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Das Tor nach Andoran (German Edition)

Das Tor nach Andoran (German Edition)

Titel: Das Tor nach Andoran (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hubert Mergili
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grinsend stieg er von seinem Pferd.
    * Wenn die Mutter wüsste, dass er ihr Junges trotz ihrer Bemühungen gefunden hatte. * Ungewollt dachte er über die Stute und ihren vergeblichen Bemühungen nach, ihr Junges vor ihm zu schützen.
    Aufrecht lief Gallan die wenigen Schritte bis zum ersten Stamm eines Ahorns hinüber und erstarrte zur Bewegungslosigkeit. Ein Schatten trat dahinter hervor und schrie ihn an. »Halt, stehen bleiben.«
    Gallan konnte im Zwielicht des Morgens einen jungen Mann erkennen, der ihm drohend ein großes Jagdmesser entgegenhielt. Gedankenschnell hob Gallan seine Hand mit dem Ring, aus dem ein feiner roter Lichtstrahl die Brust der Gestalt vor ihm traf. Leblos sackte der Junge in sich zusammen und schlug hart auf dem Boden auf.
    * Dieser Narr, dachte der Junge etwa Gallan würde sich von ihm einschüchtern und aufhalten lasen? * Gallan setzte unbeirrt seinen Weg fort.
    Wachsam stieg er über den Jungen hinweg und drang tiefer in das Gehölz ein. * Wo steckte das verdammte Einhorn nur? * Hier drinnen war es dunkel wie in einem Pferdearsch. Die dicht zusammengewachsenen Wipfel der Bäume verhinderten das durchdringen des schwachen Morgenlichts bis auf den Waldboden.
    Verstärkt durch seinen Ring, spürte er ganz deutlich die Ausstrahlung des Einhorns. Jäh blieb Gallan stehen. Die zarte Gestalt eines Mädchens mit langen weißen Haaren löste sich aus dem Schatten der Bäume. Mit in Panik geweiteten Augen starrte ihn das Mädchen an und öffnete den Mund zu einem stummen Schrei. Es warf sich herum und wollte vor ihm fliehen. Schlagartig verstand er die Worte ihrer Mutter.
    Er verdankte es dem Ring, der die Ausstrahlung des Einhorns noch wahrnahm. Ohne ihn hätte er das Mädchen nicht weiter beachtet. Am allerwenigsten aber wäre es ihm eingefallen nach etwas anderem zu suchen als nach einem Einhorn. Es war ein Glück für ihn, weil die Suche nicht allzu lange dauerte, sonst könnte selbst der Ring die Schwingungen nicht mehr orten. Ein kaum wahrnehmbares Rascheln in seinem Rücken verursachte das Schrillen sämtlicher Alarmglocken in Gallans Kopf. Noch ehe er sich instinktiv mit einem Satz nach vorne in Sicherheit bringen konnte, explodierte in seinem Kopf ein Feuerwerk, das von schlagartiger Dunkelheit abgelöst wurde.
    * Verdammt,* war der letzte Gedanke Gallans, ehe er ohnmächtig im Gras aufschlug.
    Gallan bemerkte nicht, wie er im Sturz die Jagdtasche mit den kostbaren Hörnern verlor, die in einem weiten Bogen vor ihm auf dem Boden landete.
    Hämmernde Schmerzen, so als benütze jemand seinen Schädel als Amboss, ließen Gallan wieder zu sich kommen. Er benötigte lange Zeit, bis er halbwegs klar denken konnte. Langsam kam die Erinnerung an den Schlag auf seinem Hinterkopf und dem rasenden Schmerz der darauf folgte wieder zurück.
    Gallan atmete tief durch und versuchte die Augen zu öffnen, aber es dauerte noch einige Zeit bis sein Bewusstsein die tiefe Dunkelheit, die ihn einhüllte, begriff. * Wo befand er sich warum war es dunkle Nacht um ihn herum? Wie lange war er bewusstlos gewesen? *
    Anfangs konnte er sich das kratzende Gefühl auf seinem Gesicht nicht erklären. Langsam wurde ihm klar, dass es die raue Innenseite seines Ledermantels sein musste, die bei jeder Bewegung über sein Gesicht schabte.
    Mit schmerzverzerrtem Mund rollte er sich auf den Rücken, wischte mit einer fahrigen Bewegung den Mantel zur Seite und schloss geblendet seine Augen. Wie scharfe spitze Messer peinigten die Sonnenstrahlen seine Sehnerven. Es war heller Tag und die Sonne stand über ihm im Zenit. Beim zweiten Versuch seine Augen zu öffnen war Gallan darauf vorbereitet und nach einiger Zeit sah er das Blau des Himmels über sich. Langsam erinnerte sich Gallan an das Geschehene und schalt sich einen Narren so arglos in die Falle des Jungen gestolpert zu sein. * Aber wo war der Junge, * fragte er sich, während er sich mit zusammengebissenen Zähnen aufzurichten versuchte.
    Er musste ziemlich lange bewusstlos gewesen sein, wenn die Sonne schon so hoch stand. Beim zweiten Versuch gelang es ihm, auf die Beine zu kommen. Gallans verschwommener von Schmerzen gepeinigter Blick suchte die Umgebung nach dem Jungen ab, der ihn hinterlistig überrumpelt hatte. Er musste noch irgendwo in der Nähe sein, da fiel sein Blick auf etwas, das ihn an seinem Verstand zweifeln ließ. Gallan glaubte seinen Augen nicht trauen zu können, als er den Kadaver des Einhorns neben sich im Gras liegen sah, das er vor wenigen Stunden

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