Das Totenhaus
hat heute praktisch das ganze Haus auf den Kopf gestellt, um das verdammte Ding zu finden.«
Ich holte tief Luft. »Hat er es gefunden? Hat er es mitgenommen?«
»Wissen Sie, wo es ist?«
»Ich dachte, dass Sie es hätten, Sir.«
»Skip ist total wütend auf mich. Ich sagte ihm, er solle mit Lola darüber reden. Ich kann mich nicht mehr genau daran erinnern, wann ich es das letzte Mal gesehen habe, aber Lola weiß es. Vielleicht hat sie es. Skip kommt später wieder, um in der Garage zu suchen. Ich werde ihm sagen, dass Sie danach gefragt haben.«
Wieder keinen Schritt weiter. »Danke, Mr. Lockhart. Es tut mir Leid, Sie damit zu belästigen.«
Ich wählte Sylvia Footes Nummer. »Erkundigen Sie sich bitte bei Ihren Professoren, wer ein Auto hat.« Ich dachte einen Augenblick an das Wetter. »Mit Vierradantrieb. Ich glaube, wir sollten heute Nachmittag nach White Plains hinauffahren. Vielleicht hilft es, wenn wir alle zusammen mit den Lockharts, Senior und Junior, sprechen. Ich würde gerne in Ihrem Büro beginnen und dann herausfinden, ob der alte Mann uns etwas verschweigt.«
»Aber -«
»Ich erklär's Ihnen, wenn wir dort sind. Ich glaube, dass eine Exkursion hilfreich sein wird, Sylvia.«
Vielleicht war meine gestrige Nachricht auf Sylvia Footes Anrufbeantworter, nachdem ich die Tagebücher von Lockhart gelesen hatte, ein Fehler gewesen. Ich dachte, es würde die kleine Professorenschar vorwarnen, dass wir einer Sache auf der Spur waren, die vielleicht einer von ihnen vor uns geheim gehalten hatte. Ich hatte vor unserem heutigen Treffen nur am Käfig rütteln wollen; aber ich wollte nicht, dass uns jemand austrickste.
Mike hatte die Füße auf Lauras Schreibtisch platziert, als ich auflegte und hinausging, um den Jungen aus dem Postraum abzufangen, der die Montagspost verteilte.
»Was gibt's für mich, Gilbert?«
»Nur das Übliche, Miss C.«
Ich sah die Umschläge durch, um festzustellen, ob irgendwelche Informationen, die wir angefordert hatten, mit der Vormittagspost gekommen waren. Der mit einem Gummiband zusammengehaltene Stoß, der dicker war als sonst, bestand hauptsächlich aus Weihnachtskarten von dubiosen Anwaltskanzleien und Privatdetekteien mit kitschigen kleinen Kalendern und brieftaschengroßen, laminierten Visitenkarten, die mich daran erinnerten, wen ich im Notfall ganz sicher nicht anrufen würde.
In der Mitte des Stapels war ein DIN-A-4-Umschlag, dessen Absender so schlampig geschrieben war, dass ich ihn kaum entziffern konnte. Ich blinzelte, blickte erneut auf den Absender und las dann Mike den Namen vor. »Bart Frankel. Abgestempelt am Samstagvormittag.«
»Wo, Blondie? Im Himmel oder in der Hölle?«
»Was für ein seltsames Gefühl, das heute zu bekommen. Er ist noch nicht einmal beerdigt.«
»Denk an Shirley MacLaine. Denk an Dionne Warwick. Jetzt mach das verdammte Ding schon auf.«
Ich hielt den Umschlag zwischen den Fingerspitzen und schlitzte ihn mit dem Brieföffner von Lauras Schreibtisch auf. Ich zog ein Blatt Papier heraus und las die gelbe Haftnotiz, die Bart auf das größere, weiße Blatt geklebt hatte.
Alex - Mein gesamtes Leben ist außer Kontrolle geraten. Ich hatte nie vor, Sie anzulügen. Ich werde versuchen, es nächste Woche wieder gutzumachen, wenn wir uns in Ihrem Büro treffen. Heute Abend hat mir jemand einen Schreck eingejagt. Ich hatte auf dem Nachhauseweg das Gefühl, verfolgt zu werden. Ich werfe das hier später in den Briefkasten, wenn ich mit dem Hund Gassi gehe. Es ist das Papier, das ich an dem Tag, an dem sie umgebracht wurde, von Lolas Schreibtisch nahm. Ich schwöre Ihnen, dass ich nichts mit dem Mord zu tun habe. B. Frankel.
Ich nahm das Blatt Papier. Es war eine handgemalte Karte von Blackwell's Island - circa 1925 -, absolut detail- und maßstabsgetreu. Jedes Gebäude, jeder Baum, jede Bank und jeder Fels waren nummeriert. Am unteren Seitenrand war die Signatur von Freeland Jennings.
30
»Sieht so aus, als ob uns der Wettermann eine Verschnaufpause gönnt.«
Wir hatten fast eine Stunde für die Strecke vom Gerichtsgebäude bis zum King's College gebraucht. Das Radio kündigte weiterhin einen Schneesturm an, hatte aber seine Eintreffen auf den Einbruch der Dunkelheit verschoben, und die nassen Flocken, die auf die Windschutzscheibe wehten, schienen nicht kleben zu bleiben.
Wie alle Unis in den Weihnachtsferien war auch die Gegend um die 116th Street und Broadway wie ausgestorben. Die Studenten von Barnard, Columbia
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