Das total gefälschte Geheim-Tagebuch vom Mann von Frau Merkel (German Edition)
Sport. Das war schon früher in der Schule so.
Ich erinnere mich noch mit Grausen, wenn es zum Beispiel ums Turnen ging. Ich konnte immer berechnen, welche physikalischen Kräfte auf einen Körper am Reck einwirken, vor allem wenn es mein Körper war, und mit welcher Geschwindigkeit dieser Körper auf dem Boden aufschlagen würde: F = M × G. Erdanziehungskraft ist gleich Masse mal Fallbeschleunigung. Aber gelacht haben die anderen trotzdem, weil Wissen und Intellekt auch bei uns nichts galten. Auch nicht beim Völkerball. Wenn die Mannschaften gewählt wurden, blieb ich immer als Letzter übrig. Selbst die Mädchen wollten mich nicht haben. Frau Wegner hat mich dann irgendeinem Team zugewiesen, auch um denen zu zeigen, dass man im Sozialismus lernen muss, mit Mängeln zu leben. Wenn das Spiel dann losging, haben die meisten direkt auf mich geworfen. Oft sogar die Mitglieder aus meiner eigenen Mannschaft. Insofern war auch da schon klar, dass das mit dem Sozialismus nicht funktionieren würde.
Aber auch im Westen geht es beim Sport fast immer nur ums Wegwerfen oder Draufschießen, und das ist mir einfach zu destruktiv. Chemie dagegen ist konstruktiv: Elemente verbinden sich, neue Stoffe entstehen. Außerdem kriegt man davon keine blutige Unterlippe und schlechte Noten, sondern einen Nobelpreis und Anerkennung, hauptsächlich allerdings von Leuten, die auch schlecht in Sport waren.
Als die Diehl mich mit diesem schelmischen Grinsen fragt, ob Angela auch diesmal wieder den Özil in der Kabine besucht, weiß ich sofort, dass es um Fußball geht. Das Bild von ihr und diesem feschen jungen Spanier hat sich in mein Gehirn eingebrannt und macht mich heute noch eifersüchtig. Dem sind ja damals regelrecht die Augen aus dem Kopf gequollen, als er Angela gesehen hat. Und bei aller Toleranz ist ein solcher Altersunterschied einfach unappetitlich.
Angela ist erst fußballbegeistert, seit sie Kanzlerin ist. Die Leute wählen einen nicht, wenn man mit Sport nichts anfangen kann. Das ist in der Politik nicht anders als beim Völkerball. Das verstehe ich schon. Auch der Schröder hat ja immer mit Fußball gepunktet, wenn mal gerade kein Elbehochwasser war oder ein Irakkrieg, bei dem er nicht mitmachen wollte. Und der Seibert freut sich immer wie ein Kind, wenn Angela in der Kabine den ganzen verschwitzten jungen Kerlen gegenübersteht. Aber von mir kann man deswegen nicht auch verlangen, das interessant zu finden.
Fußball unterfordert mich geistig. Ich habe vor zwei Jahren schon erklärt, wie zum Beispiel Elfmeterschießen funktioniert: Ein Fußballtor hat eine Fläche von 18 Quadratmetern. Ein Torwart ist rund zwei Meter groß und hat eine Armspannweite von rund 2,50 Metern, macht zusammen eine Fläche von fünf Quadratmetern. 5 geteilt durch 18 ergibt 0,27. Damit kann der Torwart also rund 25 Prozent seines Tors abdecken, und die Trefferwahrscheinlichkeit liegt ergo bei 75 Prozent. Das ist ganz simple Mathematik. Oder: Ein Ball kommt vom Elfmeterpunkt mit rund 100 Stundenkilometern in 0,4 Sekunden auf das Tor zugeflogen. 0,2 Sekunden braucht der Torwart als Reaktionszeit. In weiteren 0,2 Sekunden kann er nicht zum Ball hechten. Insofern ist klar, wo man beim Elfmeter hinschießen muss, um zu treffen. In die Ecken. Langweilig. Fußball ist einfach langweilig.
6. Juni Angela war heute im Trainingslager der deutschen Nationalmannschaft in Danzig. Sie imitiert abends sehr lustig Jochen Löw. Ich muss sagen, sie wirkt selten so feminin, als wenn sie Löw nachmacht. Er hat ihr wieder etliche Proben von Feuchtigkeits-, Tages- und Nachtcremes mitgegeben. Man könnte meinen, dass er nebenbei noch als Kosmetikerin arbeitet.
Angela hat aber ihr Ziel erreicht, sie ist sehr viel fotografiert worden, und endlich wieder mal mit Männern, die sich um Geld keine Sorgen machen müssen. Das war ja wegen der Eurokrise doch eher selten in letzter Zeit. Aber sie hat sich auch Autogramme von fast allen Spielern geben lassen. Einer hat sogar auf ihrem Arm unterschrieben. »Bastian« kann ich lesen. Will gar nicht wissen, wo der Nachname steht. Mitunter glaube ich fast, dass Angela tatsächlich Spaß an diesem Fußball hat.
9. Juni Deutschland spielt gegen Portugal. Angela tauscht mit den von der Leyenschen Kindern sogenannte Panini-Bilder. Das sind große selbstklebende Briefmarken ohne Wert, auf denen nur Fußballer zu sehen sind. Angela hat sogar der Baumann eine schwarz-rot-goldene Perücke aufgesetzt. Sie will unbedingt das Spiel
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