Das Totenhaus
Ernsteres ist. Ich sag das B-Wort nur ungern, aber langsam fang ich an zu glauben, dass du in der Tat eine Beziehung hast. Vor allem nach unserem offenen und ehrlichen Gespräch auf dem Rückweg von Mercers Party.«
»Du wirst es als Erste erfahren, Blondie.«
Mike setzte mich vor Jakes Wohnung ab, und der Portier half mir beim Aussteigen. »Mr. Tyler ist auch erst vor wenigen Minuten gekommen, Madam. Er hat gefragt, ob ich Sie heute Abend schon gesehen habe.«
»Danke, Richard.« Ich fuhr mit dem Lift nach oben und schloss die Tür auf. Jake war auf dem Stair-Master im Fernsehzimmer und schaute, den Kopfhörer aufgesetzt, schon wieder Nachrichten. Er hörte mich nicht reinkommen. Ich zog meinen Mantel und meine Handschuhe aus, setzte mich in den Ledersessel hinter ihm und wartete, bis er seine Übungen beendet hatte und von der Maschine stieg.
»Es ist nicht so schlimm, zu mir heimzukommen, oder?«, fragte er, während er zu mir herkam und mich auf die Nase küsste. »Haben du und Chapman diesen Fall endlich gelöst? Ich hab dir eine Woche gegeben.«
»In meinem Kopf dreht sich alles. Lass uns über deinen Tag reden, ja?«
»Ich hüpf nur schnell unter die Dusche, und dann können wir essen gehen, einverstanden?«
Trotz des kalten Windes gingen wir zu Fuß Richtung Uptown zu dem Restaurant, vorbei an Schaufensterauslagen mit Weihnachtsdekorationen und Ankündigungen des Winterschlussverkaufs. Wir ließen uns auf einer ruhigen Eckbank nieder, und das dunkle, angenehme Dekor des Raumes passte gut zu meiner Stimmung. Ich brütete über die Ereignisse der letzten Woche nach, die einen Schatten über diese von mir so geliebte Jahreszeit warfen. Jake genoss sein Steak, während ich ihm zu meiner Suppe und meinem Salat ein paar von seinen perfekten Pommes frites klaute, und dazu tranken wir einen wundervollen Burgunder.
Während wir im Restaurant gewesen waren, waren die Temperaturen drastisch gefallen, und wir hielten ein Taxi auf der Lexington Avenue an, das uns nach Hause fuhr. Sobald wir in der Wohnung waren, zog ich mich aus und schlüpfte neben Jake ins Bett. Ich schlief ein, noch während das Licht brannte und Jake durch die Sender zappte. Als ich um drei Uhr morgens wegen eines Albtraums aufwachte, kuschelte ich mich an ihn und versuchte, die Obduktionsfotos von Lola Dakota aus meinem Kopf zu vertreiben.
Als Jake am Sonntagvormittag die Augen aufschlug, war ich schon gebadet und angezogen. Ich hatte die Kaffeebohnen gemahlen und Kaffee gemacht und die Zeitung von der Türmatte hereingeholt. Jake ging in die Küche und zog die Kühlschranktür auf.
»Rührei? Spiegelei? Omelett?«
»Spiegelei auf beiden Seiten gebraten.«
Er blickte über meine Schulter auf die Zeitung. »Warum fängst du mit den Todesanzeigen an? Suchst du nach Arbeit? Oder liest du sie nur, wie mein Vater immer sagte, um sicherzugehen, dass dein Name nicht dabei ist?«
Ich legte die Zeitung beiseite und deckte den Frühstückstisch. Wir trödelten über eine Stunde im Esszimmer herum, Jake an dem Kreuzworträtsel in der Sonntagsausgabe bastelnd, während ich fest entschlossen war, das schwierigere Samstagsrätsel zu lösen.
»Was sollen wir heute tun?«
»Wie wär's mit der Frick Collection? Dort ist eine Veläzquez-Ausstellung. Wir können zu Fuß rüberlaufen, uns ein oder zwei Stunden dort rumtreiben, und danach kann ich zu Hause noch etwas Papierkram erledigen.«
»Hast du alles für Silvester? Ich meine, diese Ermittlung wird uns doch nicht dazwischenfunken, oder?«
»Ich denke nicht.« Joan Stafford gab für fünf Paare eine Dinner Party in Washington. Wir würden spätnachmittags am Dienstag runterfliegen, bei Joan und Jim übernachten und früh am nächsten Vormittag zurückkommen, um rechtzeitig zu Mercers und Vickees Hochzeit wieder hier zu sein.
Silvester war der einzige Feiertag, den ich hasste. Die erzwungene Fröhlichkeit hatte etwas Gekünsteltes, und ich verbrachte Silvester am liebsten zu Hause mit Freunden. Joan war eine ausgezeichnete Gastgeberin, und der Gedanke, den Abend lachend und entspannt bei einem exquisiten Essen vor dem Kamin ihres Stadthauses in Georgetown zu verbringen und sich danach oben in ihrem gemütlichen Gästezimmer schlafen zu legen, erschien mir sehr dazu angetan, das neue Jahr willkommen zu heißen.
»Für morgen Abend gibt es eine Wintersturmwarnung. Ich schätze, zur Not können wir auch mit dem Zug fahren.«
Ich spülte gerade das Geschirr, als das Telefon klingelte. Jake kam in die
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