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Das Tor ins Nichts

Titel: Das Tor ins Nichts Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wolfgang Hohlbein
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traten durch eine ganze Anzahl von Türen, die Sanders eine nach der anderen auf und hinter uns wieder zuschloß.
    Türen und Schlösser sahen ausnahmslos sehr stabil aus, und mir entgingen auch nicht die zahlreichen Videokameras, die jeden Quadratfuß der Gänge überwachten, durch die wir uns bewegten. Allmählich begann ich Dreistmeers Ratlosigkeit besser zu verstehen. Man mußte schon unsichtbar sein und durch Wände gehen können, um ungesehen hier herein und auch wieder herauszukommen.
    Ich machte eine entsprechende, halb scherzhafte Bemerkung zu Sanders, aber der Bankdirektor schüttelte ganz ernsthaft den Kopf. »Selbst das würde Ihnen nichts nutzen, Mister Craven«, sagte er. »Unten im Tresorraum gibt es eine Kombination aus Laser und Videoüberwachungssystemen, die alles registrieren, was größer als eine Fledermaus ist. Und im Boden sind Berührungsmelder. Sie sind so empfindlich, daß sie selbst auf einen Bleistift ansprechen würden, der aus einem halben Meter Höhe zu Boden fiele.« Er schüttelte entschieden den Kopf.
    »Nein. Niemand kommt hier herein.«
    »Aber jemand hat es geschafft«, antwortete ich.
    »Ja«, knurrte Sanders. »Und eine halbe Tonne Gold mitgenommen.«
    Überrascht sah ich Dreistmeer an. Gold? Ich hatte bisher ganz automatisch angenommen, daß es die Einbrecher auf Geld oder Wertpapiere abgesehen gehabt hatten. Von Gold war nie die Rede gewesen.

Ich kam nicht dazu, Dreistmeer darüber näher zu befragen, denn wir erreichten den Tresorraum. Sanders hatte keineswegs übertrieben: Der Raum wimmelte nur so von den kleinen roten Augen der Laserkameras, und auf dem Boden gewahrte ich ein feinmaschiges Geflecht aus silbernen Drähten, das so dicht war, daß nicht einmal eine Katzenpfote dazwischengepaßt hätte.
    Die Safetür selbst sah aus, als könnte sie der Explosion einer kleinen Atombombe standhalten, ohne mehr als ein paar Kratzer abzubekommen. Ich nickte Sanders anerkennend zu, sagte aber kein Wort mehr, sondern geduldete mich, bis er die diversen Sicherheitseinrichtungen eine nach der anderen abgeschaltet hatte.
    »Wäre das nicht eine Möglichkeit?« fragte ich, nachdem er den letzten Schalter umgelegt hatte.
    Sanders sah mich fragend an. »Was?«
    Ich deutete auf den umfangreichen Schlüsselbund in seiner Hand. »Vorausgesetzt, jemand hätte sich Kopien all dieser Schlüssel besorgt, dann könnte er doch den ganzen Kram einfach abschalten, oder?«

    Sanders lächelte. Natürlich kannte ich die Antwort auf meine Frage, bevor ich sie überhaupt gestellt hatte. Aber ich hatte Sanders richtig eingeschätzt. Es erfüllte ihn mit Stolz, über seine Sicherheitsmaschinerie reden zu können. »Kaum«, antwortete er. »Ich muß jedes außergewöhnliche Abschalten vorher bei der Alarmzentrale anmelden, wissen Sie? Hätte ich das vorhin nicht getan, dann hätte es schon Alarm gegeben, als wir diesen Raum betraten, ob nun mit oder ohne Schlüssel. Die Polizei wäre längst hier.« Dreistmeer nickte bekräftigend. Er sah plötzlich sehr niedergeschlagen aus. »Überdies«, fügte der Hauptkassierer hinzu, »gibt es drei Videokameras, die sich überhaupt nicht abschalten lassen. Die dazugehörigen Monitore stehen in der nächsten Polizeiwache.«
    Gut, einen normalen Einbruch konnte man also praktisch ausschließen. Aber daran glaubte ich ja ohnehin schon lange nicht mehr.
    Ohne ein weiteres Wort sah ich zu, wie Sanders nacheinander drei und der Hauptkassierer zwei weitere Schlüssel in ebenso viele Schlösser steckten und anschließend jeder für sich und so, daß weder wir noch der jeweils andere es sehen konnten eine Zahlenkombination in ein kleines Tastenfeld eintippten, das sich neben der Tür befand.
    Einen Moment lang geschah nichts, dann erklang ein helles, metallisches Klicken, und die übermannshohe Panzertür schwang wie von Geisterhand bewegt auf. Ich sah, daß die Tür nahezu einen Yard dick war. Sie mußte Tonnen wiegen. Aber alles, was ich hörte, war das leise Summen eines Elektromotors.
    Sanders machte einen einladende Handbewegung und gleichzeitig einen Schritt zur Seite, und Dreistmeer und ich betraten nacheinander die Stahlkammer. Ich war verblüfft von ihrer Größe. Sie war fast ein kleiner Saal, gut fünfzehn Schritte lang und halb so breit. Die Wände bestanden aus Türen zahlloser Schließfächer, und in der Mitte des Raumes erhob sich ein deckenhoher Gitterkäfig, der allerdings im Moment vollkommen leer war.
    »ChromVanadiumStahl«, sagte Sanders, der lautlos

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