Das Totenhaus
darüber gelesen haben. Es war erst vor kurzem auf der Titelseite der Times. Grenier war ein >Key Player<.«
»Ich lese nur den Sportteil, die Comics, das Horoskop und >Liebe Abby<. Erzählen Sie mir davon.«
»Columbia University hat in der Angelegenheit das Feld angeführt. Der dortige Vizekanzler hat einige seiner Professoren dabei unterstützt, Joint Ventures mit Internet-Startup-Firmen einzugehen. Man hat sich zum Beispiel mit einer Online-Firma zusammengetan, um eine Ernährungsstudie durchzuführen. Und man hat Geld gemacht, indem man zusammen mit diesem Junkbonds-Typen, Michael Milken, seriöse Collegekurse veranstaltet hat. Die Columbia hat auf diese Weise bereits Millionen verdient.«
»Warum die Aufregung?«
»Nun, nach den alten Regeln, Mr. Chapman, besaßen wir Professoren die Rechte an den Büchern und Artikeln, die wir veröffentlichten. Der Institution selbst gehörten die Patente aus unserer Forschung, und wenn wir Glück hatten, bekamen wir ein Viertel der Einkünfte. Letztes Jahr führte die Columbia eine neue Politik ein. Die Universität darf jetzt die Rechte an Internetprojekten, die von Universitätsgeldern unterstützt werden oder in beträchtlichem Maße von ihrer Arbeitskraft Gebrauch machen, behalten, aber die Professoren können sich einen größeren Teil der Einkünfte sichern.«
»Und wo ist Grenier in dem Ganzen?«
»Viele dieser Internetfirmen mit beträchtlichem Startkapital schauen sich an den Unis um. Biologie ist einer der Bereiche, wo sie hoffen, sich billig einkaufen zu können - und sich dabei eine goldene Nase zu verdienen. Grenier ist aus der Columbia rausgeekelt worden, weil er mit ein paar Lieblingen der Uni nicht klar kam. Er hat einen etwas plumpen Stil. Er kam hierher und versucht seitdem, ähnliches Interesse für das King's College zu wecken. Diese Biotechnikfirmen sind alle auf der Suche nach groß angelegten Drogenstudien. Denken Sie nur mal an den Investitionsgewinn, wenn Sie brillante Doktoranden und Doktorandinnen haben, die Sie nicht einen Pfennig Gehalt kosten und die den ganzen Tag über ihren Reagenzgläsern brüten. Unter der Anleitung eines Professors, dessen Einkommen nur ein Bruchteil dessen ausmacht, was die Firmenbosse verdienen.«
»Wo ist das Problem?«
»Ein Riesenkonflikt mit dem neuen Präsidenten, Paolo Recantati. Er hätte gern mehr Kontrolle über die Entscheidungen, welche Art von Forschungen das College unterstützen soll. Er ist Purist. Er glaubt, dass es schreckliche Folgen haben kann, wenn die Professoren oder das College an den finanziellen Resultaten ihrer Arbeit beteiligt sind.«
»Haben sich Lola und Thomas Grenier gut verstanden?«
»Bis sie herausfand, dass er versuchte, mich zu benutzen, und dass er nicht sehr ehrlich gewesen war, was seine Gründe für sein Interesse an mir anging. Es waren nicht die Motive, die er der Verwaltung gegenüber angegeben hatte.«
Langzeitstudien von Gesundheitsproblemen im Zusammenhang mit Drogenmissbrauch, falls ich mich richtig an das erinnerte, was uns Sylvia Foote erzählt hatte. Lavery kicherte. »Lola und Grenier waren wie Hund und Katze. Immer bereit, aufeinander loszugehen. Wenn er sagte, dass etwas schwarz war, dann behauptete Lola, dass es weiß war. Sie wissen sicher, was ich meine.«
»Wann war das?«
»Anfang Herbst, vor einigen Monaten.«
»Was war es, was er wirklich von Ihnen wollte?« Lavery lachte herzlicher. »Was wissen Sie über Viagra, Detective?«
»Nicht genug.«
»Der Hauptbestandteil in Viagra wird aus der Mohnblume gewonnen. Dem gleichen Mohnkorn, aus dem Opium und Heroin hergestellt werden. Es verbessert die Durchblutung des Penis. Aber es sind, wie Sie vielleicht wissen, einige verheerende Nebenwirkungen bekannt geworden. Viagra verträgt sich nicht gut mit anderen Medikamenten. Also suchen viele Pharmafirmen nach einer besseren, gesünderen Lösung für ein uraltes Problem. Und niemand kennt Mohn besser als ich, wissenschaftlich gesprochen. Grenier hatte einen Deal mit einer großen Pharmafirma abgeschlossen, das Forschungsteam zu leiten. Er vergaß einfach, mich auch an dem potenziellen Profit zu beteiligen.«
»Hatten Sie eine Auseinandersetzung?«
»Wir haben uns nicht direkt geschlagen, aber es war keine angenehme Situation. Ich mag es nicht, wenn man mich ausnutzen will.«
»Auf welcher Seite stand Lola in der Angelegenheit?«
»Auf meiner, Detective. Sie hatte nicht viel Respekt vor Grenier.«
»Aber sie arbeiteten dennoch an dem Blackwell's-Projekt
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