Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

Das Tor ins Nichts

Titel: Das Tor ins Nichts Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wolfgang Hohlbein
Vom Netzwerk:
mehr einen Blick zuzuwerfen.
    Verblüfft sah ich ihm nach, dann verließ auch ich die Turmkammer. Ein schwarzgekleideter Templer führte mich schweigend durch das Labyrinth aus Räumen und Treppen zurück in die Halle, wo Pri auf mich wartete. Anders als vorhin sah sie sehr ernst aus, und fast ein bißchen schuldbewußt. Doch auch sie sagte kein Wort, sondern bedeutete mir nur mit einer Geste, ihr zu folgen.
    Ich hatte die Tür fast erreicht, als nicht weit hinter mir Schritte erschollen. Eine Sekunde später hörte ich das zornige Fauchen einer Katze und dann ein so hysterisches Miiiaaauuuuuuu!, daß ich wie angewurzelt stehenblieb und mich umwandte.
    Nur ein paar Yards hinter mir hatte sich eine Tür geöffnet, und zwei schwarzgekleidete Templer waren in die Halle hinausgetreten. Und der eine hatte im Moment alle Hände voll zu tun, das tobende Fellbündel zu bändigen, das er auf den Armen trug.
    »Merlin!« rief ich bestürzt.
    Merlins Kreischen wurde noch hysterischer, als er meine Stimme hörte. Er überzeugte den Templer davon, ihn loszulassen, indem er ihm die Krallen seiner rechten Vorderpfote quer über die Wange zog, landete auf allen vieren und schlug einen Haken, als der zweite Templer nach ihm greifen wollte. Der Mann erwischte ihn, aber ich war sicher, daß er seine eigene Geschicklichkeit schon in der gleichen Sekunde bereute, denn Merlin demonstrierte ihm seinen MetamorphoseTrick. Darin war er unschlagbar, und zu Hause in London war er unter den Nachbarskatzen und hunden dafür berüchtigt; bei einigen Tierfängern übrigens auch. Im Bruchteil einer Sekunde verwandelte er sich aus einem fünfundzwanzig Pfund schweren, wabbeligen Fettkloß in eine ebenso schwere Kampfmaschine, die nur aus Krallen und Zähnen bestand. Der Templer brüllte vor Schmerz und Überraschung auf, fiel auf die Knie und schlug seine plötzlich blutigen Hände gegen das ebenso blutige Gesicht, und Merlin fegte mit halber Schallgeschwindigkeit auf mich zu und war mit einem Satz auf meinen Armen.
    Der Anprall ließ mich taumeln, aber ich sah trotzdem, wie zwei weitere schwarzgekleidete Gestalten auf mich zu sprangen. Ganz instinktiv reagierte ich. Ich warf dem einen den Kater ins Gesicht, brachte den anderen mit einem Tritt gegen das Schienbein aus dem Gleichgewicht und versetzte ihm einen gehörigen Stoß, der ihn an mir vorbei und aus der Tür torkeln ließ. Dann fuhr ich blitzschnell herum, pflückte Merlin aus dem Gesicht des kreischenden Templers und schickte den Mann mit einem Fausthieb vollends zu Boden. Danach drehte ich mich wieder zu Pri herum, die mich fassungslos anstarrte
    wahrscheinlich hatte sie noch gar nicht richtig begriffen, was überhaupt passiert war, es war ja alles so schnell gegangen.
    Aber nicht schnell genug.
    Die Halle war plötzlich voller schwarzgekleideter Männer.
    »Festhalten!« erscholl eine schrille Stimme über mir. Ich fuhr herum und gewahrte DeVries, der auf der obersten Treppenstufe stand und mit haßverzerrtem Gesicht und ausgestrecktem Arm auf mich deutete. Und schon stand ich zwei weiteren Templern gegenüber. Ich ließ Merlin fallen, erwehrte mich der Hiebe des einen mit einer zugegebenerma
    ßen heimtückischen, aber sehr wirkungsvollen Schlagkombination und versetzte dem zweiten einen Fußtritt an eine Stelle, an der auch Templerritter besonders empfindlich sind. Aber der Schlag brachte mir nur eine sehr kurze Atempause.
    Ein halbes Dutzend Männer drang gleichzeitig auf mich ein, und einige davon waren mit Schwertern bewaffnet! Ich duckte mich unter der herabsausenden Klinge des ersten hindurch, verschaffte mir mit ein paar wütenden Hieben und Tritten Luft und sah mich verzweifelt nach einem Fluchtweg um. Die Tür lag nur wenige Schritte hinter mir, aber ich war umzingelt. Nun hatte ich bei meinem Gespräch mit Jeremy keineswegs übertrieben ich besaß tatsächlich den berühmten schwarzen Gürtel in diversen asiatischen Kampftechniken , aber es ist keineswegs so, wie man es in gewissen HollywoodFilmen sehen kann: Auch ein guter Karate oder JiuJitsuKämpfer hat keine sonderlich guten Aussichten, einen Kampf gegen sechs Männer zu gewinnen, zumal wenn drei seiner Gegner mit langen, gefährlich aussehenden Schwertern bewaffnet sind.
    Aber ich schlug mich wacker. Dem ersten, der sich auf mich stürzte, verpaßte ich eine Maulschelle, die ihn gegen zwei seiner Kameraden torkeln und sie mit sich zu Boden reißen ließ. Dem zweiten, der mich mit dem Schwert angriff, entrang ich die Waffe,

Weitere Kostenlose Bücher