Das Traumprinzen Casting
soll und komm nicht so spät, hörst du Schätzelein? Ich mache mir sonst Sorgen!“
Ich verspreche ihm, mich später zu melden und fahre in das Parkhaus.
In der hintersten Ecke von Parkdeck 2 stelle ich Svens Auto ab. Ich schnappe mir meine Handtasche, stopfe die Schokoladentafeln, die Chips und die Tiefkühlpizzen in eine Tüte und steige aus. Bevor ich zum Treppenhausausgang gehe, nehme ich meinen Haustürschlüssel aus der Handtasche und ratsche so fest ich kann an Svens Auto entlang. Es quietscht erbärmlich und ein hässlicher Strich zieht sich quer über die Fahrertüre. So – jetzt bin ich fertig! Den Schlüssel werde ich Sven mit der Post zurückschicken – und wenn er stinkwütend nachfragen sollte: Keine Ahnung, wie das mit dem Kratzer passiert ist! Ich werde mich an nichts erinnern können.
Eine Stunde später sitze ich auf einer Parkbank im Stadtpark und bemitleide mich selbst. Die Welt ist so ungerecht! Warum bekomme nur ich immer die Arschlöcher und Volltrottel ab?
Meine beiden Freundinnen Anja und Nina zum Beispiel haben richtig nette Männer. Nur ich falle immer auf die falschen herein.
Ich will nach Hause. In mein Bett und dann schlafen. Und fernsehen. Und meine Chips und die Tiefkühlpizzen essen. Vielleicht ist ja wenigstens ein Ring in der Pizzaverpackung. So viel Glück hätte ich heute wirklich verdient!
Olgér kommt mir sichtlich aufgeregt schon an der Haustüre entgegen. Müde reiche ich ihm Svens Autoschlüssel. „Sag nichts“, bitte ich ihn. „Tu mir einfach den Gefallen und schmeiß den Schlüssel in Svens Briefkasten. Würdest du das für mich tun?“
Olgér nickt eifrig und verspricht das sofort zu erledigen. Dankbar gebe ich ihm ein Küsschen auf die Wange. Dann schreibe ich eine allerletzte SMS an Sven: Schlüssel ist im Briefkasten. Auto steht in der Aurora Passage, Parkebene 2. Lola und drücke auf Senden. Dann schalte ich das Handy vorsichtshalber aus und verschwinde schnell in meinem Zimmer, bevor ich wieder anfangen muss zu heulen.
Der Plan
„ O k Lola, so geht das wirklich nicht weiter!“
Kopfschüttelnd steht Nina vor mir. Ich liege auf meiner geblümten Couch und drücke mir meinen heißgeliebten Kuschelhasen an die Nase. Ein paar Tränen glitzern noch in meinen Augenwinkeln.
Es ist jetzt 7 Tage her, dass ich Sven mit dieser Tussi erwischt habe. Ich habe mich die ganze Woche krank gemeldet und fast nur im Bett gelegen, ungesundes Zeug gegessen und geheult. Sein Auto hat Sven in der Zwischenzeit wieder bekommen und mir auf die Mailbox geschimpft, er würde mich anzeigen und ich würde von seinem Anwalt hören. Olgér meint zwar, dass er das nicht wagen wird, aber ich bin mir da nicht so sicher. Einen Ring habe ich auch nicht gewonnen, in keiner einzigen Verpackung war einer. Ich werde demnächst mal einen Beschwerdebrief an diese Pizzafirma schreiben...
Heute morgen ist Olgér für zwei Tage dienstlich verreist und hat sich scheinbar so große Sorgen um mich gemacht, dass er meine beste Freundin Nina als Babysitter engagiert hat.
„Ich habe wirklich gedacht, Sven wäre der richtige für mich“, schluchze ich.
„Sven ist ein Arschloch!“, erwidert Nina. „Das habe ich dir gleich gesagt! Der war viel zu schön, um wahr zu sein. Und oberflächlich war er auch. Aber du wolltest ja wieder mal nicht auf mich hören!“
Es gab viele, viele Male, bei denen ich besser auf Ninas Rat gehört hätte. Sie kennt sich wirklich aus mit Männern und hat sich selbst natürlich ein absolutes Prachtexemplar geangelt.
Chris ist ein angesagter Möbel Designer, sieht blendend aus und liebt Nina abgöttisch.
Nina und ich kennen uns schon ziemlich lange. Wir haben uns während des Studiums kennengelernt. Ich war das erste Mal mittags in der Mensa und wollte dort essen. Ganz unbedarft ging ich zur Essensausgabe, nannte mein Wunschgericht und stellte mich dann in die lange Warteschlange an der Kasse.
„Marken bitte!“, schnarrte die Stimme der Kassiererin, als ich an der Reihe war. Marken? Welche Marken?
Hinter mir hörte ich lautes Stöhnen. Ich blickte nach rechts und sah ganz hinten in der Ecke eine weitere sehr, sehr lange Schlange vor einem Schalter mit der Aufschrift „Ausgabe Essensmarken“.
Oh Gott, wie peinlich!
Das hatte ich nicht gewusst, dass man sich zuerst anstellen musste, um eine Marke zu kaufen und dann erst zur Kasse gehen durfte, um die Marke wieder abzugeben. So sollte es angeblich schneller gehen. Im Normalfall, wenn nicht Trottel wie ich
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