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Das Tor zur Hölle - Hellraiser

Das Tor zur Hölle - Hellraiser

Titel: Das Tor zur Hölle - Hellraiser Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Clive Barker
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ändern, jedenfalls würde sie ihm keine Gelegenheit geben zu erkennen, daß sie nicht allein im Zimmer waren.
    »Es soll also ein Quickie auf dem Boden werden?« fragte er beiläufig.
    »Irgendwelche Einwände?«
    »Wenn es dir gefällt«, entgegnete er und preßte seinen Mund auf ihre Lippen, während seine Zunge ihre Zähne absuchte. Eine gewisse Leidenschaftlichkeit ging von ihr aus, dachte sie bei sich; schon konnte sie spüren, wie er sich hart gegen sie drückte. Aber sie war nicht zum Vergnügen hier: Blut mußte vergossen und ein hungriges Maul gestopft werden.
    Sie löste sich von seinem Kuß und versuchte, aus seiner Umarmung zu schlüpfen. Das Messer war hinten in der Jacke an der Tür. Solange es außer Reichweite war, hatte sie kaum die Kraft, ihm zu widerstehen.
    »Was ist los?« fragte er.
    »Nichts ist los …«, murmelte sie. »Aber es gibt auch keinen Grund zur Eile. Wir haben sehr viel Zeit.« Sie berührte die Vorderfront seiner Hose, um ihn zu beruhigen, und er schloß die Augen wie ein Hund, den man streichelte.
    »Du bist schon ziemlich seltsam …«, sagte er.
    »Schau nicht hin«, erklärte sie ihm.
    »Wie?«
    »Laß die Augen zu.«
    Er runzelte die Stirn, doch er gehorchte. Sie machte einen Schritt rückwärts auf die Tür zu und drehte sich halb um, während sie in der Tiefe der Tasche herumfischte. Mit einem Blick über die Schulter versicherte sie sich, daß er sie nicht beobachtete.
    Er machte gerade gerade seinen Hosenschlitz auf. Als ihre Hand das Messer fand, knurrten die Schatten.
    Er hörte es. Augenblicklich schlug er die Augen auf.
    »Was war das?« sagte er, während er herumwirbelte und in die Dunkelheit spähte.
    »Es war nichts«, beruhigte sie ihn, während sie das Messer aus seinem Versteck zog. Er bewegte sich von ihr fort, auf die andere Seite des Zimmers zu.
    »Da ist jemand …«
    »Nicht.«
    »… hier.«
    Die letzte Silbe erstarb auf seinen Lippen, als er eine heftige Bewegung in der Ecke neben dem Fenster sah.
    »Was … in Gottes …?« begann er. Während er in die Dunkelheit deutete, stürzte sie sich auch schon auf ihn und schlitzte ihm mit der Schnelligkeit eines Schlachters den Hals auf. Augenblicklich spritzte sein Blut heraus, eine hohe Fontäne, die mit nassem Klatschen auf die Wand traf. Sie hörte Franks vergnügtes Kichern – und dann das Jammern des sterbenden Mannes; lang gezogen und leise. Er hob seine Hände zum Hals, um die Flut zu dämmen, doch sie war schon wieder über ihm, stach auf seine Hand ein, auf sein Gesicht. Er taumelte, schluchzte – und sackte schließlich zuckend zu Boden.
    Sie trat einen Schritt zurück, um seinen um sich tretenden Beinen auszuweichen. In der Zimmerecke sah sie, wie Frank sich vor und zurück wiegte.
    »Braves Mädchen …«, sagte er.
    Bildete sie es sich nur ein, oder war seine Stimme schon stärker als zuvor? So wie die Stimme, die sie in den vergangenen Jahren wohl tausendmal in ihrem Kopf gehört hatte?
    Die Türglocke schrillte. Sie erstarrte.
    »O Gott«, stieß sie hervor.
    »Es ist schon in Ordnung …«, erwiderte der Schatten. »Er ist so gut wie tot.«
    Sie schaute auf den Mann mit der weißen Krawatte hinunter und sah, daß Frank recht hatte. Das Zucken hatte fast aufgehört.
    »Er ist groß«, sagte Frank. »Und gesund.«
    Er bewegte sich in ihr Sichtfeld – zu gierig nach Nahrung, um ihren Blicken auszuweichen –, und sie sah ihn nun zum ersten Mal deutlich vor sich. Er war ein Zerrbild. Nicht nur des Lebens, sondern auch des Todes. Sie wandte den Blick ab.
    Die Türglocke schrillte abermals, nachdrücklicher.
    »Geh an die Tür«, bat Frank.
    Sie gab keine Antwort.
    »Geh schon«, befahl er ihr und wandte seinen scheußlichen Kopf in ihre Richtung. Seine Augen stachen durchdringend und funkelnd aus der sie umgebenden Verwesung hervor.
    Die Türklingel schrillte ein drittes Mal.
    »Dein Besucher ist ziemlich beharrlich«, sagte er, diesmal höflicher, da sein Befehl nicht gefruchtet hatte. »Ich denke wirklich, daß du an die Tür gehen solltest.«
    Sie wich vor ihm zurück, und er wandte seine Aufmerksamkeit wieder dem Körper auf dem Boden zu.
    Wieder ertönte die Klingel.
    Vielleicht war es besser, aufzumachen. Sie war schon aus dem Zimmer und versuchte, nicht die Geräusche zu hören, die Frank verursachte – besser, der Wirklichkeit die Tür zu öffnen. Wahrscheinlich würde es ein Mann sein, der ihr Versicherungen verkaufen wollte, oder ein Zeuge Jehovas, mit Neuigkeiten über

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