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Das Trauma

Das Trauma

Titel: Das Trauma Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Camilla Grebe
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meinen Sie?« Kattis sieht belustigt aus. »Nö, ich glaube, ich kann mit ihm umgehen. Ich sag doch, er ist lammfromm.«
    »Ich meine, könnte er für andere gefährlich werden? Für Henrik vielleicht oder für Susanne?«
    Kattis mustert mich skeptisch, und langsam wird eine Furche zwischen ihren Augenbrauen immer tiefer.
    »Warum sollte er Susanne etwas tun wollen? Das ist doch … total krank. Na gut, er könnte Henrik angreifen, aber Susanne? Das ist unlogisch.«
    »Kann er gehört haben, wie Sie etwas über sie gesagt haben? Vielleicht etwas, das er missverstanden oder wortwörtlich genommen hat?«
    Sie schweigt. Kneift die Augen zusammen, schüttelt langsam den Kopf.
    »Das kann nicht sein. Meinen Sie, was ich glaube, dass Sie meinen?«
    »Haben Sie etwas über Susanne gesagt, etwas, das er möglicherweise missverstanden hat? Etwas, das ein naiver Mensch, der Sie sehr, sehr gern hat, vielleicht missverstehen könnte?«
    Kattis sieht mich an. Die Augen schwarz, blank. Sie sieht plötzlich ängstlich aus.
    »Das ist nicht möglich, so kann das nicht sein.«
    »Wie meinen Sie das?«
    »Ich kann das nicht glauben.«
    Sie schüttelt so heftig den Kopf, dass der Pferdeschwanz hinter dem bleichen Gesicht hin und her schlägt wie eine Peitsche.
    »Kattis, bitte, überlegen Sie. Was haben Sie gesagt?«
    Sie seufzt tief, rutscht hin und her, starrt wieder die zerkratzte Tischplatte an, macht sich an den Kuchenkrümeln zu schaffen.
    »Dass sie eine Sau ist«, flüstert sie. »Dass sie mir Henrik weggenommen hat. Dass sie ihre kleine Tochter schlägt, Tilde. Dass ich wünschte, sie wäre tot. Aber ich habe das nicht zu ihm gesagt. Ich habe mit einer Kollegin gesprochen und mit Freundinnen telefoniert. Das war anfangs. Als zwischen uns gerade Schluss war. Da liebte ich ihn doch noch immer. … Aber ich habe das doch nicht so gemeint … ich war einfach fertig. So was sagt man eben, wenn man todunglücklich ist. Ich würde doch nie … nie!«
    »Und Tilde? Glauben Sie, Tobias kann Tilde entführt haben?«
    Langsam hebt sie den Blick vom Tisch und sieht mich aus Augen an, die dunkel sind, voller Reue.
    »Wissen Sie … es ist so seltsam.« Ich ahne den Zweifel in Kattis’ Stimme. Die Angst. »Also, er hat mich Anfang der Woche gefragt, welches Müsli kleine Kinder gern essen. Und womit sie spielen.«
    Wieder sehe ich die Kleine vor mir. Das Foto aus dem Kindergarten, grotesk vergrößert, auf allen Plakaten. Das fröhliche Mädchen mit den wippenden Zöpfen. Kann es wirklich so sein?
    »Erzählen Sie mehr über Tobias. Ist er schon einmal gewalttätig geworden?«
    Sie senkt den Blick, schlägt die Hände vors Gesicht, konzentriert sich oder weint vielleicht. Nach einer Weile reibt sie sich das Gesicht und sieht mich an, und ich ahne Tränen.
    »Ja, ja, ja. Er ist gewalttätig geworden. Aber seit er zu uns gekommen ist, ins Jobcenter, nicht mehr. Ich dachte, er sei auf dem richtigen Weg.« Sie legt eine kurze Pause ein und packt plötzlich den Tisch, als wäre sie kurz vor dem Umkippen. »Herrgott, stellen Sie sich nur vor, er hat sie bei sich, zu Hause! Vielleicht sollten wir die Polizei anrufen? Oder hinfahren? Zu Tobias, meine ich? Er ist ja nicht zu Hause, er ist mit den anderen in Göteborg. Wenn, und nur wenn es so ist, wie Sie sagen … dann können wir hinfahren und sie suchen. Ich hoffe so sehr, dass Sie sich irren. In meinen Augen ist Tobias doch harmlos. Ein wenig konfus, das schon. Aber ungefährlich. Aber wenn es so ist, wie Sie glauben … dann müssen wir doch versuchen, ihr zu helfen?«
    »Wie lange bleibt er in Göteborg?«
    »Sie kommen morgen zurück.«
    Vor dem Fenster fällt der Schnee jetzt dichter. Ich sehe Kinder, die sich draußen im frischen Weiß wälzen, auf dem Rücken liegen und Schneeengel machen, die Schneebälle gegen die Fassade der Bibliothek werfen. Der Anblick der Kinder tut mir fast körperlich weh. Ich nicke Kattis zu.
    »So machen wir das, wir fahren hin. Wir können die Polizei von unterwegs aus anrufen.«
    Als wir über den Medborgarplatz zu Kattis’ kleinem Auto gehen, staune ich über die seltsame Ruhe, die uns umgibt. Plötzlich höre ich weder den Verkehr noch die Menschen, die ich vor mir in der Dunkelheit ahne. Der Schnee stiehlt sich unter meinen Mantelkragen, in meine kurzen, hoffnungslos verschlissenen, unpraktischen Stiefel. Ich ziehe an meinem Schal, bleibe einen Moment stehen, um mich auszuruhen. Seit ich schwanger bin, bin ich so kurzatmig geworden. Habe Atemprobleme,

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