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Das Tor nach Andoran (German Edition)

Das Tor nach Andoran (German Edition)

Titel: Das Tor nach Andoran (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hubert Mergili
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aufzurichten.
    »Wer ist das Mädchen,« fragte Gandulf, der über seine Schulter hinweg schaute. Julian schüttelte nur seinen Kopf. »Ich weiß es nicht,« gestand Julian. »Sie lag unmittelbar nach dem Verschwinden einer Lichterscheinung leblos auf der Wiese vor der Hütte, da hab ich sie in die hereingebracht.«
    Gandulf schob Julian sachte zur Seite und betrat das Innere der Hütte. Je näher er dem Bett kam, um so deutlicher wurden die Schwingungen, die das Mädchen aussandte. Er hatte gefunden, wonach er suchte. Gandulf legte das Wesen aus einer anderen Welt wieder ins Bett zurück, ehe er Julian fragte. »Welche Erscheinung meinst du.«
    »Ich wollte gerade mein Abendessen zubereiten, als wie aus dem Nichts ein gleißender Kreis, von wabernder Luft umgeben erschien. Zuerst dachte ich, es handle sich um einen Kugelblitz, aber das Luftgebilde löste sich mit einer Detonation wieder auf, ohne irgendwelchen Schaden anzurichten. Als ich dann wieder etwas sehen konnte, lag das Mädchen auf dem Boden.
    Gandulf legte den Kopf leicht schief. Eine Geste, die Julian falsch verstand und abermals beteuerte, dass es genau so abgelaufen war, wie er es erzählte.
    Der Wächter jedoch glaubte dem Jungen. Der Junge wollte eine Detonation gehört haben. Dieser Umstand machte ihn hellhörig. * War es möglich, dass der Junge wirklich den Knall, der bei einer solchen Gelegenheit entstand, vernehmen konnte? *
    »Bist du sicher, dass es eine Detonation beim Verschwinden des Kreises gab,« forschte er nach. Julian nickte heftig, eher er bestätigte. »Laut und deutlich.«
    Ein leises Stöhnen vom Bett her lenkte die Aufmerksamkeit auf das Mädchen zurück. Doch Gandulfs Gedanken kreisten um etwas, was so gut wie unmöglich erschien. Er nahm sich vor, später mit dem Jungen noch einmal darüber zu reden, aber zuerst hatte er eine Aufgabe zu erfüllen. Das Mädchen schlug ihre Augen auf und sah sich verwirrt und ängstlich um.
    »Wo bin ich,« fragte sie mit klangloser Stimme, wobei es versuchte sich ungelenk aufzusetzen. Mit einem ungläubigen Gesichtsausdruck betrachtete sie ihre Gliedmaßen und betastete sich am ganzen Körper. Das Einzige was sie zu bewundern schien, waren ihre langen weißblonden Haare. Den Rest betrachtete sie mit unverhohlener Verachtung.
    Auf keinen Fall aber war sie sich ihrer Nacktheit bewusst. Gandulf sah zu Julian. »Wie heißt du Junge?« Julian nannte seinen Namen. »Hast du Kleidung für das Mädchen. Es ist besser sie zieht sich etwas an, bevor sie sich erkältet.« Julian zeigte auf eine kleine Klappe, die sich neben dem Bett in der Wand angebracht befand. »Dahinter sind meine Ersatzsachen.«
    Gandulf öffnete die Klappe und griff hinein. Er brachte seine Ersatzhose und ein Hemd zum Vorschein. »Das dürfte genügen,« sagte er befriedigt und ging vor dem Mädchen in die Knie.
    »Zieh das an Mädchen, bevor du dir den Tod holst.« Gandulf sah ihr in die indigoblauen Augen. Erst jetzt bemerkte er die außergewöhnliche Schönheit des zarten Wesens, das bei seinem Blick leicht zurückwich. Auffallend waren ihre feinen, wie gemeißelten Gesichtszüge mit den mandelförmigen Augen, die schmale kleine Nase und die vollen blassroten Lippen. Sie standen im Kontrast zu der weißen bleichen Haut und dem rötlichen Mal auf ihrer Stirne. »Wie ist dein Name und woher kommst du Mädchen.«
    Gandulfs Frage klang fast wie eine Anklage, fand Julian.
    »Riana,« kam es leise von dem Mädchen zurück. »Ich heiße Riana, wie ich hier herkomme, das kann ich nicht sagen. Ich sprach mit meiner Mutter, als mich ein Sog erfasste und mir schwarz vor den Augen wurde. An den Rest kann ich mich nicht erinnern.«
    Die nächste Frage des Wächters ließ Riana erzittern.
    »Hatte deine Mutter etwas mit dem Sog zu tun?« Gandulf glaubte nicht daran, dass Riana aus Versehen einer Überlappung der Welten zu nahe gekommen war und so in diese Welt gelangte. »Ich weiß es nicht. Meine Mutter wollte mich vor den Jägern in Sicherheit bringen und dann das da.«
    Verzweifelt tastete Riana ihren Körper und ihr Gesicht ab, so als suche sie etwas, das nicht vorhanden war. »Du hast keine Verletzungen. Bei deiner unfreiwilligen Reise ist dir nichts geschehen. Ich werde dich trotzdem wieder zurückschicken, denn du gehörst nicht in diese Welt.«
    Julian fragte sich gerade, von was Gandulf da redete, als Riana zu weinen begann. »Ebenso gut kannst du mich hier gleich töten,« entgegnete Riana leise. Vielleicht ist das auch besser so, denn

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