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Das Tor zur Ewigkeit: Historischer Roman (German Edition)

Das Tor zur Ewigkeit: Historischer Roman (German Edition)

Titel: Das Tor zur Ewigkeit: Historischer Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Katia Fox
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vorgehaltener Hand über ihn sprachen. Er unterstützte die Gerüchte über den edlen Dieb, der nach jedem Beutezug in einer Londoner Kirche üppige Almosen spenden ließ. Zu seiner Sicherheit beauftragte er stets einen Blinden, das Geld mit einem Gruß von Quickhands und der Bitte zu überbringen, ein Gebet für ihn zu sprechen. Auf diese Weise erfreute sich der Dieb, der die Reichen bestahl und die Bedürftigen großmütig bedachte, bei den Ärmsten der Armen schon bald großer Beliebtheit. Er galt als Held des Volkes, über dessen Namen die Kinder beim Spiel auf der Straße einen Abzählreim erdacht hatten.
    Eana, meana, mona, moin,
Copper, silver, golden coin,
Hide your purse and be aware,
Quickhands makes you’ money share,
One, two, three, four, five, six, seven,
Praise the lord and go to heaven.
    Die meiste Zeit jedoch widmete Nigel nicht dem Stehlen, sondern der Arbeit im väterlichen Kontor. Vor allem seit er um die Hand der anmutigen Ewe angehalten hatte, war er bemüht, bei den anderen Kaufleuten einen guten Eindruck zu hinterlassen.
    Nigel pickte einen Kuchenkrümel vom Tisch und steckte ihn in den Mund. »Irgendwann muss ich wohl oder übel meines Vaters Ableben verkünden, schließlich werden wir bald heiraten.« Er seufzte tief.
    »Hier, iss noch etwas!« Catlin setzte ihm ein weiteres Stück Apfelkuchen vor, den sie mit klein gehackten Rosinen, Honig und Datteln gesüßt und mit Mandeln und Zimt zubereitet hatte.
    »Danke, schmeckt wirklich köstlich.« Nigel lächelte kurz und wurde wieder ernst. »Ewes Vater lässt sich nicht ewig mit Ausflüchten abspeisen. Ich muss eine Lösung finden, unbedingt!« Er biss in den Kuchen und stöhnte vor Wonne. »Hm!« Er leckte sich über die Lippen. »Vielleicht hättest du Kuchenbäckerin werden sollen«, sagte er mit vollem Mund.
    »Ach du!« Catlin gab ihm einen Klaps auf den Arm. »Kuchenbäckerin! Ich hoffe, du wirst eines Tages erleben, dass ich die wunderbarsten Glocken des Landes gieße.« Sie schüttelte den Kopf. »Kuchenbäckerin«, murmelte sie geringschätzig.
    In den ersten Monaten waren in der Gießerei nur Aufträge für kleinere Glockenspiele und Pilgerglocken eingegangen. Ihr schöner, weicher Klang hatte der Werkstatt jedoch rasch einen guten Ruf beschert, und so war im Herbst neben einem größeren Glockenspiel auch der Guss von zwei recht großen Glocken in Auftrag gegeben worden, die bis zum Osterfest fertig sein mussten.
    »Zwei Glocken gleichzeitig zu fertigen erspart uns viel Arbeit und senkt unsere Ausgaben«, hatte John Catlin höchst zufrieden erklärt. »Zum einen können wir die Helfer besser einsetzen und zum zweiten günstigere Preise für nahezu alles Benötigte verhandeln. Für die Ziegel, den Lehm und die Rosshaare, aber was noch wichtiger ist – auch für Zinn und Kupfer.« Er hatte einen Blick in die Werkstatt geworfen und voller Genugtuung genickt. »Tief wird die Grube diesmal werden und größer«, hatte er gemurmelt und mit erhobenem Daumen und einem zugekniffenen Auge Maß genommen.
    Bei dem Gedanken daran schmunzelte Catlin. John hätte niemals zugegeben, dass Nigel die Werkstatt nicht besser hätte aussuchen können, doch genauso war es. Der Boden aus gestampftem Lehm konnte tief genug ausgegraben werden, damit in der Grube Glockenkern, falsche Glocke und Glockenmantel für zwei, später womöglich gar für drei größere Glocken gleichzeitig aufgebaut werden konnten. Sowohl die ausgehobene Erde als auch die Ziegel und der Lehm für die Formen, die ihnen geliefert wurden, ließen sich im Hof lagern. Sogar ein Ofen, an dem nur wenig hatte verändert werden müssen, war schon vorhanden gewesen, und einen Brunnen gab es hinter dem Haus schließlich auch.
    »Wir können deinem Nigel schon bald einen Teil unserer Schuld zurückzahlen«, pflegte ihr John immer wieder zu versichern. Catlin runzelte dann die Stirn. Sie mochte es nicht, wie er deinem Nigel sagte, und fand die Äußerung herablassend, beinahe verächtlich.
    »Wir zahlen ihm Mietzins und schulden ihm nichts«, antwortete sie für gewöhnlich ein wenig spitz. »Es sei denn, du möchtest ihm die beiden Wohnräume irgendwann abkaufen«, fügte sie hinzu, wohl wissend, dass John die Mittel dazu gar nicht besaß.
    »Ja, das täte ich wohl, so ich denn könnte. Mir behagt nun einmal der Gedanke nicht, ihm verpflichtet zu sein«, erwiderte John stets mit griesgrämiger Miene und kehrte ihr den Rücken zu.
    Auch wenn er hin und wieder ein wenig brummig sein konnte, so

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