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Das Totenschiff

Das Totenschiff

Titel: Das Totenschiff Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: B. Traven
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Fischern bemannt. Die kamen wie die Katzen an Bord. Die Lademasten wurden ausgeholt und fingen kreischend an zu arbeiten. Drei Marokkaner, die wie Fischer gekleidet waren, jedoch sonst den Fischern nicht glichen, klug und intelligent aussahen, gingen mit dem Zweiten Offizier zur Kabine des Skippers. Der Offizier kam wieder heraus und überwachte das Verladen. Der Erste stand auf der Brücke und hatte die Augen überall, am Horizont, auf dem Wasser, auf dem Schiff. Vorn in seinem Gurt hatte er einen schweren Browning stecken.
    »Alles dicht, Boss’n?« schrie er ’rauf zum Mast.
    »Alles dicht, aye, aye, Sir.«
    »All right! Keep on!«
    Die Kisten schwangen lustig durch die Luft und ’runter in die Feluken. Dort waren andre Marokkaner mit flinken Händen tätig, die Kisten unter den Ladungen von Fischen und Früchten zu verstauen. War eine Feluke geladen, so machte sie los und stieß ab. Sofort kam eine andre herbeigerudert, machte fest und nahm die Ladung ein.
    Jede Feluke, die ihre Ladung hatte, stieß ab, heißte die Segel und flog davon. Jede segelte in eine andre Richtung. Einzelne in die Richtung, wo auf keinen Fall Land liegen konnte, es wäre denn, daß sie nach Amerika hätten segeln wollen.
    Der Zweite Offizier hatte einen Block mit eingeschobenem Kohlepapier und einen Bleistift. Er zählte die Kisten. Dann rief ihm einer der Marokkaner, der als Lademeister zu arbeiten schien, eine Zahl zu, der Offizier antwortete die gleiche Zahl zurück und schrieb sie dann auf. Auch der Lademeister schrieb auf einem Stück Papier mit. Die Zahlen wurden in Englisch gerufen. Endlich wurden keine Kisten mehr heraufgezogen und die Luken geschlossen. Die letzte Feluke, die Ladung genommen hatte, war schon weit fort. Die ersten konnte man nicht mehr sehen. Sie waren hinter dem Horizont verschwunden oder vom Dunst verschluckt. Die andern sah man in verschiedenen Richtungen wie kleine Stückchen weißen Papiers herumschwimmen.
    Eine weitere Feluke, die letzte, die hier sichtbar war, hatte festgemacht. Sie hatte keine Ladung eingenommen. Sie hatte nur ihre Fischladung.
    Die drei Marokkaner, die mit dem Skipper in der Kabine gewesen waren, kamen jetzt mit ihm heraus. Sie lachten und schwätzten miteinander. Dann verabschiedeten sich die drei mit großen schönen Gesten ihrer Arme und Hände, kletterten am Fall stieg hinunter, stiegen in ihr Schifflein, stießen ab, heißten die Segel, der Fallstieg wurde hochgezogen, die Ankerkette rasselte, und »Yorikke« war auf voller Fahrt.
    Nach zehn Minuten etwa kam der Skipper ’raus und ’rauf zum Deck: »Wo steht sie?«
    »Sechs ab von der Küste.«
    »Bravo. Dann sind wir ja ’raus?«
    »Yes, Sir!«
    »Kommen Sie frühstücken. Wir wollen einen heben. Geben Sie dem Ruder den Kurs und kommen Sie.«
    Damit war der Spuk vorbei.
    Aber der Spuk hatte etwas zurückgelassen. Wir alle bekamen großes Nach-Sturm-Frühstück. Bratwürste, Schinken, Kakao, Bratkartoffeln und pro Kehle ein Wasserglas Rum, der uns in unsre Blechtassen gefüllt wurde. Dieses Nach-Sturm-Frühstück war das Maulpflaster für uns. Das Maulpflaster für den Skipper sah anders aus. Das konnte man nicht essen, man mußte es in die Brieftasche stecken.
    Aber wir waren ja so zufrieden. Wir wären mit dem Skipper in die Hölle gefahren, wenn er gesagt hätte: »Los, Jungens!« Und keine Daumenschrauben hätten aus uns herausquetschen können, was wir gesehen hatten.
    Wir hatten nur gesehen, daß an der Maschine ein Lager heiß gelaufen war, daß wir uns vor Anker legen mußten, bis der Schaden wieder repariert war, und daß, während wir vor Anker lagen, Feluken ankamen, die uns Fische und Früchte hatten verkaufen wollen. Der Koch hat für zwei Mahlzeiten Fische gekauft, und die Offiziere haben sich Ananas und frische Datteln und Orangen gekauft.
    Das können wir beschwören, weil es die Wahrheit ist, yes, Sir. Einen so guten Kapitän läßt man nicht im Stich, no, Sir.
     

34.
     
    Sobald man nicht überarbeitet wird, gleich kümmert man sich um andre Dinge und steckt seine Nase in Sachen, die einen gar nichts angehen, die einen nur auf Ideen und Gedanken bringen, die verderblich sein müssen, wenn man sie pflegt und hätschelt. Seemann, bleib bei deinem Ruder und bei deinem Farbenpott; dann bist du auch immer ein braver Seemann und ein anständiger Kerl.
    Der Ingenieur hatte einen Kohlenbunker aufschrauben lassen, der nahe den Kesseln lag, weil der Bunker für Ladung gebraucht werden sollte. Jetzt konnte man die

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