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Das Trauma

Das Trauma

Titel: Das Trauma Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Camilla Grebe
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die der Frau Ähnlichkeit hat. Mit Mamas. Es ist nicht so, dass es Mamas Stimme wäre, sie hat nur große Ähnlichkeit, und plötzlich weiß sie genau, wie Mama sich anhört und wie sie riecht, wenn sie ihr die Nase in die Seite bohrt, und wie weich und warm ihr Bauch sich anfühlt.
    Plötzlich erfüllt sie eine Angst, die größer, viel größer ist als die vor dem Mann im Haus. Was, wenn da wirklich Mama in der Tür steht und sie nicht sehen kann? Was, wenn Mama hergekommen ist, um sie zu holen, und sie jetzt nicht finden kann? Bei dieser Vorstellung wird ihr schlecht, ihr Herz hämmert los, hart in ihrer Brust. Sie braucht nur wenige Sekunden, um sich zu entscheiden. Sie klettert über das Sofa und die Zeitungsstapel auf dem Teppich und stürzt zur Tür.
    »Maaaama!«
    Sie stößt auf eine Wand aus kalter Luft. Er fährt herum, und sie kann sehen, dass er die Augen weit aufgerissen und die Fäuste geballt hat.
    »Maaaama!«
    In der Wohnungstür steht eine Frau mit grauen, kurzgeschnittenen Haaren und einer Brille. Sie hat ein Reibeisen in der Hand und reißt den Mund auf, als wartete sie darauf, von irgendwem gefüttert zu werden. Die Frau macht unsicher einige Schritte zurück, noch immer mit offenem Mund.
    »Verdammt!«, brüllt der Mann, fängt sie ein und presst sie auf den kalten Boden, wobei sich etwas Spitzes in ihre Wange bohrt. »Ich hab es dir doch gesagt, du Drecksgöre. Ich hab es doch gesagt, ich hab es gesagt.«
    Dann richtet er seine Aufmerksamkeit wieder auf die Frau in der Tür, die nicht ihre Mama ist, sondern nur eine blöde grauhaarige Oma, die sie noch nie gesehen hat.
    »Gunilla, bitte …«
    Aber die Oma hört nicht zu. Sie kann das in ihren Augen sehen, die groß und blank und auf irgendeine Weise leer sind.
    »Herrgott, was ist hier eigentlich los?«, flüstert sie und presst sich das Reibeisen mit beiden Armen an die Brust wie einen Teddybären.
    Wieder versucht sie, sich so klein wie möglich zu machen. Wie einen Ball. Einen unsichtbaren Ball in der Ecke der Diele. Und sie bohrt sich die Finger in die Ohren und murmelt den Spruch, den ihr Opa ihr beigebracht hat: »Hallo da, Erdbeeren kaufen. Hallo, noch mal da, vor faulem Hering weglaufen.« Aber obwohl sie sich die Ohren zuhält und redet, hört sie doch das Klatschen und Knallen. Sie wird lauter: »Hallo da, all ihr Leute, feine Schweine kauft man heute.«
    Etwas Kaltes berührt ihre Beine. Sie schaut ein wenig über ihre Handfläche, es ist ein einsamer Gummistiefel, und als sie dem mit Blicken folgt, sieht sie, dass das Bein der Oma noch immer im Stiefel steckt, dass die ganze Tante ausgestreckt auf dem Boden liegt, platt wie ein Pfannkuchen, als ob sie sich am Strand unten am Meer sonnen wollte.

Värmdö, November

Aina und ich balancieren auf den glatten Steinen am Wasser, frösteln im Wind, schauen auf das dunkle Wasser, wo die Wellen jetzt weiße Kämme haben.
    »Vorsichtig, es ist glatt«, warne ich sie. Aber sie gibt keine Antwort, bohrt nur die Hände tief in die Parkataschen. Ihre Haare tanzen im Wind um ihren Kopf.
    Vorsichtig nähern wir uns dem großen glatten Felsen, wo wir uns im Sommer sonnen.
    Eine andere Zeit, ein anderes Leben, so kommt es mir vor, denn es gibt kaum Ähnlichkeiten zwischen meiner kleinen Bucht heute und dem einladenden sommerwarmen Meer, das uns im August willkommen geheißen hat.
    Aina ist stumm und düster. Ich war überrascht, aber froh, als sie angerufen hat, um ihren Besuch anzumelden. Früher, vor Markus, war sie oft hier. Jetzt kommt es fast nie mehr vor.
    »Elin hätte am Freitag fast geweint. Die Abendzeitungen rufen offenbar so oft an, dass die Klienten nicht mehr durchkommen«, sagt sie jetzt.
    »Solange Elin nicht unsere Privatnummern rausrückt … Ich verstehe ja nicht, warum die das so interessant finden.«
    »Ich schon. Eine Mutter von drei Kindern in einer psychologischen Praxis mitten in Stockholm erschossen. Das ist doch ganz schön aufregend. Aber immerhin haben sie die mögliche Verbindung zu dem Mord an Susanne noch nicht entdeckt. Das ist immerhin ein Glück.«
    »Hat die Polizei dich auch befragt?«, frage ich und kann meine Worte kaum hören, fast ertrinken sie im Heulen des Windes und dem Rauschen der Wellen.
    »Ja. Sie haben mit allen gesprochen. Sagt Markus.«
    Sie lächelt kurz, ein flüchtiges, schwer zu deutendes Lächeln.
    »Was sagt er denn sonst noch, dein Markus?«
    Mein Markus? Ich reagiere ein wenig angesäuert auf diese Wortwahl, beschließe aber, mich nicht

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