrümmer. Nur eine dünne, glitzernde Eisschicht bedeckte ihren nackten Körper.
    Breit grinsend schob Nottr das Krummschwert in die Scheide und ging schnell auf die Frau zu. Entsetzt sprang er zurück, als er ein irres Lachen hörte, das von ihr kam, ohne dass sie die Lippen bewegte. Patta schwankte hin und her, dann kippte sie nach rechts und prallte gegen ein Eisstück. Die dünne Eisschicht, die sie umhüllte, bekam Sprünge und barst in tausend Stücke.
    Für einen kurzen Moment schien Leben in sie zu kommen. Sie riss die Augen auf, hob die Arme flehend hoch.
    Nottr sprang herbei und versuchte, Patta aufzufangen, doch er kam zu spät.
    Sie schlug mit dem Hinterkopf auf einen Eisbrocken auf. Der Kopf zersprang, als sei er aus Glas. Knirschend brach der Körper in der Hüftgegend auseinander, die Beine und Arme zersplitterten.
    Nottr und Aravo standen wie versteinert da. Endlich fasste Nottr Mut, bückte sich und griff nach der rechten Hand, die eiskalt war. Er hob sie hoch.
    »Das ist keine Menschenhand«, sagte er. »Sie ist aus Eis. Die Frauengestalt war nur ein Trugbild!«
    Die Eishand bewegte sich langsam. Die Finger krümmten sich zusammen, der Daumen verwandelte sich in einen Mund, der sich weit öffnete und aus dem das irre Lachen ertönte, das sie schon vorher gehört hatten.
    Nottr ließ die Eishand fallen, die aber nicht zu Boden fiel, sondern in der Luft schwebte. Die Finger bewegten sich noch immer.
    »Das ist Zauberei!« stammelte Nottr und wich mit weit aufgerissenen Augen zurück.
    Die Hand flog auf ihn zu. Er riss das Schwert hervor und versuchte die Hand zu erwischen, doch geschickt wich sie seinen wilden Schlägen aus.
    Das durchdringende Lachen wurde immer lauter.
    »Lass uns diese Stätte des Grauens verlassen, Nottr!« brüllte Aravo.
    Sie raste wieder auf Nottr zu, der die Lippen zusammen gepresst hatte und die Hand nicht aus den Augen ließ. Blitzschnell schlug er zu, und diesmal erwischte er sie. Die Eishand zerplatzte, und das wahnsinnige Lachen verstummte.
    Nun gab es für die beiden kein Halten mehr. Als würden die abscheulichsten Dämonen sie verfolgen, rasten sie über die Ebene auf die schützende Höhle zu.
    Atemlos schlüpften sie aus ihren Oberkleidern und ließen sich vor das Feuer fallen. Deutlich war der vergangene Schrecken noch in ihren Gesichtern zu lesen. Ihre Augen waren matt und starr, wie nach innen gekehrt. Nach und nach beruhigten sie sich und gaben stockend Antwort auf die bohrenden Fragen.
    Und je mehr sie berichteten, um so besorgter wurden die Blicke ihrer Zuhörer. Als sie schwiegen, wurde ihnen die Stille in der Höhle bewusst, und sie rückten näher zusammen, um die Furcht zu vertreiben, die nach ihren Herzen griff.
    In dieser Nacht schliefen sie nur wenig.
    *
    Brummend richtete sich Nottr auf und blinzelte verschlafen ins Feuer.
    »Es wird bald Tag«, sagte Sadagar und schürte das Feuer.
    Die anderen waren alle schon auf. Aravo und Dardo packten ihre Rucksäcke.
    Olinga reichte ihm einen Becher Tee und schob ihm einen Teller zu, auf dem Bratenstücke und Dörrobst lagen.
    Nottr gähnte durchdringend, dann rieb er sich den Schlaf aus den Augen und damit hatte er auch schon die Morgentoilette beendet.
    Der heiße Tee weckte seine Lebensgeister und seinen Hunger. Gierig schlang er das Essen hinunter, stand auf und streckte sich. Gebückt schlich er auf die Höhlenöffnung zu, kniete nieder und blickte hinaus.
    Ein bleigrauer Morgen dämmerte herauf. Ein geheimnisvolles Licht lag über der Landschaft, die ganz anders war, als er sie in Erinnerung hatte. Verwirrt kroch er durch die Öffnung ins Freie und richtete sich auf.
    Als

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