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Das Traumcafé einer Pragerin - Erzaehlungen

Das Traumcafé einer Pragerin - Erzaehlungen

Titel: Das Traumcafé einer Pragerin - Erzaehlungen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lenka Reinerová
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zurückkommen.«
    »Ich habe so auf dich gewartet und doch ständig das Gefühl gehabt, daß du bei mir bist. Das habe ich von dir gelernt, Géraldine, nicht einmal bei der Gestapo habe ich die Sicherheit verloren, nicht allein zu sein.«
    »Ja«, sagte sie unglücklich, »das war bei der Gestapo.«
    Auch im Flüsterton klang ihre Stimme so gequält, daß er ratlos verstummte. Eine Weile lagen sie bewegungslos nebeneinander. Dann vergrub sie plötzlich ihr Gesicht in seiner Schulter und sagte fast unhörbar:
    »Ich will aber zurückkommen.«
    »Du warst doch immer mit uns. In der Nacht habe ich dich geflüstert, aus jedem Buch habe ich dich herausgelesen, habe dich getrunken, wenn ich Durst hatte, und habe dich nie gerufen, so wie man sich selbst nie ruft. Wenn du trotzdem noch zurückkommen mußt, quäl dich nicht. Wahrscheinlich wurdest du allzu weit davongejagt – und jetzt schlaf schon.«
    Sie schlief wirklich ein.
    Zur Gewerkschaftsversammlung des Bezirksbetriebs Handel mit Bedarfsgegenständen für den Haushalt kamen viele Menschen. Die Angestellten der Direktion und all der verschiedenartigen Zweigstellen: Küchengeräte, Papierwaren, Elektroinstallationen, Eisenwaren, Glas und Porzellan. Der große Saal, routinemäßig mit einer roten Fahne und einer Gipsbüste Lenins geschmückt – die zu diesem Zweck aus der Musterabteilung Glas und Porzellan zur Verfügung gestellt wurde –, füllte sich allmählich bis zum letzten Platz. Die Menschen riefen einander die üblichen Schwerzworte zu, und Frau Kucerová informierte die neue Kollegin:
    »Der dort in dem prima grauen Anzug, das ist der Generaldirektor. Der neben ihm mit dem offenen Hemdkragen, das ist der Hauptkaderchef. In der Ecke unter dem Fenster sitzt die Leiterin der Papierwaren und neben ihr der Chef der Planabteilung. Die beiden haben etwas miteinander, aber ich kann ihn nicht verstehen. Er ist verheiratet, und seine Frau hat wenigstens eineFigur. Aber die da! – Guten Tag, Genosse! – Das war der Funktionär vom Bezirkssekretariat der Gewerkschaften. Sie haben es gut, Frau Starková, Sie kennt hier keiner, was gehen Sie da die Leute an, nicht?«
    Sie haben es gut, Frau Starková.
    Opa Tichý saß gleich bei der Tür. Er trug ein sauberes kragenloses Hemd, aus dem sein verrunzelter dünner Hals hervortrat. In den zitternden Händen verknautschte er seine Mütze. Er blickte zu Boden und sprach mit niemandem.
    Wer wohl hier »ein Auge auf mich« hat? Der vom Bezirk oder der Hauptkaderchef? Oder beide? – Der Opa muß für zwei Kinder ohne Mutter sorgen. Petruschka ist auch ein Kind, war lange ohne Mutter, und wer hat sich ihrer angenommen?
    Die Frauen aus dem Warenlager der Abteilung Glas und Porzellan saßen am Nebentisch, ihre vollgestopften Einkaufstaschen hatten sie unter den Stühlen verstaut, die Fahrräder vor dem Gebäude festgemacht. Sie winkten ihr zu. Frau Mašková war nicht unter ihnen. Warum?
    Die Versammlung wurde vom Bezirksfunktionär der Gewerkschaften eröffnet. Die üblichen Phrasen, mit eintöniger, gelangweilter Stimme vorgebracht. Dann sprach der Generaldirektor, ein gut aussehender eleganter Fünfziger, über Betriebsprobleme. Etwas matt, aber mit Kenntnis der Dinge, über die er redete. Über die neuen Lohnvorschriften referierte der Kaderchef, ein gedrungener Mann mit leicht gerötetem Gesicht. Der rief begreifliches Interesse hervor, aber aus unbekannten Gründen sprach er irgendwie gereizt, was er vorbrachte, war von unausgesprochenen Drohungen durchzogen.
    Ich werde den Mund nicht aufmachen. Es ist die ersteVersammlung, an der ich überhaupt wieder teilnehme, sie könnten noch glauben, daß ich auf jeden Fall die Aufmerksamkeit auf mich lenken will. Und das will ich wahrlich nicht. Dem Opa würde es wohl auch kaum nützen, wenn gerade ich etwas über ihn vorbringen würde. Es geht nicht, es geht einfach nicht.
    »Man stimmt ab«, flüsterte Frau Kucerová, und ihre mollige weiße Hand, verziert durch einen Goldring mit einem blutroten Stein, schnellte in die Höhe. Sie hob auch die Hand. Wußte nicht einmal richtig wofür. Ohnehin war es egal. Sie wird jetzt einfach immer die Hand heben, wenn die anderen es tun, und wird Ruhe haben. Sie werden ruhig leben, Pavel, Petruschka und sie. Wie alle anderen.
    »Du liebe Zeit, der Opa ist wohl nicht ganz bei Trost!«
    Fräulein Dvoráková bekam am Halsausschnitt rote Flecken vor Aufregung. Kicherte nervös.
    Sie drehte sich zur Tür um. Opa Tichý zerknautschte weiterhin seine

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