Das Tor zur Ewigkeit: Historischer Roman (German Edition)
der Werkstatt ihrer Eltern arbeiten, und Mabel wird sie einmal übernehmen«, antwortete Catlin stolz, sprang vom Fass auf und kratzte sich undamenhaft am Allerwertesten. Als es ihr bewusst wurde, errötete sie. Zum Glück schien Richard die Geste nicht bemerkt zu haben, er nickte nur leicht gelangweilt und folgte dem Burschen in den Mietstall. Als er zurückkam, rieb er sich zufrieden die Hände, als habe er ein gutes Geschäft gemacht. Er bestieg sein Pferd und streckte den Arm aus, um Catlin Halt zu geben und sie zu sich in den Sattel heraufzuziehen. »Es wird bald dunkel, wir sollten uns beeilen.« Er warf einen kurzen Blick zum Himmel hinauf.
»Bleibst du noch eine Nacht bei uns?« Catlin flüsterte fast. Das Herz wurde ihr schwer bei dem Gedanken, dass nun auch Richard davonziehen würde, nachdem Knightlys Weg sich bereits in London von dem ihren getrennt hatte.
»Nein, ich kann nicht, ich muss zurück zur Abtei, der König wünscht meine Anwesenheit.«
»Hm«, machte sie enttäuscht, schlang ihm die Arme um den Leib, der sich leicht zu verkrampfen schien, als sie ihn umfing, sich jedoch entspannte, sobald sie ihre Wange an seinen Rücken schmiegte. Dann gab Richard seinem Pferd die Sporen.
Als sie in den Hof der Schmiede kamen, runzelte Catlin die Stirn. Der Hund bellte nicht, und das Haus war dunkel, obwohl es bereits dämmerte. Kochte Elfreda denn kein Nachtmahl?
»Irgendetwas stimmt hier nicht«, flüsterte sie Richard zu und ließ sich vom Pferd gleiten. Ihr Vetter stieg ebenfalls ab und band das Tier an.
Bones! Catlin rannte los, als sie den hingestreckten Körper des Hundes unweit der Werkstatt entdeckte.
Das Fell auf seinem Kopf war mit Blut verkrustet. Catlin sank neben ihm auf die Knie. »Ach, Bones, mein armer Bones!«, flüsterte sie, als er leise fiepte. Hin und her gerissen zwischen Sorge um den Hund und Erleichterung, dass er noch lebte, strich sie ihm liebevoll über den Rücken. Plötzlich wurde ihr eiskalt. Ihr Vater hätte den Hund nie im Leben einfach so liegen gelassen! Sie sprang auf und sah Hilfe suchend zu Richard hinüber.
Nach einem prüfenden Blick auf den Boden hatte der schon die Hand an der Tür zur Schmiede. »Bleib hier!«, befahl er ungewöhnlich streng und öffnete vorsichtig.
Catlin folgte ihm auf dem Fuß und betrat dicht hinter ihm die dunkle Werkstatt.
Dass es in einer Schmiede nach Eisen roch, war nicht ungewöhnlich, der süßliche Hauch von Blut aber, der sich mit dem Metallgeruch vermischte, jagte Catlin Schauer über den Rücken. Sie riss die Augen auf, denn in den Essen brannte kein Feuer, und die wenigen glühenden Kohlen strahlten nur ein spärliches Licht ab. Als die Tür krachend hinter ihnen zufiel, fuhr sie zusammen. Zum Glück kannte sie sich in der Werkstatt aus. Sie tastete sich an der Wand entlang und griff mit zitternden Fingern nach einem der aufgestapelten Kienspäne, um ihn an der Glut zu entzünden. Nur wenige Schritte trennten sie noch von der nächsten Esse, als ihr der Atem stockte. Ihr Fuß war gegen einen leblosen Körper gestoßen. Ein spitzer Schrei löste sich aus ihrer Kehle.
Richard, der sich ebenfalls vorwärtsgetastet hatte, fand einen Lappen, den er auf die glühenden Kohlen warf. Flammen leckten daran. Richard griff nach einem kleinen Holzscheit und legte es nach. Das Feuer loderte auf und warf sein zuckendes Licht auf den Schrecken in der Schmiede.
Catlin sah, dass es Peters Leichnam war, den sie mit dem Fuß angestoßen hatte. Der alte Mann lag mit verdrehten Gliedmaßen am Boden. Mit enger Kehle, unfähig, etwas zu denken oder zu tun, stand Catlin nur da und starrte in seine erloschenen Augen. Ihr Herz schlug so heftig, dass ihr die Brust schmerzte.
»Henry!«, rief Richard und stürzte auf den Schmied zu, der hinter einem Amboss lag und leise stöhnte.
»Vater!« Catlin löste sich aus ihrer Erstarrung und lief zu ihm.
»Edwin, wo ist Edwin?«, stöhnte der Schmied.
Richard sah sich um und entdeckte den Gesellen regungslos in einer Blutlache liegen. Sein Brustkorb hob sich nicht mehr, und am Hals klaffte eine lange, tiefe Schnittwunde, an der das Blut bereits eintrocknete.
»Er ist tot«, antwortete Richard leise und bekreuzigte sich.
»Helft mir hoch!«, befahl der Schmied, betrachtete voller Schmerz die beiden niedergemetzelten Gehilfen und wandte den Blick dann Richard und Catlin zu.
»Wir wurden überfallen«, erklärte er schwer atmend. »Die Jungen konnten sich befreien und wollten Hilfe holen. Wo sind sie?
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