Das Traumschloss
würde aber in wenigen Minuten zu ihr kommen. Nach ihrer Begegnung mit Pilar war Lauren zu den anderen zurückgekehrt und hatte versucht, sich nichts anmerken zu lassen. Sie war sich allerdings die ganze Zeit Ramons forschender Blicke bewusst gewesen. Und als sie seine Frage, ob sie den Tag genießen würde, bejahte, hatte er eine spöttische Miene gemacht.
Seufzend ging sie durch die Verbindungstür in den angrenzenden Raum, der seinen Worten zufolge traditionsgemäß das Schlafzimmer der Duquesa war. Sie wusste nicht, ob Ramon und Pilar einmal ein Paar gewesen waren, und sie wollte es auch gar nicht wissen, wie Lauren sich energisch einredete. Dennoch wurde sie das Bild nicht los, wie die beiden auf der Terrasse gestanden hatten. Ihre Körpersprache hatte auf eine enge Vertrautheit hingedeutet. War sie jetzt womöglich genauso blind, wie ihre Mutter damals?
Ihr brannten die Augen, und als ihr Blick in den Spiegel fiel, konnte sie sich plötzlich gar nicht schnell genug ihrer Sachen entledigen. Das Kleid und die Rosen waren nur Teil einer Illusion gewesen, denn Ramon wollte den Eindruck erwecken, dass der Duque de Velasquez und seine Braut überglücklich waren. Mit zittrigen Händen zog Lauren das Kleid und den Spitzen-BH aus, bevor sie aus einer Schublade ein schlichtes T-Shirt nahm. Es gehörte zu den Sachen, die sie sich aus England hatte nachschicken lassen.
Sie stand gerade vor der Frisierkommode und kämmte sich, als Ramon hereinkam.
„Nicht ganz das, was ich erwartet hatte“, meinte er lässig, während er das weite, verwaschene T-Shirt betrachtete. „Aber ich finde dich trotzdem sexy“, fuhr er ironisch fort, als sie herumwirbelte.
Er hatte seine Krawatte abgelegt und die obersten Hemdknöpfe geöffnet, sodass sie seine gebräunte Haut sehen konnte. Lässig lehnte er am Türrahmen, das schwarze Haar fiel ihm ins Gesicht, und seine Augen funkelten verlangend. Er war so sexy, dass sie vor Sehnsucht ganz weiche Knie bekam.
„Was hast du denn erwartet?“, konterte sie scharf, wütend auf sich selbst. „Dass du hier hereinkommst und sofort deine ehelichen Rechte einfordern kannst?“
Ramon betrachtete Lauren aus zusammengekniffenen Augen. Er hatte sich nicht getäuscht. Irgendetwas hatte sie auf der Hochzeitsfeier aus der Fassung gebracht, und nun wirkte sie genauso angespannt wie bei ihrem Wiedersehen in London.
„Einfordern?“, wiederholte er leise. „Ich glaube nicht, dass das nötig ist. Du bist meine Frau, und ich dachte, wir würden in der Hochzeitsnacht die Leidenschaft wieder entflammen, die immer zwischen uns gebrannt hat.“
„Ich habe dich nur geheiratet, weil du beschlossen hast, dass Matty dein Erbe sein soll“, beharrte sie.
Daraufhin presste er die Lippen zusammen. „Er ist mein Sohn und deshalb auch mein Erbe. Ich hätte ihn immer gewollt, aber du hast mir ja keine Chance gegeben.“
„Weil du mir unmissverständlich zu verstehen gegeben hattest, dass ich nie mehr als deine Geliebte sein kann. Ich war nicht gut genug für den Duque de Velasquez und dachte, Mateo wäre es auch nicht.“
Lauren musste sich eingestehen, dass ihr Zorn daher rührte. Sie war jetzt nur gut genug für Ramon, weil sie ihm einen Sohn geschenkt hatte. Sie war keine kultivierte spanische Adelige wie Pilar Fernandez, doch sie würde auf keinen Fall zugeben, dass sie eifersüchtig war.
„Mateo ist ein Teil von uns beiden, und wir haben geheiratet, damit wir uns beide um ihn kümmern können.“ Sein Akzent war plötzlich viel stärker als sonst. „Ich dachte, ihm zuliebe würden wir unser Bestes geben, um eine Beziehung aufzubauen.“
„Indem wir Sex haben?“, spottete sie leise.
„Zum Beispiel. Schließlich hat alles so angefangen. Ich habe dich in einem überfüllten Nachtclub gesehen und mehr begehrt als je eine andere Frau zuvor.“ Nach einer Pause fuhr er leise fort: „Und das tue ich immer noch. Und ich glaube, du willst mich genauso, Lauren, auch wenn du es leugnest.“
Da sie ihn nicht ansehen konnte, blickte sie starr zu Boden. Vielleicht hatte er recht. Der Sex hatte sie während ihrer Affäre aneinandergebunden, und Ramon begehrte sie noch genauso wie damals.
War es fair, wenn sie ihm anlastete, dass er sich nicht in sie verliebt hatte? Und war es falsch, ihnen zu versagen, was sie beide wollten, nur weil sie fürchtete, er könnte wie ihr Vater fremdgehen? Er ahnte nicht, wie schwer es ihr fiel, ihm zu vertrauen, aber sie würde es versuchen müssen, wenn sie ihrer Ehe eine
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