Das Totenhaus
versteckt waren, finden müssen? Allerdings schien das Team noch nicht auf der Südspitze gearbeitet zu haben, wo das Gefängnis gestanden hatte.
Nan gab das Wort an Winston Shreve weiter. Häufig unterbrochen von Lockhart und Grenier, gab Shreve eine viel kollegialere Version der Beziehungen der Professoren untereinander zum Besten, als wir bei den Einzelvernehmungen zu hören bekommen hatten. Jegliche Hoffnung, dass uns dieses Treffen weiterhelfen würde, hatte sich nach einer Stunde in Luft aufgelöst.
Ich merkte, dass Mike das Meeting in eine andere Richtung lenken wollte. Während er mit Zeige- und Mittelfinger seiner rechten Hand mit dem Kugelschreiber spielte, strich er mit der linken seine Haare nach hinten.
»Mich würde Folgendes interessieren, Miss Foote. Könnte das College zusätzliche Disziplinarmaßnahmen gegen Claude Lavery verhängen, während die Ermittlungen noch laufen? Gäbe es noch andere Schritte, die Sie unternehmen könnten?«
»Ich bin mir nicht sicher, ob ich Sie verstehe, Detective. Was wollen Sie damit sagen?«
»Nehmen wir mal an, er hat gelogen. Nehmen wir an, er log über etwas, was Ms. Cooper hier einen stichhaltigen Beweis nennen würde.«
»In Bezug auf was?«
»Auf Dakota. Lola Dakota.«
»Warum sagen Sie uns nicht, worum es sich bei diesem stichhaltigen Beweis handelt?«, fragte Recantati, der womöglich versuchte, seine Autorität, die er durch sein Eindringen in Lolas Büro untergraben hatte, wieder geltend zu machen.
Mike schaute mich an, um zu sehen, ob ich zustimmte, dass wir Informationen preisgeben sollten, in der Hoffnung, im Gegenzug etwas dafür zu bekommen. Durch ein leichtes Nicken signalisierte ich ihm meine Einwilligung.
»Wir haben einen Zeugen, einen Augenzeugen«, begann Mike. Er wollte den Anwesenden natürlich nicht erzählen, dass Bart Frankel tot war. »Dieser Zeuge hat gesehen, wie Lola Dakota circa eine Stunde vor ihrem Tod in ihr Haus ging.«
Niemand sagte etwas.
»Claude Lavery hat Lola die Tür aufgehalten und ist mit ihr ins Haus gegangen.«
Wieder versuchte ich, die Verbündeten zu identifizieren. Recantatis Augen wanderten zwischen Foote und Rothschild hin und her, Lockhart suchte eine Reaktion von Shreve, Grenier war auf Mike Chapman fixiert.
»Das Problem ist, dass Lavery uns gegenüber abstritt, Dakota getroffen zu haben. Er sagte kein Wort darüber. Er behauptet, Dakota das letzte Mal um Thanksgiving herum gesehen zu haben, ungefähr drei Wochen, bevor sie umgebracht wurde.«
»Es gibt keinen Grund zur Annahme, dass Claude derjenige ist, der lügt, Detective.« Sylvia Foote beeilte sich, ihn in Schutz zu nehmen. »Das hängt doch ganz davon ab, wie zuverlässig Ihr Augenzeuge ist. Jemand, der sie beide kannte? Ein Passant, der sich geirrt haben könnte?«
»Hundertprozentig zuverlässig«, antwortete Mike, ohne allerdings hinzuzufügen, dass er ebenso hundertprozentig tot war. »Irrtum ausgeschlossen. Ich bitte Sie, vorübergehend davon auszugehen, dass Claude Lavery uns über eine so wichtige Sache nicht die Wahrheit gesagt hat. Warum? Verschlimmert es seine Lage hier am College, oder sagt mir das etwas, was ich für meine Ermittlungen wissen muss?«
Augenbrauen wurden hochgezogen, Stirnen gerunzelt. Ich wusste nicht, worauf Mike abzielte, aber ich war mir sicher, dass er wollte, dass Lavery davon hörte, sobald das Treffen zu Ende war. Die Sache etwas aufmischen, würde es der Lieutenant nennen. Abwarten, ob jemand nervös werden würde oder wer sich gegen wen wenden würde.
»Ich fand es von Anfang an seltsam, dass Claude nichts gehört haben will, obwohl er doch direkt über Lola wohnt.« Thomas Grenier wollte sich das von der Seele reden. Nan Rothschild runzelte die Stirn, und ich sah ihr an, dass sie seine Offenheit missbilligte.
»Ich bin auch ein bisschen überrascht«, sagte Shreve. »Ich weiß nicht, warum Lavery Ihnen das gesagt hat. Ich habe ihn am Morgen nach Lolas Tod - bevor er in die Karibik flog - angerufen, um mit ihm zu reden, über Lola und darüber, wie traurig die ganze Sache war. Ich ging irgendwie davon aus, dass er genauer Bescheid wissen würde, da sie doch Nachbarn waren und überhaupt. Ich weiß, dass er mir erzählt hat, dass er an dem Tag mit ihr im Aufzug nach oben gefahren ist. Da bin ich mir ganz sicher. Vielleicht können wir mit ihm sprechen -«
»Das ist mein Job, Professor. Ich wäre Ihnen dankbar, wenn Sie mich die Vernehmungen durchführen ließen.«
»Falls Ihre Frage dahingehend lautet,
Weitere Kostenlose Bücher