Das Traumschloss
mir vorstellen, dass ein Richter mir das Sorgerecht zuspricht, denn ich würde mir seine Erziehung zur Lebensaufgabe machen, und er würde in einer großen Familie aufwachsen, während du ihn weggibst, um ganztags zu arbeiten. Ein Kind in seinem Alter braucht mindestens ein Elternteil, das sich rund um die Uhr kümmert, und ich werde für ihn da sein.“
„Wirklich?“, hakte sie ungläubig nach. „Und was ist, wenn du beruflich unterwegs bist oder deinen Repräsentationspflichten nachkommst? Dann lässt du ihn in der Obhut eines Kindermädchens, stimmt’s?“
„Ich werde meine Reisen auf ein Minimum beschränken, und Partys und dergleichen langweilen mich. Ich würde meine Zeit viel lieber mit meinem Sohn verbringen.“
Als er Laurens blasses Gesicht betrachtete, versuchte Ramon, jeden Anflug von Mitgefühl zu unterdrücken. Da sie so kaltherzig gewesen war, ihm seinen Sohn vorzuenthalten, hatte sie kein Mitleid verdient.
„Was du getan hast, ist unverzeihlich“, fuhr er schroff fort. „Du solltest jetzt alles daransetzen, die Beförderung zu bekommen, von der Alistair Gambrill mir erzählt hat, denn du wirst das Geld für den Sorgerechtsstreit brauchen. Hast du das begriffen, Lauren? Ich werde bis zuletzt um unseren Sohn kämpfen, weil ich glaube, dass er es bei mir besser haben wird. Er ist mein Erbe, und ich verstehe nicht, wie du ihm sein Geburtsrecht vorenthalten konntest.“
Plötzlich musste Lauren kräftig niesen, und alles tat ihr dabei weh. Noch immer fröstelte sie, und Schweißperlen standen ihr auf der Stirn. Erschöpft lehnte sie den Kopf zurück.
Ramon betrachtete sie stirnrunzelnd. „Was ist? Geht es dir nicht gut? Du siehst ganz elend aus.“
Sie lächelte humorlos. „Meinst du nicht, es könnte damit zusammenhängen, dass du mir damit drohst, mir Matty wegzunehmen?“ Wegen der starken Halsschmerzen fiel ihr das Sprechen schwer. „Anscheinend habe ich mich in der Kanzlei angesteckt. Dort geht gerade die Grippe um.“ Als sie das zornige Funkeln in seinen Augen sah, senkte sie den Blick. „Es tut mir leid“, flüsterte sie. „Ich dachte, du wolltest nichts von Matty wissen – oder würdest ihn nur anerkennen, weil du dich dazu verpflichtet fühlst. Aber ich schwöre dir, dass ich alles getan habe, um ihm eine gute Mutter zu sein.“
Der eisige Ausdruck in seinen Augen bewies, dass Ramon nicht bereit war, ihr zu verzeihen. „Nur leider reicht es meiner Ansicht nach nicht.“ Als sie wieder nieste, fuhr er fort: „ Dios ! In dem Zustand kannst du dich nicht um ein Kind kümmern. Du kannst dich ja kaum auf den Beinen halten“, fügte er hinzu, als sie aufstand und schwankte. „Deine Mutter bricht morgen zu einer Kreuzfahrt auf, stimmt’s?“
Widerstrebend nickte sie und zuckte zusammen, als die Kopfschmerzen dabei noch schlimmer wurden.
Er nahm sein Handy aus der Hosentasche. „Ich bestelle einen Privatjet. Hier in der Nähe ist ein kleiner Flugplatz. Von dort können wir starten.“
„Wohin?“, brachte sie hervor und stellte bestürzt fest, dass sie immer heiserer wurde. Sie konnte sich nicht entsinnen, sich je so krank gefühlt zu haben, und sein entschlossener Tonfall machte ihr Angst.
„Ich bringe meinen Sohn nach Spanien – und du kommst mit. Anders als du glaube ich, dass er beide Eltern braucht.“
„Oh nein. Du bringst Matty nirgendwohin!“
„Mach dich nicht lächerlich. Du bist krank und kannst dich nicht um ihn kümmern. Er sollte jetzt bei seiner Familie sein. Meine Mutter wird überglücklich sein, wenn sie ihren Enkel kennenlernt, und ich werde eine Krankenschwester engagieren, die ihn im Auge behält, für den Fall, dass er noch einmal einen Fieberkrampf bekommt.“
Wie aufs Stichwort begann Matty sich in diesem Moment bemerkbar zu machen. Als Lauren in sein Zimmer eilte, stand er im Bett und schrie so laut, dass sie dachte, ihr würde der Schädel platzen.
„Komm, mein Schatz, du hast bestimmt Hunger“, versuchte sie ihn zu beruhigen. Aber er schrie weiter und wand sich so heftig, dass sie ihn nur mit Mühe festhalten konnte.
„Gib ihn mir“, ließ Ramon sich grimmig von der Tür her vernehmen. „Du hast nicht genug Kraft.“ Er kam auf sie zu, den Blick auf Mateo gerichtet.
Offenbar hat er das Temperament der Velasquez geerbt, dachte er bei sich. Obwohl der Kleine noch kein Jahr alt war, merkte man, dass er einen starken Willen hatte und sowohl Vater als auch Mutter brauchte.
„Mateo“, sagte Ramon sanft, aber energisch, woraufhin
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