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Das Totenhaus

Das Totenhaus

Titel: Das Totenhaus Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Linda Fairstein
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Schublade in der Mitte des Schreibtischs, indem er den Kugelschreiber durch den Messinggriff steckte. »Es ist zu ordentlich, viel zu ordentlich, sowohl auf dem Schreibtisch als auch in dieser Schublade. Genau dort, wo man das aufheben würde, woran man gerade arbeitet oder was ziemlich wichtig ist. Alle anderen Stapel sind schlampig und unordentlich. Sogar der Poststapel ist zu akkurat. Jemand hat die Sachen hier durchgesehen und konnte nicht widerstehen, diese Papiere zurechtzuklopfen. Keine große Sache, aber es passt einfach nicht zu Lolas Schlampigkeit. Vielleicht findet man bei einer sorgfältigen Überprüfung einen Fingerabdruck oder Ähnliches. Hat sie Kaugummi gekaut?«
    Recantati sah Foote an und zuckte dann die Achseln. »Nicht, dass es mir aufgefallen wäre.«
    Jetzt war es an Chapman zu flüstern, als er sich zu mir vorbeugte. »Lass uns das Büro abschließen und die Spurensicherung sofort rufen. Da ist ein Wrigley im Abfalleimer. Der eignet sich großartig für eine DNA-Analyse. Der Speichel wird uns genau sagen, wer hier herumgestöbert hat.«
    Mike drehte sich zu den beiden anderen um. »Haben Sie Ms. Dakota jemals etwas über ein Totenhaus sagen hören?«
    Foote warf zuerst Recantati einen Blick zu, dann sah sie uns beide mit ausdrucksloser Miene an. »Das hört sich eher nach Ihrem Metier als nach unserem an.«
    Während Mike hinter dem Schreibtisch hervorkam, starrte er auf eine kleine Korkpinnwand, die an der Wand neben dem Fenster hing. »Kennen Sie die Leute hier auf den Fotos?«, fragte er.
    Foote stellte sich neben ihn, und Recantati sah ihm über die Schulter. »Das hier ist natürlich eine Fotografie von Franklin Roosevelt, und das hier ist Mae West. Ich glaube, diese Frau hier in der Ecke, in dem zeitgenössischen Kleid, ist Nellie Bly. Den anderen Mann kann ich nicht einordnen.«
    »Charles Dickens, glaube ich.« Mein Hauptfach am College war Anglistik gewesen.
    Foote trat zurück und drehte sich um, während sie weitersprach. »Ich bin mir nicht sicher, wer die Leute auf den Fotos mit Lola sind, aber ich nehme an, dass es sich dabei um Freunde und Verwandte handelt. Der andere Schnappschuss ist von einer jungen Studentin, die im Frühjahrsemester einen von Lolas Kursen belegt hatte.«
    Mike musste genauso wie ich gedacht haben, dass es ungewöhnlich war, das Bild einer Studentin an die Pinnwand zu hängen, und stellte die nahe liegende Frage: »Wissen Sie, wie sie heißt?«
    Foote zögerte, bevor sie antwortete. »Charlotte Voight.«
    »Haben Sie eine Ahnung, warum ihr Foto hier hängt.« Schweigen.
    »Können wir mit ihr sprechen?«
    »Detective Chapman«, antwortete Foote und ließ sich auf der anderen Seite des Zimmers auf ein Sofa sinken. »Charlotte verschwand auf Nimmerwiedersehen von der Schule - aus New York. Wir haben keine Ahnung, wo sie ist.«
    Mikes Ärger war spürbar. »Wann war das?«
    »Sie wird seit dem Frühjahr vermisst. Seit dem zehnten April. Sie verließ eines Abends mitten in einer depressiven Phase ihr Zimmer. Seitdem hat sie hier niemand mehr gesehen.«
     
    6
     
    Chapman wollte Dakotas Büro so unversehrt wie möglich lassen, damit die Spurensicherung nach Fingerabdrücken suchen und Fotos machen konnte, also begleitete er die unglücklichen Administratoren zurück zu Footes Büro, um das Gespräch dort zu beenden.
    »Und jetzt spielen wir >Ich weiß etwas, was du nicht weißt< und hoffen, dass der dumme Cop nicht dahinter kommt, welche Probleme wir hier am College haben, richtig? Wer war diese Voight, und was, denken Sie, ist ihr wirklich zugestoßen?«
    Foote nahm den Faden wieder auf. »Mr. Recantati wurde erst dieses Herbstsemester ernannt, also ist ihm nicht anzulasten, dass ihm nicht eingefallen ist, Charlottes Verschwinden zu erwähnen.« Die Osteoporose, die Footes Schultern gekrümmt hatte, schien noch ausgeprägter, als sie gebeugt in ihrem Stuhl saß und versuchte, sich die Fakten über das vermisste Mädchen ins Gedächtnis zu rufen.
    »Charlotte war im dritten Studienjahr - zwanzig Jahre alt. Sie kam aus einem sehr schwierigen Elternhaus. Sie wuchs in Peru auf. Ihr Vater ist Amerikaner und arbeitet dort für eine große Firma. Ihre Mutter war Peruanerin. Sie starb, als Charlotte gerade den High-School-Abschluss machte. Das Mädchen war außerordentlich intelligent, aber sie kämpfte seit vielen Jahren gegen Depressionen und Essstörungen.«
    Mike machte sich Notizen, während Sylvia Foote sprach.
    »Wir erfuhren erst, nachdem sie hierher kam, dass

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