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Das Totenhaus

Das Totenhaus

Titel: Das Totenhaus Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Linda Fairstein
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besorgt? Sind Sie ein Wrigley-Mann? Oder würden Sie vorschlagen, dass wir Ihre Unterwäsche mit den Sachen vergleichen, die wir in Lolas Wohnung gefunden haben? Diese XXL-Unterhosen müssten ihm ziemlich gut passen, meinst du nicht auch, Blondie?«
    Frankel ging auf Chapman zu, der sich anstandslos das Taschentuch aus der Hand reißen ließ. »Sie beide müssen den Verstand verloren haben.«
    Er war wie ein Tier, das in seinem Bau gefangen ist, und er war offenkundig nicht erfreut über unsere Amtwesenheit, aber er hatte Angst, dass wir gehen würden, ohne ihm zu sagen, was wir wussten. Dann legte er seine Hand über die Augen und schüttelte den Kopf. »Oder aber ich habe ihn verloren.«
    Er ging zum Fenster und setzte sich auf das Fensterbrett. »Lola war schrecklich einsam. Sie suchte jemanden, an dem sie sich festhalten konnte, eine Art Sicherheitsnetz. Ich ging ein paarmal mit ihr aus. Niemals hier in New Jersey, wo uns jeder hätte sehen können. In New York, in der Nähe des Colleges. Ich bin nicht verheiratet, falls es das ist, was Sie denken. Ich bin seit zwei Jahren geschieden.«
    »Das war nicht mein erster Gedanke«, sagte ich. »Ich habe mich eher gefragt, wie Sie mit einer Zeugin etwas anfangen konnten, während Sie noch ihren Fall bearbeiteten.«
    »Das will mein Therapeut auch wissen.« Er setzte sich an den Schreibtisch und begann wieder, mit den Fingern auf das Holz zu trommeln. »Ich hatte daran gedacht, Sie anzurufen, Alex. Aber ich konnte es einfach nicht. Ich weiß, dass es egoistisch ist, aber falls ich hier zwischen die Fronten gerate, muss ich selbstverständlich meine Koffer packen und kündigen. Das würde Ärger für den Bezirksstaatsanwalt bedeuten.«
    Ich wartete darauf, dass er sein Anrecht auf einen Anwalt geltend machte. Wie die meisten Rechtsanwälte wollte er das ungern tun, weil er - davon war ich überzeugt - sicher dachte, dass er intelligenter war als irgendso eine junge Staatsanwältin und ein dahergelaufener Polizist, egal, ob einzeln oder im Doppelpack. Ich versuchte, ruhig zu bleiben, und fragte mich, welche Erklärung Frankel dafür hatte, dass er letzten Donnerstagnachmittag in Lolas Wohnung gewesen war, und wie verdächtig ihn das für uns machte.
    Er schilderte uns noch einmal von vorn, und diesmal ausführlicher, die Ereignisse seit ihrem ersten Treffen im September. Er sagte, dass sie ihn im Oktober wieder angerufen und zu einer Konferenz im New York Hilton eingeladen hatte. Ihr Vortrag, erzählte uns Frankel, war hervorragend gewesen, und trotz aller dienstlichen Verbote traf er sich von Zeit zu Zeit mit ihr in der Stadt und fing noch vor Thanksgiving ein Verhältnis mit ihr an.
    »Weiß Vinny davon?«
    »Er würde mir den Hals umdrehen. Ich vermute, dass ihn das bei den Wahlen einige Stimmen kosten würde, und das ist das Einzige, was für ihn zählt.«
    Chapman traktierte ihn noch ein bisschen, bevor ich versuchte, das Gespräch auf den Tag des Mordes zu bringen. »Was ist an dem Nachmittag passiert, nachdem Lola Sie angerufen hat?«
    »Ich war der Einzige, der wusste, dass sie das Haus ihrer Schwester verlassen würde. Lily machte sie verrückt. Ihr theatralisches Gehabe, ihr Geheule, ihr geschäftiges Getue. Wir, das heißt, Anne hatte genug damit zu tun, Lola lang genug dort zu behalten, um den Plan auszuführen. Ich hatte versprochen, sie danach heimzufahren. Sie wollte keine Detectives in ihrer Wohnung haben. Sie hatte es satt, dass sie immerzu beobachtet und behütet wurde. Sie wollte nach Hause und wieder an die Arbeit.«
    »Also rief sie Sie hier im Büro an?«
    Er sah mich überrascht an. »Überwachung?«
    »Viel einfacher. Telefonunterlagen.«
    »Ich fuhr zurück in die Gegend, wo Lily wohnte, und wartete an der Ecke. Lola war bester Laune. Sie hatte das Gefühl, uns dabei geholfen zu haben, Ivan zu schnappen, und langsam wieder die Kontrolle über ihr Leben zurückzugewinnen. Ich fuhr sie nach Hause. Sie hatte dort einige Sachen zu erledigen, und dann wollten wir uns um sieben Uhr abends in einem chinesischen Lokal auf der Amsterdam Avenue treffen. Sie kam nicht. Ich rief immer wieder bei ihr an, und als ich schließlich beschloss, zu ihrer Wohnung zurückzufahren, um zu sehen, was los war, war schon überall die Polizei. Das letzte Mal habe ich sie gesehen, als ich sie vor ihrem Haus absetzte.«
    Wir schwiegen alle drei. Frankel hatte uns einiges erzählt, aber ich bezweifelte, dass er uns die Wahrheit sagte, was seinen Abschied von Lola anging. Ich

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