Das Tor nach Andoran (German Edition)
ihnen eröffnete sich, erleuchtet vom matten Licht der magischen Fackel und der Flechten an den Wänden eine atemberaubende Aussicht. Vor ihnen lag eingebettet in einen breiten Streifen sandigen Kieses ein unterirdischer See.
Schnüffelnd begutachtete Trina den weichen Kies, dann lief sie aufgeregt ans Wasser und soff ausgiebig von dem klaren Nass. Planschend lief sie am seichten Ufer entlang und bellte freudig auf, was als schwaches Echo von den Wänden zurückkam.
Staunend und von der unerwarteten Schönheit gebannt, betrachteten Julian Gandulf der Troll und Riana die Halle, die den See überspannte, und näherten sich dem Ufer. Julian sah nach oben zur Decke und entdeckte riesige Kristalle, die die Decke überzogen und sich im ruhigen Wasser des Sees widerspiegelten. »Welch eine Schönheit,« flüsterte er gebannt von dem Anblick.
Zu beiden Seiten des Sees zog sich ein breites Band aus weichen feinem Kies entlang, in dem sich glitzernd das grünliche Licht der Flechten brach und seine Kristalle wie Sterne funkeln ließ.
Nicht weit von der Stelle, an der sie aus dem Stollen kamen, ragte ein Bootssteg in den See. Thurgrom ging zu ihm hinüber, um nachzusehen, ob die dort festgemachten Boote noch brauchbar waren.
Riana sank erschöpft vom stundenlangen Marsch in den Kies.
»Kann man von dem Wasser trinken,« rief sie Thurgrom nach, und als der die Frage bejahte, schöpfte sie mit der hohlen Hand das Wasser. Vorsichtig kostete sie davon und seufzte erleichtert.
»Welch ein klarer frischer Geschmack. Probiert, ihr werdet es nicht bereuen,» forderte sie ihre Begleiter auf. Gandulf folgte dem Zwerg, denn es gab einige Fragen, auf die er Antworten haben wollte. Wie vor den Kopf geschlagen stand Thurgrom am Steg und betrachtete die zerstörten Boote. Halb untergegangen ragten die zerschlagen Kiele wie tote Finger aus dem Wasser. »Ich hatte gehofft, dass wenigstens ein Boot noch zu gebrauchen wäre. Aber so bleibt uns nichts anderes übrig als den See zu Fuß zu umrunden,« stellte Thurgrom freudlos fest. Gandulfs Blick streifte über die zerstörten Boote und er meinte achselzuckend.
»Ich dachte du warst schon einmal hier, aber wie ich sehe, ist das alles auch für dich neu. Als wir uns das erste Mal trafen, sagtest du, du wärst auf der Suche nach deinen verschwundenen Brüdern. Ich habe dich beobachtet, und dabei festgestellt, dass die Verwüstungen und das Chaos hier unten für dich neu waren. Der Tote in der Halle unter dem Schutt des eingebrochenen Stollens sowie das Fallgitter auf der Brücke. Der Gang, in dem die Flechten erloschen waren und jetzt die unbrauchbaren Boote. Was oder wer steckt hinter alledem?«
Thurgrom seufzte. »Nahe des Ortes, wo ich auf euch traf, gibt es einen Eingang, der zum Clan der Orothur führt. Das ist ein Clan, der eng mit dem unseren verwandt ist und sich die Tiefgräber nennt. Nicht weit vom Eingang entfernt versperrten mir Felsmassen und Trümmer den Weg und so bin ich umgekehrt.«
Gandulf hörte aufmerksam zu, während der Zwerg sprach und starrte auf den Bootssteg.
»Kein Zwergenvolk lässt einen eingestürzten Stollen einfach so stehen, also wurde mir klar, dass etwas geschehen sein musste. Zuerst hatte ich die Goldgräber aus dem Ort in Verdacht. Als ich aber diesen Ort leer und verlassen vorfand, begannen düstere Ahnungen mich heimzusuchen. Auf unserem Weg hierher hätten wir schon lange ein Lebenszeichen meines Stammes erkennen, oder zumindest auf die Wachen an der Brücke stoßen müssen. Es scheint so als wäre mein Volk vor einem unbesiegbaren Gegner geflüchtet.«
»Hast du eine Vermutung, wer dieser unbesiegbare Gegner gewesen sein könnte,« unterbrach Gandulf Thurgrom, der aber schüttelte hilflos den Kopf. »In der Stadt finde ich sicher Hinweise, was geschehen ist, aber im Augenblick bin ich ratlos.«
Thurgrom warf einen letzten Blick auf die Zerstörung, dann ging er mit Gandulf zu den anderen zurück. »Wir übernachten hier am Ufer und Morgen machen wir uns auf den Weg in die Stadt. Die Boote sind alle zerstört und unbrauchbar, also müssen wir zu Fuß um den See gehen.«
Thurgrom und Granak teilten ihren restlichen Proviant mit Gandulf Julian und Riana, wobei Gandulf angesichts des kläglichen Restes Thurgrom darauf ansprach. »Wenn es in deiner Stadt keinen Proviant zu finden gibt, bleibt uns nichts anderes übrig, als wieder nach oben zu gehen.«
»Aber die Jäger …,« Granak erhob protestierend die Hand, doch Gandulf schnitt ihm das Wort
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