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Das Tor nach Andoran (German Edition)

Das Tor nach Andoran (German Edition)

Titel: Das Tor nach Andoran (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hubert Mergili
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Aufgabe verlangte es von ihm, jedes Wesen, das nicht in diese Welt gehörte wieder dahin zu bringen, wo es herkam. Oder es im schlimmsten Fall zu töten, damit es keinen Schaden anrichten konnte. Gandulf zog sich weiter in das kleine Gehölz zurück und lehnte sich ratlos an den Stamm eines Baums.
    Julian erklärte inzwischen Riana geduldig, wie sein Hemd und die Hose anzuziehen waren. Für Riana, die Julian nur fassungslos ansah, kostete es einige Überwindung, das für sie fremde Gewand anzulegen. Julians Ersatzhose war Riana viel zu weit und rutschte bei jeder ihrer Bewegungen an ihr herab. Kurzer Hand nahm Julian ein Stück Strick und band es ihr um die Hüften und verknotete ihn. Jetzt hielt die Hose, ohne zu rutschen.
    »Warst du in deiner Welt wirklich ein Einhorn?« Julian sah Riana schüchtern und verlegen an, als er ihr die Frage stellte.
    In den Märchen seiner Mutter, die sie ihm und seinen Geschwistern erzählte, kamen alle möglichen Sagengestalten vor. Nur hatte sie seine Mutter anders beschrieben. Als Riana nicht antwortete, bemerkte er die Tränen, die über ihr Gesicht liefen.
    »Entschuldige bitte, das war eine blöde Frage.«
    Julian kramte vor Verlegenheit in der Truhe, um Riana nicht ansehen zu müssen. Aus den Tiefen der Truhe brachte Julian ein Paar ziemlich abgetragene Sandalen hervor. Für den Moment hatte er nichts Besseres zu bieten.
    Er half Riana, die nur schweigend auf der Bettkante saß in die Sandalen. Julian sehnte sich danach, das Gandulf wieder in die Hütte kam, denn das anhaltende Schweigen machte ihn nervös. Der plötzliche Knall, der die Stille wie ein Messer zerschnitt, ließ Julian und Riana erschrocken zusammenfahren. »Die Jäger, sie kommen mich zu holen,« flüsterte Riana voller Panik.
    »Bleib hier, ich sehe nach,« flüsterte Julian und verschwand durch die Türe.

Kapitel 6
    Die schwarze Festung

    Gespenstischer von Blitzen durchzuckter Nebel hüllte Gallan ein, als sich das Tor hinter ihm schloss. Allmählich und zögernd lösten sich die wabernden Nebelschleier auf. Gallan wartete, bis sie sich ganz legten, dann sah er sich suchend um. Er war auf der Suche nach einem Anhaltspunkt, der ihm verriet, in welche Welt die Mutter ihre Tochter vor ihm zu verstecken suchte.
    Jedes Wesen das sich in diesem Zwischenraum bewegte hinterließ eine Spur, das Problem war nur diese zu erkennen. Die Spur des Einhorns musste noch frisch sein, daher glaubte Gallan, sie leicht zu finden. Angestrengt suchten seine Augen in dem diffusen Licht, das der Dunkelheit gewichen war, nach einem Anzeichen.
    Jarduk spielte nervös mit den Ohren und versuchte sich auf der Hinterhand zu drehen, da gewahrte Gallan die blassblauen Schemen, die nur von der Aura des Einhorns herrühren konnten. Das war die Spur, nach der er suchte.
    Gallan hob seine Hand mit dem Ring an. Ein dünner roter Faden verließ den Ring und strebte rasch auf den dunstigen sich in Auflösung beginnenden Schemen zu, umfing ihn und hielt ihn fest. Gallan triumphierte und gab Jarduk die Sporen, nun war es ihn ein Leichtes, das Junge aufzuspüren.
    In einem sich wild drehenden Durcheinander aus Farben, die von zartem Weiß über satt leuchtendem Gelb bis hin zum dunkelsten schwarz reichten, nahm Gallan rasant Fahrt auf. Nur gehalten durch die Verbindung seines Ringes zu der Aura des Einhorns, stürzte er an ungezählte Welten vorbei, die als verschwommene Schemen in sein Gesichtsfeld kamen und wieder verschwanden. Plötzlich bemerkte Gallan, wie seine Fahrt gebremst wurde. Die Farbenpfeile, die an ihm vorüber rasten, verloren sich und wurden zu dicken ineinander laufenden Klecksen, bis sich eine in allen regenbogenfarben schillernde Kuppel über ihm ausbreitete und langsam verblasste.
    Gallan war am Ziel seiner Verfolgungsjagd angekommen und mit einem donnernden Knall, spuckte ihn die Zwischenebene aus, um das Tor sofort hinter ihm wieder zu verschließen. Gallan saß hoch aufgerichtet im Sattel und sah sich aufmerksam um.
    Vor sich erkannte er ein kleines Wäldchen im dämmrigen Licht des beginnenden Tages. Wie Gallan erkannte, stand er mitten auf einem Talgrund, an dessen Seiten sich steile Berghänge erhoben. Von irgendwoher vernahm er das Blöcken von Schafen, doch seine ganze Aufmerksamkeit richtete sich auf die mentalen Schwingungen des Einhorns. Lange musste Gallan nicht suchen, denn bei dem nahe gelegenen Gehölz wurde er fündig. Schwach aber dennoch deutlich erkennbar strömten die Schwingungen auf ihn ein. Hämisch

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