Das Traumprinzen Casting
Ich gehe jetzt rein!“, antwortet Vivien und öffnet die Türe zum Sapiano . Über die Minikamera können wir sehen, dass es drinnen bereits brechend voll ist. Viele Geschäftsleute nutzen ihre Mittagspause um sich bei Pizza, Pasta und Salat in gemütlicher Runde zu unterhalten oder aber auch um die Dates für den Abend klar zu machen. Durch die umliegenden Banken und Geschäftshäuser ist das S apiano für viele berufstätige Single einer der beliebtesten Orte, um neue Dates zu vereinbaren. Auch ich habe dort schon den einen oder anderen Mann kennengelernt, nur leider nie den Richtigen.
„Hmm, ich liebe diesen Duft nach Basilikum und Pizza“, Vivien schnuppert verzückt.
„Aha, ihr gucken YouTube! Ich auch habe Filme auf YouTube von ganze Familie. Ich kann euch zeigen!“ Luigi, der eigentlich Mehmet heißt und mit Italien in Wirklichkeit gar nichts am Hut hat, ist unbemerkt herangeschlichen. Da Volker öfter in sein Café kommt, kennen die beiden sich ganz gut. „Volka, gib ein: Mehmet00 Familie , dann ich zeige dir alle!“, befiehlt er Volker.
„Mehmet, du, das geht jetzt nicht! Das ist nicht YouTube. Das ist live!“, erklärt Volker.
„Wieso isser live? Gibt es YouTube live? Gute Idee, Volka! Ich mache auch Live Film: Luigi in seine Eiscafé!“
„Nein nein Mehmet, das ist so was wie eine verdeckte Operation, verstehst du?“, antwortet Volker.
„Ich nicht verstehe, Volka. Was für ein Operation? Du machen krumme Sachen? Nicht in meine Eiscafé!“
Ich blicke Volker an. So langsam hat er Mühe sich zu beherrschen. Und Nina verdreht hinter Mehmets Rücken die Augen.
„Nein, Quatsch Mehmet. Das ist privat. Wir wollen einen Mann finden, für Lola hier neben mir und machen so was wie ein Casting. Das was du da siehst, ist das Bild von der Kamera unseres Lockvogels Vivien.“
Mehmet alias Luigi mustert mich von oben bis unten. Wie unangenehm! Ich fühle, wie mir eine leichte Röte in die Wangen schießt.
„Du hasse Probleme Mann zu finden? Issa kein Problem! Ich habe viele Brüder. Bestimmt einer gefällt dir. Ich kann dir zeigen! Volka, gib ein Mehmet00 Familie in YouTube.“
Sprachlos starre ich Mehmet an. Was ist denn das für ein Vogel? Ich bin ja durch meine Freunde schon einiges gewohnt, aber dieser Kerl ist wahrlich sonderbar. Zum Glück rettet mich Volker: „Danke, das ist lieb gemeint Mehmet, aber wir probieren es erst mal so!“
Nina und ich haben echte Mühe uns zusammen zu reißen. Luigi-Mehmet bietet aber auch ein zu komisches Bild, so wie er sich gerade aufplustert, den Bauch einzieht und den Spüllappen schwingt.
„Ich mache auch mit“, erklärt er, „bei eure Casting. Ich kann machen fünf Eisbecher in sechs Minuten. Ich bin ein Supertalent. Ich zeige euch!“
Und schon eilt er hüfteschwingend hinter seine Eistheke.
„Hallo? Seid ihr da? Was ist denn bei euch los?“, ertönt plötzlich Viviens Stimme.
„Vivien, wir haben hier ein kleines Problem mit Luigi, dem Eiscafébesitzer. Kannst du dich noch ein bisschen gedulden?“ , fragt Nina.
„Ja klar, ich bin bereit. Sagt mir Bescheid, wenn es losgehen kann“, antwortet Vivien.
„Volka, los komma her! Du musst mir filmen, wenn ich mache die Eisbecher!“ Luigi steht mit hochrotem Kopf hinter dem Tresen und macht in einer affenartigen Geschwindigkeit einen Eisbecher nach dem anderen. Das ist wirklich nicht schlecht! Unglaublich, wie schnell er ist, denke ich.
Volker stoppt den Eisbecher Rekordversuch mit den Worten: „Mehmet, ich habe gar keine Kamera! Aber du machst das echt prima. Vielleicht solltest du mal zu einem Talent-Casting gehen!“
Beleidigt zieht Mehmet einen Flunsch. „Na, wenn du mir nicht filmen willst. Ich verstehe schon! Ich hab sowieso zu tun! Viel Spaß noch bei eure Casting!“ Und mit diesen Worten verschwindet er im Nebenraum.
Volker, Nina und ich seufzen erleichtert auf. Gott sei Dank ist er weg!
„Können wir jetzt endlich weitermachen?“, will Nina wissen. Volker nickt. Ich kichere leise. V olker ist eigentlich ganz süß, wenn er so verwirrt ist, denke ich. Und wie ruhig er mit Mehmet umgegangen ist. Alle Achtung! Mir wäre längst der Kragen geplatzt.
„Ok, Vivien, los geht’s! Versuch erst mal einen guten Sitzplatz zu bekommen. Am besten neben einem netten Geschäftsmann!“ macht Nina weiter.
Vivien kämpft sich an der Schlange vor der Pastabar vorbei und hält nach einem geeigneten Sitzplatz Ausschau. Aha, da vorne ist doch noch ein Plätzchen frei. Gleich neben
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