Das Traumschloss
Schale hin.
„Nein, Mateo, mit dem Löffel …“ Fassungslos beobachtete er, wie der Kleine die Schüssel hochhob und über seinem Kopf leerte. „Das kann doch nicht wahr sein! Jetzt muss ich dich wieder baden.“ Entnervt strich er sich durchs Haar.
Ernst erwiderte Mateo seinen Blick. Als er dann im nächsten Moment geradezu engelsgleich lächelte, war es um Ramon geschehen.
Er warf den Kopf zurück und lachte schallend. „Du bist ein Ungeheuer, weißt du das?“ Nachdem er ihn aus dem Stuhl gehoben hatte, drückte er ihn. „Du bist mein Sohn, und wir werden nie wieder getrennt sein“, schwor er leise.
Ein leises Geräusch veranlasste ihn, sich umzudrehen. Er verspannte sich, als er Lauren auf der Schwelle stehen sah. Sie war blass und wirkte sehr verletzlich, aber es waren vor allem die Tränen in ihren Augen, die seine Aufmerksamkeit erregten.
„Was machst du hier?“, fragte er rau. „Cathy hat mir erzählt, dass du wach bist, aber noch zu schwach, um aufzustehen.“
Lauren schluckte, während sie ihren Sohn betrachtete, der auf dem Arm seines Vaters einen sehr zufriedenen Eindruck machte. „Ich habe Matty gesucht“, erwiderte sie heiser. „Die Schwester sagte, du würdest ihm sein Frühstück geben.“ Sie konnte ihre Überraschung darüber, dass er sich selbst um den Kleinen kümmerte, nicht verbergen. Ramon sah außerdem ganz anders aus als sonst. Bisher hatte sie ihn immer nur in Designeranzügen gesehen. In dem schwarzen Poloshirt und den verwaschenen Jeans wirkte er lässiger und in gewisser Weise auch menschlicher als der überhebliche Duque, der in ihre Wohnung gestürmt war und ihr damit gedroht hatte, ihr das Sorgerecht für Mateo zu entziehen.
Ramon betrachtete den Brei, der in Mateos Haar klebte, und schnitt ein Gesicht. „Wie du siehst, habe ich es nicht geschafft, ihn zu füttern.“
Lauren lächelte schwach. „Das hat er zu Hause schon oft gemacht – vorzugsweise an den Tagen, an denen ich ohnehin spät dran war. Er lässt sich nicht gern füttern und möchte lieber alles allein machen.“
„Genau wie seine Mutter“, bemerkte er trocken. „Es ist sicher nicht leicht für dich gewesen, alles unter einen Hut zu bringen. Aber du bist nie auf die Idee gekommen, mich um Hilfe zu bitten, stimmt’s, Lauren?“
Sein ärgerlicher Unterton war ihr nicht entgangen. Sie biss sich auf die Lippe. „Ich wusste nicht, was du dazu sagen würdest, dass du ein Baby hast.“
Nun stieß er einen ungeduldigen Laut aus. „Du hättest es ja darauf ankommen lassen können.“
Wieder wurde sie von Schuldgefühlen überwältigt. Sie konnte hier den ganzen Tag stehen und versuchen, ihr Verhalten zu rechtfertigen. Doch in ihrem tiefsten Inneren wusste sie, dass es ein Fehler gewesen war, Ramon nicht von Mateo zu erzählen. Da sie ihm nicht in die Augen sehen konnte, ließ sie den Blick durch das Kinderzimmer schweifen. Hinter einer Tür, die offen stand, befand sich ein Bad. „Ich lasse Wasser in die Wanne“, sagte sie schnell, bevor sie hineineilte.
Da Matty gern badete, genoss er es, weitere zwanzig Minuten im Wasser verbringen zu können.
„Er ist eine richtige Wasserratte“, bemerkte Ramon, als er den Kleinen schließlich heraushob und sie ihn in ein flauschiges Handtuch wickelte. „Wenn es wärmer wird, nehme ich ihn mit in den Pool. Es ist gut, wenn er früh schwimmen lernt.“
Bei seinen Worten krampfte sich ihr Herz zusammen. Sie konnte nicht monatelang in Spanien bleiben, denn sie musste wieder arbeiten. Und sie würde Matty auf keinen Fall hier im Castillo lassen.
Sie folgte Ramon ins Kinderzimmer und beobachtete, wie er den Kleinen abzutrocknen begann. Er war wirklich erstaunlich zärtlich. Wieder füllten ihre Augen sich mit Tränen. Hätte sie diese Seite an ihm gekannt, hätte sie sich vielleicht anders verhalten. Zwischen den beiden bestand schon jetzt eine enge Bindung, und Lauren musste sich eingestehen, dass sie nicht das Recht hatte, diese zu zerstören.
Ramon blickte sie an und runzelte die Stirn. „Du siehst furchtbar aus. Geh wieder ins Bett. Ich ziehe Mateo an und bringe ihn nach unten zu meiner Mutter“, fuhr er fort, als sie den Kopf schüttelte. „Los, ich komme auch ohne dich klar.“
Seine Worte trafen sie mitten ins Herz. Verzweifelt fragte sie sich, was sie bloß machen sollte, als sie in den Flur eilte.
6. KAPITEL
Kurz nachdem Lauren in ihr Zimmer zurückgekehrt war, brachte eine Angestellte ihr eine Kanne Tee und einen Teller mit frisch gebackenen
Weitere Kostenlose Bücher