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Das Totenhaus

Das Totenhaus

Titel: Das Totenhaus Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Linda Fairstein
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    »Ich ruf dich morgen Vormittag an«, erwiderte ich über meine Schulter. »Mach dir keine Sorgen. Ich gehe wieder zu Jake. Es ist alles in Ordnung.« Ich rannte die Treppe hinunter und rief vom zweiten Stockwerk zu ihm hinauf. Ich würde auf keinen Fall in Jakes Wohnung zurückgehen, aber ich wollte nicht, dass Mike sich Sorgen machte, dass ich in meine eigene Wohnung fahren könnte. Ich ignorierte Mikes Rufe, stehen zu bleiben, und überlegte stattdessen, was der kürzeste Weg ins Revier sei, wo man mir würde helfen können.
    Auf der vereisten Straße war nicht viel Verkehr, also ignorierte ich die Ampel und rannte Richtung Westen über die York Avenue. Ich wusste, dass Mike bereits hinter mir her wäre, wenn er angezogen gewesen wäre, also fiel ich in Trab, für den Fall, dass ihm der Gedanke kam, genau das zu tun.
    Mein Gehirn war wie betäubt und ich konnte nur an Nichtigkeiten denken. Was würde er tun, wenn er in fünf Minuten bei Jake anrief und erfuhr, dass ich nicht zurückgekehrt war? Vielleicht sollte ich einfach ignorieren, was passiert war, zurück in Jakes Wohnung gehen und in seiner Anwesenheit die Polizei anrufen. Aber falls er etwas dagegen hätte, wäre ich sowieso wieder gezwungen, die Wohnung zu verlassen. Wer war die Frau in Mikes Wohnung, und warum tat er wegen ihr so geheimnisvoll? Und es tat mir Leid für sie, weil so eine Verrückte wie ich zu einer absolut unpassenden Zeit in die Wohnung ihres Freundes reinplatzte.
    Ich blieb keuchend an der Ecke zur First Avenue stehen, um einen Bus vorbeifahren zu lassen. Vielleicht war sie gar nicht aufgewacht. Wie würde er ihr die Situation erklären, falls doch?
    Ich erreichte den Gehweg auf der anderen Straßenseite und verlor fast das Gleichgewicht, als ich auf eine Eisplatte trat. Beruhige dich, sagte ich mir. Nur noch einige Blocks, und ich würde im warmen und sicheren Revier sitzen und meine Telefonate erledigen können.
    In einiger Entfernung hinter mir waren Schritte zu hören. Noch ein Irrer war in dieser scheußlichen Nacht draußen unterwegs. Ich drehte mich um, um sicherzugehen, dass es nicht Chapman war, aber ich sah nur die Umrisse eines Mannes, der gegen die Verkehrsrichtung die Avenue überquerte. Falls es Mike war, hätte er meinen Namen gerufen, und ich versicherte mir, dass ich stehen geblieben wäre und ihm den Grund für meinen unangemeldeten Besuch erzählt hätte.
    Ich lief wieder weiter, während ich den Eisregen aus den Augen wischte und den Kopf gegen den Wind einzog.
    Die Schritte hinter mir kamen immer näher, und ich drehte mich wieder um. Dieses Mal war der Mann dicht hinter mir, und ich konnte ihn genau sehen. Sein Gesicht ähnelte dem Phantombild des jungen Mannes, der seit zwei Monaten Frauen in diesem Viertel angriff. Mein Herz klopfte wie wild, während ich überlegte, wie ich ihm entkommen konnte. Bis zur Second Avenue war es von der Mitte des Blocks aus noch ein gutes Stück, aber um in die Brownstone-Hauser zu beiden Seiten der ruhigen Straße hineinzukommen, brauchte man einen Schlüssel.
    Ich beschleunigte und lief auf der Straßenmitte auf die belebtere Hauptverkehrsstraße zu, wo sicherlich Taxis und Busse fahren würden. Noch bevor ich die Kreuzung erreicht hatte, hatte mich der Mann eingeholt und von hinten gepackt. Er stieß mich mit seinen muskulösen Armen in den Rücken und versuchte, mir den Mund zuzuhalten, während er mit leichtem Akzent andauernd wiederholte, dass ich ruhig sein solle.
    Ich fiel hin und schlug mit den Knien auf das Pflaster, konnte aber mit meinen behandschuhten Händen den Sturz abfangen. Blitzschnell riss mir der Angreifer die Tasche von der Schulter und rannte auf die Avenue zu, während ich ausgestreckt auf der eisigen Straße lag.
     
    28
     
    »Hey, Quick Draw, gibst du eine Suchmeldung für mich raus?«
    Ich saß im Büro des Dezernatleiters im 19. Revier, durch die Milchglasscheibe in der Tür von den Schreibtischen der Detectives abgeschirmt, als ich Chapmans laute Stimme hörte, die quer durch den Raum scholl.
    »Ich suche eine dumme Blondine mit einem Brett vor dem Kopf. Miserables Urteilsvermögen. Stell's in den Polizeifunk, für den Fall, dass sie jemand von euch auf der Mitternachtsstreife durch die Straßen schlittern sieht. Ungefähr einen Meter siebenundsiebzig groß, zu dünn für meinen Geschmack, zu stur, um einen Cop um Hilfe zu bitten, zu eitel, um zu heulen und sich die Wimperntusche zu verschmieren, und zu blöd, um bei diesem Scheißwetter einen

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