Das total gefälschte Geheim-Tagebuch vom Mann von Frau Merkel (German Edition)
darauf aus waren, die Schweißflecken unter ihren Armen zu knipsen. Sie hat sich deswegen die BILD unter die Arme geklemmt. Die BILD saugt am besten, sagt sie. Allerdings sei während des Spiels der Politikteil etwas verrutscht, deswegen habe sie die Arme nicht hochreißen können. Politik ist wirklich ein schmutziges Geschäft.
17. Juni Früher war heute Feiertag. Aber von Gedenken ist hier keine Spur. Im Gegenteil. Angela hüpft herum wie ein Teenager ohne Ritalin. Die Russen seien doch gestern besiegt worden, sagt sie, als ich sie an den Volksaufstand in der DDR erinnere. Dieses Mal aber von den Griechen und im Fußball, das sei doch eine klare Verbesserung zu 1953. Auch weil wir damals ja gegen die Russen verloren hätten. So geschichtsvergessen kenne ich sie gar nicht. Offenbar ist ihr ihre geplante Begeisterung für den Fußball wirklich zu Kopf gestiegen. Sie nimmt sogar meinen Chagall-Kunstdruck von der Wand, um dort Deutschland-Fähnchen aufzuhängen. Das lasse ich noch durchgehen, aber dass sie auch meine Büste von Marie Curie mit schwarz-rot-goldenen Stiften bemalt, finde ich respektlos.
Sie will das Spiel gegen Dänemark unbedingt so schauen, dass auch alle es mitkriegen. Die EM müsse für positive Schlagzeilen genutzt werden. Zu Olympia sind die Leute alle im Urlaub, und außerdem interessiere sich keiner wirklich für Hammerwerfen.
Angela schlägt also tatsächlich Public Viewing vor, und ich bin einerseits stolz, dass ich weiß, was das ist, gleichzeitig aber natürlich nach wie vor dagegen. An dem Tag, an dem unser Volk vor fast 60 Jahren auf die Straße gegangen ist, mit dem Volk auf die Straße zu gehen – das widerstrebt mir. Ob damals gegen die Arbeitsnormen oder heute gegen die Dänen, macht ja schon einen Unterschied. Außerdem sitzt mir noch die Erfahrung vom Hessenfest in den Knochen.
Ich sage also nein zum öffentlichen Gucken und schlage vor, unsere Nachbarin zu fragen, ob sie BILD-Leser-Reporterin werden will. Für fünfzig schnelle Euro ein Foto von Angela beim Fußballgucken. Aber das passt Angela nicht. Sie will mehr und bessere Bilder. Wir gucken also in einer »Fußballkneipe« in Charlottenburg, mit »ganz normalen« Leuten. Das BKA stellt sicher, dass nicht plötzlich wirklich ganz normale Leute auftauchen, die Baumann stellt sicher, dass die Leute, die da sind, trotzdem als »normal« durchgehen, und Seibert stellt sicher, dass genügend Journalisten kommen.
Deutschland schießt zwei Tore, und beide Male ist Angela gerade nicht im Raum. Beim ersten Tor ist sie auf dem Klo, beim zweiten holt sie Eierlikör. Nur das Tor von Dänemark bekommt sie mit und reißt aus Gewohnheit die Arme nach oben, was natürlich fotografiert wird. Seibert sagt, das könne man photoschoppen, was immer das heißen soll. Zur Sicherheit werden noch Fotos gemacht, auf denen man im Hintergrund keine jubelnden Dänen sieht. Aber Angela tut sich mal wieder schwer, aus dem Stand Begeisterung zu imitieren. Mit der Kanzlerin ist selbst Fußballgucken kompliziert.
Der Abend endet fragwürdig. Seibert verträgt keinen Eierlikör und übergibt sich auf eine Deutschlandfahne. Unter den »normalen« Leuten ist auch Ramsauer, der vom BKA rausgewunken wird, weil er eben einfach nicht normal aussieht, während Pofalla die ganze Zeit umschalten will, um den Pilcherfilm im ZDF zu sehen. Einzig Hans-Peter Friedrich interessiert sich wirklich für Fußball, nervt aber alle mit seinen Ideen. Er will viel mehr Kameras, um die Strafräume und Tore besser zu überwachen, und außerdem dürfe nicht mehr so unkontrolliert gejubelt werden. Angela bezieht das auf sich und erinnert ihn in harschen Worten daran, wie schnell er den Glos machen könne, wenn er weiter so patzig sei. Wir kommen spät nach Hause, Angela geht gleich ins Bett, während ich unsere Wohnung noch von Deutschland befreie: Ich nehme die Fahne ab und putze Madame Curie.
20. Juni Übermorgen spielt Deutschland gegen Griechenland. Angela freut sich sehr, dass die Deutschen endlich mal in Polen spielen, und verschiebt kurzerhand ein Treffen mit »dem Dings« (ich weiß nicht, wen sie meint). Der Dings scheint ihr das übelgenommen zu haben. Sie sitzt nämlich am Telefon, hat aber den Hörer danebengelegt, aus dem unflätiges Italienisch kommt.
Für Hans-Peter Friedrich und drei Begleiter hatte Angela eigentlich eine tolle Loge im Stadion von Danzig reserviert. Quasi als Wiedergutmachung dafür, dass sie ihn in der Fußballkneipe so angeraunzt hat. Die
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