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Das Tor ins Nichts

Titel: Das Tor ins Nichts Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wolfgang Hohlbein
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schlug sie ihm kurzerhand auf den Schädel und parierte den Schwerthieb des dritten mit der so erbeuteten Klinge. Aber damit war die Schlacht auch beinahe schon wieder zu Ende.
    Ich hatte zwar neben einer Anzahl anderer nützlicher Fertigkeiten auch das Fechten erlernt, und sogar bei einem Meister dieser Kunst. Aber es ist ein gewaltiger Unterschied, mit einem handlichen Florett herumzufuchteln oder sich auf eine wilde Prügelei mit zentnerschweren Bihändern einzulassen. Ich merkte das nach dem ersten Schlag. Nach dem zweiten begannen meine Arme taub zu werden, und wie ich den dritten auffing, ohne in zwei Teile zersäbelt zu werden, begriff ich selbst nicht so ganz.
    Um so klarer war mir, daß ich mir auf der Stelle etwas einfallen lassen mußte, wenn mein heldenhafter Kampf nicht ein sehr abruptes und unrühmliches Ende finden sollte.
    Ich parierte den nächsten Hieb nicht mehr, sondern tauchte mit einer geschmeidigen Bewegung unter der herabsausenden Klinge hindurch, durchbrach die Reihe der Templer mit einem gewagten Satz und riß Pri an mich. Blitzschnell setzte ich das Schwert an ihre Kehle und machte eine drohende Bewegung.
    »Noch einen Schritt, und sie ist tot!« rief ich.
    Die Templer erstarrten. Auch DeVries, der mittlerweile halb die Treppe heruntergekommen war, verharrte mitten im Schritt und starrte mich aus großen Augen an. »Das wagen Sie nicht!«
    sagte er.
    »Und ob!« erwiderte ich. »Ich habe nichts zu verlieren, DeVries.« Während ich diese Worte sprach, wich ich bereits rückwärts gehend zur Tür zurück, hielt DeVries und seine Schlägerbande dabei aber genau im Auge. Die Templer waren unentschlossen, was sie tun sollten, und auch hinter DeVries’
    Stirn jagten sich die Gedanken, wie deutlich auf seinem Gesicht abzulesen war.
    »Damit kommen Sie nicht durch!« rief er.
    »Es würde mir schon reichen, bis zum Wagen zu kommen«, antwortete ich. »Rufen Sie Ihre Leute zurück!«
    DeVries zögerte weiter. Aber nur eine Sekunde; dann hob er die Hand und machte eine rasche, befehlende Geste. »Laßt ihn«, sagte er. »Er kommt sowieso nicht weit.« An mich gewandt fuhr er fort: »Sie haben soeben Ihr eigenes Todesurteil ausgesprochen, Sie Narr!«
    Ich antwortete gar nicht, sondern wich, Pri noch immer eng an mich gepreßt, Schritt für Schritt zur Tür zurück.
    Als ich auf die Treppe hinausging, huschte ein weißes Pelzbündel an mir vorbei; eine Sekunde später erscholl hinter mir ein schriller Schrei, der gleich darauf in eine Mischung aus Fauchen und entsetztem Stöhnen und Keuchen überging. Ich hatte den Templer vergessen, den ich aus der Tür geworfen hatte. Merlin nicht.
    »Damit kommen Sie nicht durch!« schrie DeVries noch einmal. »Ich kriege Sie, Craven! Ich schwöre Ihnen, daß ich Sie kriege!«
    Ich achtete auch diesmal nicht auf ihn, sondern eilte zum Wagen, riß die Tür auf und stieß Priscilla hinein. »Ich lasse sie frei, sobald wir in der Stadt sind!« rief ich DeVries über die Schulter hinweg zu. Er antwortete etwas, auf das ich schon gar nicht mehr hörte. Statt dessen warf ich mich hinter das Steuer des schweren Wagens und stieß gleichzeitig einen schrillen Pfiff aus. Merlin hörte auf, den unglückseligen Templer zu Schaschlik zu verarbeiten, war mit drei Sätzen bei mir und kuschelte sich auf meinem Schoß zusammen.
    Ich warf die Tür zu und fuhr los. Hinter uns begann eine Alarmsirene zu heulen, und plötzlich war der Hof voller Männer. Das schmiedeeiserne Tor in der Umfriedungsmauer begann sich zu schließen, aber ich raste weiter darauf zu, ließ die gut zweihundert PS des Mercedes aufbrüllen und sprengte das nur noch halboffene Tor kurzerhand auf.
    Merlin flog durch den Anprall von meinem Schoß herunter und landete kreischend zwischen meinen Füßen, und auch Pri wurde unsanft gegen das Armaturenbrett geschleudert. Für einen Moment geriet der Wagen außer Kontrolle und drohte vom Weg abzukommen. Dann hatte ich ihn wieder in der Gewalt und schaltete herunter, um zu beschleunigen.
    »Alles in Ordnung?« fragte ich, an Pri gewandt.
    Sie antwortete nicht gleich, sondern blickte mich nur böse an, während sie sich eine Haarsträhne aus der Stirn schob.
    »Was Sie hier tun, ist Kidnapping!« sagte sie düster.
    Ich zuckte mit den Achseln, warf einen Blick in den Rückspiegel und beobachtete voller Schadenfreude, wie drei oder vier von DeVries’ Männern vergeblich versuchten, das verbogene Tor weiter zu öffnen, damit der Jeep hindurchfahren konnte, mit dem andere

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