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Das Totenhaus

Das Totenhaus

Titel: Das Totenhaus Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Linda Fairstein
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Mercer dazu bringen, an einem Abend nach Manhattan reinzukommen, und dann machen wir unsere eigene kleine Feier, okay?«
    »Geht in Ordnung. Sucht euch ein Datum aus.«
    Ich wählte meine Büronummer und fragte Laura, ob seit unserem letzten Gespräch irgendwelche Nachrichten reingekommen seien. Sie verneinte und stellte mich Catherine Dashfer durch, die in meiner Abwesenheit die Aufsicht über die Abteilung hatte.
    »Danke, dass du für mich einspringst. Irgendwas los heute?«
    »Gerade ist ein neuer Fall reingekommen. Sieht so aus, als ob wir gegen Ende der Woche eine Anhörung im Krankenhaus machen müssen. Denkst du, dass sich Leemie oder Maxine am Freitag darum kümmern können? Paul und ich planen, bis übers Wochenende bei meiner Schwester zu bleiben.«
    »Sicher. Lass mich ein paar Telefonate machen. Aber warum eine Anhörung im Krankenhaus?« Es gab einige mögliche Gründe, warum ein richterliches Verfahren in einer öffentlichen Einrichtung und nicht in einem Gerichtssaal abgehalten wurde. Das war häufig der Fall, wenn der Angeklagte auf Grund einer Verletzung oder Krankheit die Klinik nicht verlassen konnte oder wenn es sein Geisteszustand erforderlich machte, ihn in einer geschlossenen Anstalt zu behalten. In diesem Fall machten sich der Richter, die Anwälte der beiden Parteien, die Gerichtspolizisten und ein Protokollführer auf den Weg, um die Anklageerhebung beziehungsweise die Voruntersuchung dort durchzuführen. »Welches Krankenhaus?«
    »Bird S. Coler. Das auf Roosevelt Island.«
    »Noch besser. Ich kümmere mich selbst darum. Sag Laura, sie soll die Akte per Boten an Jakes Portier schicken.« Dann würde sie dort für mich bereit liegen, wenn wir am Donnerstagabend vom Vineyard zurückkamen. »Worum geht's in dem Fall?«
    Catherine wiederholte die Fakten, wie sie ihr von dem zuständigen Revier geschildert worden waren. »Der Täter heißt Chester Rubiera. Er ist paranoid und schizophren und hat eine Drogenvorgeschichte. Er hat eine Patientin vergewaltigt. Ich werde ihr eine Beraterin besorgen. Das Opfer hat eine schwere Geisteskrankheit. Du brauchst vielleicht jemanden, der dem Gericht ihre Zeugenaussage verständlich macht. Ist Freitag um zehn Uhr in Ordnung?«
    Ich drehte mich zu Chapman um und erklärte ihm die Situation. »Was, wenn ich Nan frage, ob sie uns am Freitagnachmittag Roosevelt Island zeigen kann. Ich bin noch nie dort gewesen. Der neue Fall passierte im Coler Hospital.« Das Coler war eine Pflegeeinrichtung für chronisch Kranke an der Nordspitze der Insel; sie beherbergte viele Patienten mit körperlichen Beschwerden, aber auch eine große psychiatrische Abteilung. »Ich kann die Anhörung am Vormittag durchführen, und dann können wir uns zur Mittagszeit drüben treffen. Vielleicht gibt uns das ein Gefühl für den Ort.«
    »Du lebst in der Vergangenheit, Blondie. Du bist von Blackwell's Island fasziniert. Das gibt es nicht mehr, und es gibt im Augenblick keine Anhaltspunkte, dass Lolas Tod etwas mit dem zu tun hat, was zurzeit da drüben vor sich geht.«
    »Du hast Recht. Aber ich bin ja nur neugierig, was Lola an dem Projekt so fasziniert hat. Falls es am Freitag etwas Wichtigeres zu tun gibt, dann sag ich ab. Falls nicht, dann werde ich meine Neugier befriedigen.«
    »Du weißt, was die Neugier mit der Katze anstellte, Coop.«
    »Unter den Umständen bin ich ja dann am perfekten Ort«, entgegnete ich lächelnd. »Im Totenhaus.«
     
    16
     
    Jake Tyler wartete auf mich, als die Shuttlemaschine auf dem Logan-Flughafen landete. Ich ließ meine Taschen fallen und flog ihm um den Hals. »Ich hatte solche Angst, dass etwas passieren und diese achtundvierzig Stunden verhindern würde. Mehr Mord und Totschlag. Oder ein Schneesturm.«
    Er nahm meine Tasche, und wir gingen in Richtung Cape-Air-Schalter. »Was die ersten beiden Punkte angeht, hast du Glück gehabt. Allerdings zieht in ungefähr drei Stunden eine Schlechtwetterfront durch Boston in Richtung Cape und der Inseln. Wenn wir also nicht bald hier wegkommen, sitzen wir wahrscheinlich fest.«
    Der graue Himmel war wolkenverhangen und kohlengrau, noch bevor wir an Bord des Fünf-Uhr-Flugs nach Martha's Vineyard gingen. Die zweimotorige, neunsitzige Cessna startete nach einer erheblichen Verzögerung, und wegen der kräftigen Luftturbulenzen dauerte der normalerweise dreiunddreißigminütige Flug fast eine Dreiviertelstunde, und wir kreisten längere Zeit über der Bucht von Nantucket, bis wir vom Tower die Landeerlaubnis

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