Das Totenhaus
dachte an die Leintücher mit den Spermaflecken und war mir sicher, dass Mike das auch tat.
»Wohin sind Sie gegangen? Was haben Sie den Rest des Nachmittags getan?«
Frankel wurde wieder nervös. »Lassen Sie mich einen Augenblick nachdenken. Ich, äh, ich fuhr hinunter, äh - auf dem Broadway gibt es einige Buchläden. Ich bin in ein paar von ihnen gewesen, habe einen Kaffee getrunken und eine Zeitung gelesen.«
Mike nahm den Bleistift, mit dem er geschrieben hatte, und brach ihn entzwei. »Ich hasse es, wenn man mich anlügt.«
»Ich erinnere mich nicht genau, was ich an dem Nachmittag getan habe. Aber da Sie nicht hören wollen, dass ich mich nicht erinnere, sage ich Ihnen, was ich hätte tun können: Ich spazierte in der Nähe von Columbia herum, ging in einige Geschäfte, versuchte, mich warm zu halten und mir die Zeit zu vertreiben. Es hatte zu der Zeit keine Bedeutung, weil ich ja keine Ahnung hatte, dass irgendetwas nicht stimmte. Ich schlug nur die Zeit tot -«
»Oder Lola.«
»Machen Sie sich nicht lächerlich, Detective. Bilden Sie sich ja nicht ein, dass Sie in meinem. Büro sitzen und mich behandeln können, als ob ich etwas Falsches getan hätte.« Seine Stimme wurde lauter, schrill und schneidend. »Ich bin letzten Donnerstag nicht in Lola Dakotas Wohnung gewesen.« Frankel spuckte jedes Wort langsam und wütend aus.
»Wie kommt es dann, dass die Leintücher auf ihrer Bettcouch voller Sperma sind? Und wenn Sie mich noch einmal anspucken, habe ich genügend von Ihrem gottverdammten Speichel auf meiner neuen Krawatte, die mir Tante Bridget zu Weihnachten geschenkt hat, um ihn im Labor abgleichen zu lassen, noch ehe Ihre Tochter heute Nacht Ihr Auto zurückbringt.«
»Falls auf diesen Leintüchern Sperma ist, und falls das meines ist, Detective . ich rede besser gar nicht weiter. Das ist ein wirklich großes >falls<, weil Lola und ich nicht unbedingt das hatten, was ich eine monogame Beziehung nennen würde.«
»Vielleicht können wir es ein bisschen eingrenzen. Coop, um was wettest du, dass Mr. Frankel ein Päckchen Kaugummi, weiß, mit diesem grünen Pfeil, in seiner Hosentasche hat?«
»Ich wette nicht mit Ihnen, Mr. Chapman.«
»Was hat das zu bedeuten?« Bart war außer sich.
»Wir haben DNA von den Leintüchern und DNA von dem Kaugummi. Sie wissen, wo die Leintücher waren, und wir beide wissen zufällig genau, wo wir Ihren Speichel fanden. Jetzt müssen Sie sich nur noch daran erinnern, wo Sie überall waren, bevor Sie Ihren Kaugummi loswurden. In Lolas Schlafzimmer? In der Küche? Für einen Kerl, der so viel kaut wie Sie, dürfte es schwierig sein, sich an jeden einzelnen Streifen zu erinnern. Wenn Sie auch nur eine Stelle auslassen, nagele ich Ihren Hintern an die Wand. Es ist einfacher für Sie, wenn Sie uns dieses Mal die Wahrheit sagen. Wir wissen, verdammt nochmal, nur zu gut, dass Sie etwas auslassen.«
»Ich war mit Sicherheit nicht in dem Aufzugsschacht, als sie umgebracht wurde. Alex, bitte. Sie müssen mir glauben, dass ich an dem Tag, an dem sie umgebracht wurde, nie, nicht für eine Sekunde, in Lolas Haus war. Natürlich bestreite ich nicht, dass wir etwas miteinander hatten. Aber was immer Sie auf diesen Tüchern gefunden haben, muss zwei oder drei Wochen alt sein. Wir sind eines Nachmittags aus Lilys Haus abgehauen, und ich fuhr Lola in die Stadt, damit sie einige Besorgungen in der Nähe der Uni erledigen konnte. Dann sind wir in ihre Wohnung und schliefen miteinander. Sie verbrachte niemals wieder eine Nacht dort, also hatte sie natürlich keine Zeit, die Bettwäsche zu waschen. Und der Kaugummi? Ja, ich kaue die ganze Zeit. Wahrscheinlich ist in jedem Abfalleimer in der Wohnung ein Kaugummi. Es ist eine nervöse Angewohnheit von mir. Ich fing damit an, als ich mit dem Rauchen aufhörte, und jetzt tue ich es andauernd.«
Chapman ballte beide Hände zu Fäusten, stützte sich mit den Knöcheln auf den Schreibtisch und beugte sich zu Frankel vor. »Wenn Sie an jenem Tag nicht in Lolas Haus gewesen sind, wo waren Sie dann? Helfen Sie mir. Nennen Sie mir eine Station, die ich nachprüfen kann.«
Bart wand sich. Mike versuchte, ihm einen Stups in die richtige Richtung zu geben. »Fangen wir mit dem Campus an. Sind Sie irgendwo in der Nähe des Colleges gewesen?«
»Columbia?«
»Oder King's?«
»Bei King's kenne ich mich nicht aus. Das hat's zu meiner Zeit noch nicht gegeben. Ich bin ein bisschen auf dem Columbia-Campus rumgelaufen. Aber es war zu kalt. Ich stieg ins
Weitere Kostenlose Bücher