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Das Tor ins Nichts

Titel: Das Tor ins Nichts Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wolfgang Hohlbein
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harmlos an, kann aber auf jemanden wie Dreistmeer, der den Anblick eines dinosauriergroßen Perserkaters nicht gewöhnt war, ziemlich entnervend wirken. Ich erlöste Frans, indem ich Merlin kurzerhand auf die Arme nahm und zu kraulen begann. Merlin maunzte unwillig, biß mich in den Daumen und sprang mit einem Satz wieder auf Pris Schoß. Verräterisches, undankbares Katzenvieh, das er war.
    »Stimmt das?« fragte Dreistmeer schließlich, an Pri gewandt.
    Sie blickte mich scharf an, dann ihn, dann wieder mich und dann tat sie etwas, das mich vollkommen überraschte: Sie schüttelte den Kopf.
    »Unsinn«, sagte sie. »Robert und ich hatten Streit, das ist alles. Der Portier muß da etwas falsch verstanden haben.« Sie stand auf, setzte Merlin vorsichtig zu Boden und angelte nach ihrer Handtasche. »Aber jetzt muß ich gehen. Wir sehen uns später noch, Robert. Und nicht mehr böse sein.« Und damit stellte sie sich auf die Zehenspitzen, küßte mich auf die Wange und verschwand mit schnellen Schritten aus dem Zimmer.
    Ich starrte ihr mit offenem Mund nach. Ich hatte so ziemlich alles erwartet von einem hysterischen Anfall über Tränen bis hin zu den wildesten Anschuldigungen aber das?
    Erst als Dreistmeer mich nach einer Weile am Ärmel zupfte und sich lautstark und gekünstelt räusperte, klappte ich den Mund wieder zu und wandte mich zu ihm um.
    »Vielleicht würdest du mir freundlicherweise erklären, was hier los ist«, sagte er. »Ich bin zwar nur ein dummer kleiner Polizist, aber …«
    »Ich weiß es ja selbst nicht so genau«, antwortete ich hilflos.
    Dann gab ich mir einen Ruck. Mit aller Selbstbeherrschung, die ich noch aufbringen konnte, zwang ich mich zu einem Lächeln. »Und dieser übereifrige Portier hat wirklich geglaubt, ich hätte sie entführt?« fragte ich.
    Dreistmeer nickte. Sein Blick war voll kaum verhohlenem Mißtrauen. »Ja. Er rief bei der Polizei an. Die Meldung kam über Funk durch, und da ich sowieso gerade auf dem Weg zu dir war, habe ich den Einsatz übernommen.« Er schüttelte den Kopf. »Was zum Teufel geht hier vor?«
    »Das hast du doch gehört«, antwortete ich ausweichend.
    »Wir hatten Streit, das ist alles.«
    »Aber das ist Henk DeVries’ Tochter!« protestierte Dreistmeer.
    »Und?« fragte ich.
    Dreistmeer gab auf. Mit einem Seufzer ließ er sich in den freigewordenen Sessel fallen und fuhr wie von der Tarantel gestochen wieder in die Höhe, als hinter ihm ein drohendes Knurren erklang. Merlin hatte es sich auf dem Sessel bequem gemacht, und er schien anderer Meinung als Frans zu sein, was die Besitzverhältnisse des Möbels anging. Dreistmeer blickte verstört.
    »Deine … deine neue Freundin hat ihre Katze vergessen«, sagte er. »Das ist doch eine Katze, oder?«
    Ich unterdrückte ein Grinsen, während Merlin Dreistmeer feindselig anblinzelte.
    »Ein Kater«, antwortete ich. »Aber einer seiner Vorfahren war eine Planierraupe. Und er gehört nicht Pri, sondern mir.«
    »Dir?« echote Dreistmeer verstört. »Du nimmst deine Katze mit auf Reisen?«
    »Warum nicht? Andere nehmen ihren Hund mit.« Frans kam gottlob nicht auf den Gedanken, mich zu fragen, wieso er das Tier bisher nicht in meiner Gesellschaft gesehen hatte, sondern resignierte wohl endgültig. Er setzte sich in den Sessel, der am weitesten von dem Merlins entfernt war.
    »Du warst bei DeVries?« fragte er nach einer Weile. Ich nickte, und Dreistmeer fuhr vorwurfsvoll fort: »Warum hast du nicht auf mich gewartet?«
    »Das konnte ich nicht«, antwortete ich. »DeVries hat mir einen Fahrer geschickt, der mich zu ihm brachte.« Ich deutete auf die Tür. »Du hast ihn gerade hinausgehen sehen.«
    Dreistmeer runzelte die Stirn, sagte aber nichts dazu.
    Allmählich begann mir der arme Kerl wirklich leid zu tun.
    »Das ist schade«, murmelte er nach einer Weile. »Es wäre eine gute Chance gewesen, DeVries endlich kennenzulernen.
    Wirst du ihn wiedersehen?«
    Ich schüttelte den Kopf und nickte gleich darauf.
    »Aha«, sagte Dreistmeer. »Und was heißt das?«
    »Daß ich nicht besonders wild darauf bin, aber es beinahe befürchte«, antwortete ich. Dreistmeer sah mich fragend an.
    »Es gab eine Meinungsverschiedenheit, als ich ihn verließ«, sagte ich erklärend. »Das war auch der Grund meines Streites mit Pri.«
    »Eine Meinungsverschiedenheit? Worüber?«
    »Über meine Lebenserwartung«, antwortete ich trocken.
    »Er … er hat versucht, dich umzubringen?« ächzte Dreistmeer. Ich nickte. Plötzlich richtete

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