Das Tor zur Ewigkeit: Historischer Roman (German Edition)
geschundene Gesicht.
»Ich muss austreten. Geh zu ihr, und setz dich in ihre Nähe, damit sie beim Aufwachen nicht allein ist. Nur anrühren darfst du sie nicht.«
Duncan gehorchte, und Catlin nutzte die Gelegenheit, schnell noch zum Haus hinüberzugehen und nach ihrem Vater zu sehen.
»Sie haben alle Messer und die beiden neuen Schwerter aus der Werkstatt mitgenommen«, hörte sie den Schmied gerade zu Adam sagen, als sie die Stube betrat.
»Wie geht es dir, Vater?« Catlin eilte auf ihn zu und umarmte ihn.
Der Vater beachtete sie kaum und antwortete nicht. »Das waren keine gewöhnlichen Räuber, keine Vogelfreien, die zum Stehlen gezwungen sind, um zu überleben. Das waren Soldaten des Königs«, erklärte er Richard und Adam aufgebracht.
Bones, der zu seinen Füßen lag, winselte leise und wedelte müde mit dem Schwanz, als Catlin sich zu ihm kniete. »Ach, Bones, mein lieber, treuer Bones!« Sie legte ihre Wange an sein struppiges Fell und streichelte ihn voller Zuneigung.
»Nicht Soldaten des Königs, sondern junge Söldner vermutlich«, erklärte Adam. »Nachgeborene Söhne aus niederem Adel, die für den Krieg leben und sich langweilen, wenn sie nicht kämpfen können. Sie versaufen ihr Geld und verspielen es. Sind ihre Börsen dann leer, überfallen sie die einfachen Leute. Offenbar treiben sie schon seit Tagen ihr Unwesen in dieser Gegend. Die Lehrburschen haben gesagt, dass sie auch einige Bauern und den Müller heimgesucht haben. Sie sind gut bewaffnet und bestens ausgebildet. Aber glaubt mir, das lässt ihnen der König nicht durchgehen!«
»Worauf wartet ihr dann noch?«, fuhr Catlin Adam verzweifelt an und durchbohrte die beiden Männer mit entrüsteten Blicken. »Warum macht ihr euch nicht auf und sucht die Übeltäter? Wollt ihr warten, bis sie noch mehr Menschen töten und Frauen schänden?«, schrie sie ihren Zorn hinaus, wohl wissend, dass keiner von ihnen Schuld an diesem Unglück trug.
Richard ging auf sie zu und legte ihr den Arm um die Schultern. »Wir wollten uns gerade beraten, wie wir die Suche am besten angehen. Einfach loszustürmen hat nicht viel Sinn. Wir wissen ja nicht, welches Ziel die Bande als Nächstes im Auge hatte.«
Catlin brach in Tränen aus.
Der Schmied sprang auf, sank aber sogleich wieder auf seinen Stuhl zurück.
»Onkel, Ihr müsst Euch schonen«, mahnte Richard und legte Henry entschlossen die Hand auf den Oberarm. »Wir fassen die Verbrecher, das verspreche ich.«
Als die Sonne höher stand und den blassblauen Himmel anstrahlte, gelang es Catlin endlich, Winnie zum Verlassen der Hütte zu überreden.
»Lass uns zum Bach gehen!« Catlin hatte ein Leinentuch, ein Tonfläschchen, ein sauberes Kleid und den Schwamm mitgenommen, den sie in London für Elfreda gekauft hatte. Sie nahm Winnie bei der Hand und zog sie hinter sich her. Unterhalb der Stelle, an der sie gewöhnlich ihr Wasser schöpften, watete sie in das eiskalte Nass, tauchte den Schwamm ein und wusch vorsichtig die zitternden Beine des jungen Mädchens. Erst die Waden, dann behutsam höher hinauf bis zu den Schenkeln.
Winnie stand wie erstarrt in dem kalten Wasser. Tränen liefen ihr über das Gesicht. »Wasch sie ab! Bitte, wasch sie ab!« Sie weinte bitterlich. »Ich rieche sie noch immer an mir!«
Catlin nickte und weinte mit ihr. Stumm fuhr sie immer weiter mit der Hand unter Winnies Kleid, um das Blut und die fremden Männer von ihr abzuwaschen. Wieder und wieder tauchte sie den Schwamm ins Wasser, spülte ihn aus und schwemmte die Sünde den Bach hinunter. Winnie schlotterte vor Kälte, doch den Schmutz fortzuwaschen war wichtiger als ein Schnupfen, den sie vielleicht davontrug. Catlin fuhr sanft mit dem Schwamm über Winnies Scham, ihren Bauch und die kleinen Brüste, dann zog sie ihr das zerrissene Kleid über den Kopf. Der Bach war ihr Verbündeter, riss es mit sich und spülte es glucksend fort. Catlin ließ Unmengen von Wasser über Winnies geschundenen Körper rinnen, schrubbte sie mit dem Schwamm, bis sich ihre Haut rötete, und rubbelte sie schließlich mit dem Leinentuch trocken. Eine Ecke des Tuches machte sie nass und wischte damit sanft über Winnies blasses Gesicht. »Es wird alles gut«, murmelte sie immer wieder, während Winnie nur dastand und schluchzte.
Das Fläschchen, das sie mitgebracht hatte, enthielt feinstes Rosenöl. Catlin hatte es in London von Hilda geschenkt bekommen und war froh, es nun an Winnie weitergeben zu können. Mit weichen, sanften Händen verteilte
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