Das Traumschloss
sie nach.
„Du weißt, warum. Ich möchte mit meiner neuen Mitarbeiterin über ein geplantes Vorhaben sprechen.“ Nach einer erneuten Pause fügte er hinzu. „Ich gebe zu, dass ich das Lokal aus nostalgischen Gründen gewählt habe. Wir haben hier schöne Stunden verbracht.“
„Ich habe keine Lust, in Erinnerungen zu schwelgen“, erklärte sie kühl. „Wir haben uns beide weiterentwickelt.“
Ramon bemerkte die verstohlenen Blicke, die Lauren ihm ab und zu zuwarf. Auch wenn sie sich kühl gab, fühlte sie sich immer noch zu ihm hingezogen. Das Beben ihrer Lippen verriet jedoch, dass sie entschlossen war, ihre Empfindungen zu unterdrücken. Vorerst reichte ihm die Erkenntnis, dass er ihr nicht gleichgültig war.
Lauren seufzte erleichtert, als der Ober kurz darauf das Essen servierte. Der Fisch schmeckte köstlich, aber Ramon machte sie so nervös, dass ihr schon nach wenigen Bissen der Appetit verging.
„Ich habe die Objekte, für die du dich interessierst, einer ersten Überprüfung unterzogen und festgestellt, dass es bei zweien davon Probleme geben könnte“, erklärte sie, während sie den Ordner aus ihrer Aktentasche nahm. „Das in der Chancery Lane ist ein denkmalgeschütztes Gebäude der Kategorie zwei, und du bräuchtest eine Baugenehmigung, um irgendwelche Veränderungen vornehmen zu können. Das in der Jermyn Street hat einen befristeten Pachtvertrag. Ich habe mit der Firma gesprochen, der es gehört, und man ist vielleicht zu einer Verlängerung bereit. Das wäre dann allerdings Verhandlungssache.“
Er aß sein letztes Stück Steak, bevor er antwortete. „Du bist wirklich sehr tüchtig.“
„Ich nehme an, dass du mich deswegen engagiert hast.“
„Unter anderem“, meinte er lächelnd. „Alistair Gambrill hält große Stücke auf dich. Du hast erst vor achtzehn Monaten bei PGH angefangen und sollst eventuell bald befördert werden, soweit ich weiß. Du musst hart gearbeitet haben, um einen so guten Eindruck auf die Seniorpartner zu machen.“
Bildete sie es sich ein, oder klang er tatsächlich sarkastisch? Während ihrer Affäre war ihr Engagement für ihren Job der einzige Streitpunkt zwischen ihnen gewesen, denn Ramon hatte von ihr erwartet, dass sie immer Zeit für ihn hatte. Er hatte nie verstanden, wie wichtig ihr ihre finanzielle Unabhängigkeit war. Allerdings hatte sie ihm auch nie erzählt, dass ihr Vater ihre Mutter und sie wegen seiner Geliebten verlassen und sie beide nie finanziell unterstützt hatte.
„Der Wechsel zu PGH war auf jeden Fall ein wichtiger Schritt für meine Karriere“, bestätigte Lauren. „Und ich arbeite viel.“
Ramon konnte natürlich nicht ahnen, dass sie glaubte, mehr als ihre Kollegen leisten zu müssen. Als alleinerziehende Mutter war sie umso mehr auf ihren Job angewiesen, und so hatte sie drei Monate nach Mateos Geburt wieder angefangen, zumal sie sich in der von Männern dominierten Branche keine lange Auszeit hätte leisten können.
Sie trank einen Schluck Wasser und spielte mit ihrer Serviette. „Das mit deinem Vater tut mir leid“, sagte sie dann unvermittelt.
Da sie nicht mit einer Antwort rechnete, war sie überrascht, als er nach einer langen Pause einräumte: „Sein Tod war ein Schock für uns alle, denn nach der Operation hatten die Ärzte ihm gute Überlebenschancen eingeräumt. Aber er hatte einen Rückfall, und der Krebs war noch aggressiver, sodass sie nichts mehr für ihn tun konnten.“ Er seufzte. „Meine Mutter kann den Verlust nicht verwinden. Die beiden waren über vierzig Jahre verheiratet.“
Ramon musste sich eingestehen, dass der Kummer seiner Mutter genauso ein Schock für ihn gewesen war wie der Tod seines Vaters. Er hatte immer angenommen, die Ehe seiner Eltern wäre ein reines Zweckbündnis gewesen, die Verbindung zweier einflussreicher Familien, und daraus hätte sich eine Beziehung entwickelt, die eher auf freundschaftlicher Zuneigung und gegenseitigem Respekt gründete. Als er jedoch erlebte, wie der Tod seines Vaters seiner Mutter das Herz brach, war ihm klar geworden, dass es Liebe gewesen war – die Art von Liebe, an deren Existenz er bis dahin immer gezweifelt hatte.
Lauren betrachtete Ramon und spürte, wie ihr Magen sich zusammenkrampfte. Er war überwältigend attraktiv, doch sie war nicht die erste Frau, die seinen Reizen erlegen war, und würde auch nicht die letzte sein. Nach dem Tod von Esteban Velasquez hatte die Presse regelmäßig über den ausschweifenden Lebensstil seines Sohnes und
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