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Das Tor zur Ewigkeit: Historischer Roman (German Edition)

Das Tor zur Ewigkeit: Historischer Roman (German Edition)

Titel: Das Tor zur Ewigkeit: Historischer Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Katia Fox
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als entferne sie ihn. Dann atmete sie tief ein, richtete sich wieder auf und rang sich ein zuversichtliches Lächeln ab.

    Am Morgen hatte Merilda leise schluchzend ihre Habseligkeiten zusammengesucht und zu einem prallen Bündel geschnürt. Ihr ganzes Leben, eingebunden in ein großes Tuch. Nun, da sie das Haus verlassen und die Tür hinter sich abgeschlossen hatten, konnte die Ärmste ihre Tränen nicht mehr zurückhalten.
    »Ich finde eine gute Arbeit, und dann legen wir Geld für einen Neuanfang zur Seite«, versprach Randal sanft, nachdem er der Frau des Seilers von gegenüber den Schlüssel für den jungen Kaufmann gegeben hatte. »Du wirst sehen, wir kehren schon bald zurück.« Er drückte seine Lippen sanft auf ihren Scheitel, schulterte sein Bündel und führte sie die Straße entlang. »Bitte, Liebste, weine nicht!«, bat er sie, als aus ihren Tränen wahre Sturzbäche wurden, und wagte sie fortan nicht mehr anzusehen. Zu nahe ging ihm ihr Elend. Er küsste ihren Hals und brachte sie fort von ihrem Heim in eine ungewisse Zukunft. Bei dem Gedanken, was sie noch erwarten mochte, schweifte sein Blick in die Ferne und kreuzte den einer jungen Frau. Verwundert, weil auch in ihren Augen Wehmut stand, betrachtete er sie. Sie war in Begleitung des jungen Kaufmannes, der die Werkstatt erworben hatte. Ob sie sein Weib war? Freudestrahlend sah auch sie nicht aus, eher furchtsam und verzagt. Randal musterte sie unauffällig. Wie Merilda war auch sie fast noch ein Kind. Vielleicht, so überlegte er, hatte sie den jungen Kaufmann gegen ihren Willen geheiratet und war nun nicht glücklich mit ihm. Randal konnte nicht umhin, einen Hauch von Genugtuung zu verspüren. Merildas Schluchzen aber holte ihn in die Wirklichkeit zurück. Selbst wenn die junge Frau nicht begeistert von ihrem Gemahl schien, so hatte sie zumindest keine Geldsorgen. Und wenn sie eines Tages ein Kind bekam, musste sie kaum fürchten, es nicht ernähren zu können. »Bitte, mein Liebling, sei nicht traurig!«, raunte Randal Merilda ins Ohr. »Ich sorge für dich und das Kind. Niemals, hörst du, niemals lasse ich euch im Stich.« Er hauchte ihr einen Kuss auf die Wange und zog sie mit sich.

    Das Läuten der Glocke von St. Mary hallte in Catlins Kopf nach. Eine fremde Stimme drang an ihr Ohr. War die Trauung schon vorüber? Der dichte Nebel, der sie eingehüllt hatte, während der Priester feierliche Worte an sie gerichtet hatte, lichtete sich nur langsam. Catlin versuchte sich zu erinnern, ob sie John das Jawort gegeben hatte, doch es gelang ihr nicht.
    »Glückwunsch, mein Kind«, sagte der Mann, der sich vor dem Priester als ihr Vater ausgegeben hatte. Täuschte sie sich, oder klang seine Stimme gerührt, so als sei er tatsächlich Zeuge der Vermählung seiner Tochter gewesen? Geradezu liebevoll nahm er Catlins Gesicht zwischen seine rauen Hände und küsste sie auf die Stirn wie ein Vater. Die Erkenntnis, dass sie plötzlich verheiratet war, traf Catlin wie ein Keulenschlag. Sosehr sie diese Vermählung auch gewollt hatte, nun erschreckte es sie, Johns Eheweib zu sein. Bis dass der Tod euch scheidet. Der Tod. Bis einer von ihnen gestorben war. Und dann? Catlins Hals war wie zugeschnürt. Einen Fremden als ihren Vater ausgegeben zu haben fühlte sich falsch an. Vor Gott und der Kirche. Vor ihr selbst. Mit ungeahnter Heftigkeit überkam Catlin ein nie gekanntes Gefühl von Einsamkeit und Trauer. Weder ihre Freunde, Thomas, Mabel und Winnie, noch ihre Vettern, Richard und Knightly, ihre Base Alix oder ihr Onkel William ahnten, dass sie mittlerweile verheiratet war. Ja, nicht einmal ihr Vater und Elfreda wussten von der Eheschließung. Keiner von ihnen hatte sie zur Kirche geleitet und ihr beigestanden. Catlin atmete gegen die zunehmende Enge in der Brust an. Ganz gleich, wie traurig sie war und wie sehr sie alle vermisste, der Tag würde vergehen wie alle anderen auch. Catlin schluckte. Sie war die Frau des Glockengießers, so wie sie es gewollt hatte.

    Im Sommer hatte Merilda Randal einen Sohn geschenkt, so wie er es sich erhofft hatte. Nun war er Vater, hatte Verantwortung für Weib und Kind. Der Säugling lag noch hilflos in den Windeln und war doch schon so einnehmend, dass Randal sich an ihm kaum sattsehen konnte.
    »Mein Sohn«, sagte er zärtlich zu dem kleinen Bündel, das mit unschuldigen großen Augen in die Welt sah, hin und wieder lächelte und mit dem zarten Mund Bläschen aus Speichel formte. Randal barst fast vor Stolz. »Für dich

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