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Das Totenhaus

Das Totenhaus

Titel: Das Totenhaus Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Linda Fairstein
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nicht der richtige Zeitpunkt, um den Plan in Angriff zu nehmen. Ich ging wieder ins Wohnzimmer und zog das Kreuzworträtsel aus meiner Tasche. An der unteren linken Ecke kam ich nicht mehr weiter, aber ich war fest entschlossen nicht das Lexikon zu Rate zu ziehen, um den tasmanischen Stamm mit vier Buchstaben zu finden. Ich ließ die Kästchen leer und machte woanders weiter.
    Um ein Uhr wählte ich Mikes Nummer, um mich bei ihm für meine Bemerkungen am Ende des Abends zu entschuldigen. Das Telefon klingelte fünfmal, bevor sich sein Anrufbeantworter einschaltete. Anscheinend hatte er etwas Besseres zu tun als das, was ich ihm unterstellt hatte.
    »Ich bin's nur. Es tut mir Leid, dass ich dich angeschnauzt habe. Ich hoffe, du hast Spaß, wo immer du bist.« Es hatte keinen Sinn, ihm von meinem verärgerten Opfer zu erzählen. Er würde früh genug davon erfahren. »Und du hast Recht, was eine Sache angeht. Ich hätte heute Abend den Shuttle nehmen sollen.«
    Ich schlief unruhig und stand um halb sieben Uhr auf, als ich hörte, wie die Sonntagsausgabe der Times vor meiner Tür landete.
    Ich schüttete Kaffeebohnen in die Maschine. Während sie gemahlen wurden und der Kaffee durchzutropfen begann, schlug ich die Zeitung auf und überflog den Lokalteil nach Artikeln über Verbrechen, bevor ich mir den internationalen Teil und die Buchkritiken vornahm.
    Mike hatte auch Recht, was den Lebensmittelvorrat in meiner Wohnung anging. Es waren noch drei English Muffins im Gefrierfach, also taute ich einen auf und steckte ihn in den Toaster. Ich setzte mich und schrieb eine Liste der zu bestellenden Lebensmittel, während ich dachte, dass sich manche Dinge in meinem Leben leichter ändern ließen als andere. Die leeren Küchenschränke aufzufüllen war eines davon.
    Als um halb acht Uhr das Telefon klingelte, war ich sicher, dass es Jake war, und hob erwartungsvoll ab, um mit ihm über unsere Feiertagspläne zu sprechen.
    »Alex? Hier spricht Ned Tacchi. Es tut mir Leid, Sie so früh am Sonntagmorgen zu stören, aber wir haben in der Nacht einen Fall reinbekommen, über den Sie sicher Bescheid wissen wollen.«
    Tacchi und sein Partner, Alan Vandomir, waren zwei meiner Lieblingsdetectives in der Sonderkommission für Sexualverbrechen. Intelligent, sensibel und stets gut gelaunt, begleiteten sie die Opfer behutsam durch den Ermittlungsprozess. Wenn sie mich anriefen, wusste ich, dass es etwas Wichtiges war.
    »Natürlich. Worum handelt es sich?«
    »Sexuelle Nötigung und Hausfriedensbruch. East Sixtyfourth Street, Ecke York Avenue. Eine fünfundfünfzigjährige Frau, die um drei Uhr morgens von einer Weihnachtsfeier heimkam.«
    »Wie geht es ihr?«
    »Sie scheint in Ordnung zu sein. Sie ist jetzt in der Notaufnahme. Wir holen sie ab, sobald sie entlassen wird, und vernehmen sie noch gründlicher.«
    »Verletzungen?«
    »Nein. Sie rief den Notruf an, um es zu melden, wollte aber nicht ins Krankenhaus gehen. Der Täter drängte sich hinter ihr ins Haus, als sie die Tür zum Vestibül aufmachte. Ein bisschen angeheitert.«
    »Er oder sie?«
    »Sie. Ein bisschen zu viel Festtagsstimmung. Er wusste genau, was er wollte. Er sagte ihr, dass sie sich hinknien solle, direkt dort im Hausgang. Zuerst schob er ihr den Pulli hoch, machte ihren BH auf und saugte an ihren Brüsten. Dann entblößte er sich und zwang sie, ihn oral zu befriedigen.«
    »Hat er ejakuliert?«
    »Ja. Aber sie ist sofort nach oben und hat sich die Zähne geputzt. Ich bezweifle, dass wir eine DNAProbe bekommen, aber sie sagte, dass sie einen scheußlichen Geschmack im Mund hatte. Das ist wahrscheinlich eher psychisch bedingt. Wir baten die Krankenschwester, dennoch einen Abstrich zu machen. Ebenso von ihren Brüsten.«
    »Sehr gut.« Sogar die mikroskopisch kleinen Mengen von Speichel, die man vielleicht am Körper des Opfers fand, würden genug Material liefern für die neuere DNA-Analysemethode, dem STR-Test, bei dem »short tandem repeats«, Jas heißt, kurze, sich wiederholende Genbuchstabenmuster des genetischen Fingerabdrucks millionenfach multipliziert werden, um das unverwechselbare Identifikationsmuster zu erstellen.
    »Besorgt euch auch ihre Zahnbürste. Vielleicht habt ihr Glück. Hat er irgendetwas mitgehen lassen?«
    »Ja, ihre Tasche. War nicht viel drin. Sie hatte die ganze Zeit ihre Schlüssel in der Hand gehalten. In ihrer Geldbörse hatte sie dreißig Dollar, dazu noch einige Visitenkarten und ihr Handy. Der Trottel warf die Tasche einen Block weiter

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