Das Totenhaus
was wir brauchten, im Haus war.
16
Bis zur Auffahrt zu meinem Haus waren es nur noch zwei Meilen. Der Wind heulte immer stärker, als das Auto den letzten Hügel vor dem Haus erklomm. Wie immer schlug mein Herz schneller bei der Vorfreude auf den Anblick meines Hauses. Ich verlangsamte das Tempo, als wir den vertrauten Briefkästen am Straßenrand naher kamen, und schreckte bei der Fahrt durch die Granittorpfosten ein Reh und seine zwei Kitzchen auf, die auf dem schneebedeckten Boden nach etwas Essbarem suchten. Sie rannten davon, und ich fuhr vor die Tür und schaltete die Scheinwerfer aus. Ich konnte mich jedes Mal wieder kaum satt sehen an der wunderschönen Aussicht. Wir saßen schweigend im Auto und blickten auf die schwachen Lichter in der Ferne, bis Jake meinen Nacken streichelte und mit seinen Lippen wieder meine suchte.
»Komm schon, Christkind. Wir haben zu tun. Hast du keinen Hunger?«
Ich blickte auf meine Uhr und sah, dass es fast acht Uhr war. Wir nahmen unsere Taschen aus dem Auto und gingen ins Haus. »Ich habe den ganzen Abend genau geplant. Du darfst noch keinen Hunger haben. Das Abendessen ist um elf, sodass wir um Mitternacht offiziell zu feiern beginnen können.«
»Hast du was dagegen, wenn ich bis dahin an einem Ohrläppchen oder Schlüsselbein knabbere?« Jake folgte mir, während ich von Zimmer zu Zimmer ging, die Lampen einschaltete und die Duftkerzen anzündete. »Es muss einfach etwas Ungeplantes geben, das ich, ab und zu, in deinen anstrengenden Zeitplan schmuggeln kann.«
Neben dem Steinkamin stand ein kleiner, nicht einmal sechzig Zentimeter hoher Weihnachtsbaum. Daneben war ein riesiges, in Geschenkpapier eingewickeltes und mit einer Schleife versehenes Paket von FAO Schwarz, dem großartigen Spielwarenladen. »Ich hoffe, dass das keine Verwechslung ist. Das sollte wahrscheinlich an meine Nichte geschickt werden.«
»Du bist nicht die Einzige mit einer Weihnachtswunschliste, Goldlöckchen.«
Ich nahm zwei rote Strümpfe aus meiner Tasche und legte sie über die Rückenlehne des Sofas. Meine Mutter hatte unsere Namen in Grün und Weiß auf die Stulpen gestickt.
»Warum legst du nicht Musik auf, während ich mich frisch mache?«
Ich ging ins Schlafzimmer und zog mich aus. Ich starrte durch das Fenster hinaus auf die vielen, von einer alten Steinmauer umgebenen Hektar Land, in dem sicheren Gefühl, dass mir die Probleme in der Stadt hier nichts anhaben konnten. Auf der anderen Seite des Teiches war das Fischerdorf Menemsha schon nicht mehr zu sehen, da die ersten Schneeflocken an die Scheiben meiner hohen Terrassentüren wehten. Das hier war mein Zufluchtsort.
Ich stellte den Timer der Dampfdusche auf zehn Minuten und die Temperatur auf fünfunddreißig Grad und lehnte mich auf der Holzbank zurück. Die Kabine füllte sich mit Dampf, und ich begann zu schwitzen. Erinnerungen an die Videoaufnahmen von Lola Dakotas fingierter Ermordung vermischten sich mit Visionen des blutbefleckten Aufzugschachts. Ich wollte meinen Körper und meinen Kopf von allen Gedanken an Tod und Gewalt reinigen. Die physische Säuberung funktionierte, aber da es sonst nichts zu tun gab, gelang es mir nicht, die Bilder in meinem Kopf auszulöschen.
Nach sechs oder sieben Minuten schaltete ich den Dampf ab, drehte das Wasser auf und hielt mein Gesicht unter den dreißig Zentimeter breiten Duschkopf, aus dem sich heißes Wasser über mich ergoss. Als ich fertig geduscht hatte und aus der Kabine kam, stand Jake mit einem Badetuch in der Hand, in das er mich einwickeln wollte, nackt davor. Wir küssten uns wieder, dieses Mal lange und liebevoll, bis ich meinen Kopf an seine Schulter legte. Er strich mir über die nassen Locken und küsste mich auf den Nacken.
Ich führte ihn hinüber zum Bett. »Denkst du vielleicht, dass das hier urgeplant war? Du traust mir aber auch nie etwas zu.«
Jakes Lippen bewegten sich über meinen Körper, zuerst die Arme und dann meinen Rücken hinauf und hinunter. Ich drehte mich um, um ihn anzusehen, zog seinen Kopf zu mir hoch und forderte ihn auf, in mich einzudringen.
»Nicht so schnell«, flüsterte er.
»Wir haben nachher noch Zeit für langsamer. Du hast mir so gefehlt. Ich brauche dich, Jake.«
Wir sagten beide nichts mehr, während wir uns liebten. Danach schmiegte ich mich an seinen schlanken Körper und legte meinen Kopf auf seinen ausgestreckten Arm. Ich schloss die Augen, und als ich sie wieder aufschlug, merkte ich, dass ich beinahe eine Stunde
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