Das Totenhaus
geschlafen hatte.
»Es tut mir Leid. Ich muss -«
»Du hast es offensichtlich gebraucht, Liebling. Entspann dich.«
Jake hatte bereits geduscht und Jeans und einen Kaschmirpulli angezogen. Ich ging auch noch einmal unter die Dusche, und als ich dieses Mal in das Schlafzimmer zurückkam lag eine längliche Schachtel in rotglänzendem Geschenkpapier mit einer gazeartigen silbernen Schleife auf dem Bett »Ich bin so ein Baby. Ich werde bis Mitternacht warten.«
»Nein, das ist ein Geschenk für mich, und ich möchte, dass du es jetzt aufmachst.«
Ich zog an der Schleife und klappte den Deckel auf. Unter dem Seidenpapier lag ein seidener Damenpyjama im zartesten Aquaton. »Das ist die Farbe, die du in meinen Träumen trägst. Das heißt, wenn du darin etwas anhast.« Er hielt mir das Oberteil vor die Brust. »Würdest du es bitte heute Abend für mich anziehen? Zum Essen?«
Ich zog den blassfarbenen, geschmeidigen Pyjama an, bürstete mir die Haare und tupfte mir etwas Caleche hinter die Ohren, auf den Hals und auf die Handgelenke. Jake hatte im Wohnzimmer ein Feuer im Kamin gemacht und jedem von uns einen Scotch eingeschenkt, während Ella Fitzgerald im Hintergrund Cole-Porter-Lieder sang. Jetzt stand er am Fenster und sah dem Schneetreiben zu.
»Ich weiß, dass das Essen Teil meines Weihnachtsgeschenks ist, aber ein hungriger Kerl wird nervös, wenn die Frau, die er liebt, kaum Wasser kochen kann. Kann ich dir irgendwie helfen?«
»Die Ladys, die dich den ganzen Sommer über so gut versorgen, haben mir geholfen, dieses wundervolle Mahl zusammenzustellen. Du musst ihnen, nicht mir vertrauen. Es kommt alles von der Insel.« Ich verschwand in der Küche und öffnete den Kühlschrank, wo alles, inklusive detaillierter Instruktionen, auf mich wartete. Meine erste Aufgabe: ein Dutzend Austern aus dem Tisbury Pond öffnen.
Ich hatte in den vielen Sommern hier gelernt, wie man mit einem Austernmesser die Schalen öffnet, ohne sich in beide Hände zu schneiden. Nach einer Viertelstunde, in der ich hebelte, drehte und die leckeren Kreaturen aus den Schalen schaufelte, kam ich mit dem ersten von Jakes Lieblingsessen in das Wohnzimmer zurück. Sie schmeckten so frisch und salzig, als ob sie erst wenige Stunden zuvor aus dem Wasser geholt worden waren.
»Der Anfang ist viel versprechend, Liebling. Was gibt's als Nächstes?«
»Mach du den Wein auf. Ich werde den ersten Gang im Esszimmer servieren.«
Auch im Esszimmer gab es einen, wenn auch etwas kleineren Kamin. Ich machte Feuer, nachdem ich die sechs Kerzen des Kronleuchters über dem Tisch angezündet hatte. Jake fand eine Flasche Corton Charlemagne, grand cru, und machte sich daran, sie zu entkorken.
»Der erste Gang, Monsieur Tyler, kommt vom Homeport.« Jake liebte die Chowder von dem Hummerlokal im nahe gelegenen Menemsha, das - wie alle anderen Restaurants auf dieser Seite der Insel - im Herbst zumachte. »Ich hatte in weiser Voraussicht einen Liter davon eingefroren. Lass es dir schmecken!«
Als wir die Suppe gegessen und ich das Geschirr weggeräumt hatte, schickte ich Jake wieder ins Wohnzimmer. »Der nächste Gang ist komplizierter.« Es gab in Menemsha eine winzige Holzbude namens Bite. Seit Jahren machten die Quinn-Schwestern, denen der Laden gehörte, die mit Abstand besten frittierten Muscheln der Welt. Jake fuhr jedes Mal auf dem Weg vom Flughafen einen Umweg zum Bite. Er hatte sogar NBC dazu gebracht, in der Today- Sendung im Sommer einen Bericht über das Kleinunternehmen zu bringen.
Bevor sie im Oktober zugemacht hatten, hatte ich Karen und Jackie Quinn gedrängt, mir eine Portion von dem Teig zu verkaufen, in dem sie die Muscheln ausrollten, bevor sie sie frittierten. Ich hatte Muscheln eingefroren und eine Fry-Daddy-Fritteuse gekauft, in der ich das wunderbare Rezept ausprobieren wollte. Als ich fertig war, trug ich ein Tablett voll ins Wohnzimmer.
»Nicht einmal annähernd.« Jake lachte. »Sag den beiden, dass sie sich keine Sorgen machen müssen. Es muss mit ihrer Bude und der Atmosphäre dort zu tun haben.«
Der Hauptgang war am einfachsten. Chris und Betsy Larsens Fischmarkt im Ort war das ganze Jahr über geöffnet. Sie hatten am Nachmittag zwei drei Pfund schwere Hummer für mich gekocht, und der Hausverwalter hatte sie mir ins Haus gebracht. Ich wärmte sie im Ofen auf, schmolz etwas Butter, und wir taten uns eine Stunde lang an den fleischigen Schwänzen und Scheren gütlich.
Jake legte noch ein paar Holzscheite ins Feuer, und ich
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