Das Totenhaus
Temptations singen >My Girl<. Ich stellte mir sogar gerade vor, dass ein paar nach meinem Geheimrezept gemixte, scharfe Bloody Marys zu einem Nachmittagsschläfchen führen könnten, und das wiederum zu einer intimen Leibesübung, sodass ich heute nicht mehr auf die verdammte Maschine muss.«
Ich ging zu ihm hinüber, setzte mich auf seinen Schoß und schlang meine Arme um seinen Hals. »Du verstehst doch, oder?«
»Absolut. Willst du, dass ich mitkomme? Du bist wie ein Fisch auf dem Trockenen ohne Mike und Mercer.«
»Nicht nötig. Ich gehe nur ins Verwaltungsgebäude. Recantati ist neulich während der Vernehmung rausgestürmt, also würde ich gern ein paar Minuten allein mit ihm sprechen, ohne meinen nicht ganz so sanften Großinquisitor, den allzeit taktvollen Detective Chapman. Und Grenier konnten wir bis jetzt überhaupt nicht erreichen. Vielleicht nur wegen der Feiertage, aber wir müssen mit ihm sprechen.« Ich küsste ihn auf den Mund, und er küsste mich zurück, lange und liebevoll.
»Wenn du es so sagst, kann ich gegen nichts, was du tust, Einwände vorbringen. Und je schneller du dich verziehst, desto schneller wirst du wieder hier sein.« Jake schob mich von seinen Knien und gab mir einen Klaps auf den Hintern. »Wir essen heute Abend zu Hause.«
»Radikale Idee.« Ich bürstete meine Haare und legte Lippenstift auf. »Du erwartest aber nicht, dass ich dir helfe, oder?«
»Hey, ich war schon hellauf begeistert, als ich gesehen habe, dass du den Weihnachtsbaum genauso aufstellst wie ich. Heißes Wasser in den Topf, damit der Saft rausfließen kann. Das nenn ich Hingabe, Alex. Ich wollte dich fragen, bei mir einzuziehen, noch bevor ich mir sicher war, dass du Wasser kochen kannst.«
»Nur weil du einen pfeifenden Teekessel hast. Sonst wär ich mir nämlich nicht ganz sicher, wann es kocht.« Ich liebte nicht nur Jakes Gesellschaft, sondern auch die Tatsache, dass er sich nie darüber beschwerte, dass ich nichts Schwierigeres als ein Butterbrot zubereiten konnte.
»Acht Uhr. Ich habe gestern Abend auf dem Nachhauseweg frischen Lachs eingekauft. Ich habe in irgendeinem Kochbuch ein herrliches Rezept dafür. Damit bin ich gut beschäftigt, bis du nach Hause kommst.«
Der Portier half mir, ein Taxi anzuhalten, und ich kauerte mich auf den Rücksitz, während ich dem Fahrer, dessen Urdu ich nicht verstand, zu erklären versuchte, dass Claremont Avenue einen Block westlich vom Broadway in der Nähe der Columbia University sei.
Ein Sicherheitsbeamter starrte lange mein Gesicht an, um es mit dem Foto auf meinem Dienstausweis zu vergleichen. Widerwillig ließ er mich ins Gebäude, und ich lief die Treppe hinauf zu Sylvia Footes Büro. Ihre vertraute mürrische Miene verriet, was sie von meinem Kommen hielt.
»Sie sind nicht gerade begeistert, Sie heute hier zu sehen. Keiner von beiden. Aber immerhin haben sie aufgehört, sich anzuschreien.« Sie knallte ihre Tür hinter uns zu und geleitete mich hinunter zu Präsident Recantatis Büro.
»Worüber haben sie gestritten?«
Sie sah mich wieder missgelaunt an. »Darüber, was uns momentan allen am meisten zusetzt. Lola Dakota. Niemand will in diesen Schlamassel verwickelt werden.«
»Sie war Ihre Kollegin und -«
»Das heißt nicht, dass wir etwas mit ihrer dreckigen Wäsche zu tun haben wollen.«
Foote klopfte an die Tür von Recantatis Büro. »Herein.«
Recantati hatte einen so sanftmütigen Eindruck gemacht, als Mike und ich ihn am Tag nach Lolas Tod das erste Mal getroffen hatten. Jetzt blickte er finster drein, als er mich sah, und nicht nur wegen der Fragen, die wir ihm gestellt hatten, sondern auch, weil ich mindestens eine Sache über ihn wusste, die er geheim halten wollte.
»Thomas, das ist Ms. Cooper von der Bezirksstaatsanwaltschaft.«
»Guten Tag. Ich bin Thomas Grenier.«
Der Biologieprofessor war schmächtig gebaut, aber er machte einen sehr drahtigen Eindruck. Er hatte schütteres dunkles Haar und eine Brille, die ihm fest auf dem Nasenrücken saß. Er war ebenso wenig wild darauf, mir die Hand zu schütteln, wie Recantati.
Foote drehte sich um, um den Raum zu verlassen. Ich hatte noch eine Frage an sie, und ich wollte, dass die beiden Männer sie hörten. »Bevor Sie gehen, Sylvia, würde ich noch gerne wissen, ob Sie in letzter Zeit Kontakt zu Charlotte Voight hatten.«
»Was?«
»Hat sie vielleicht angerufen, um sich für das nächste Semester einzuschreiben? Hat irgendjemand - Dozenten oder Studenten - von ihr gehört, dass
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