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Das Traumtor Band II (German Edition)

Das Traumtor Band II (German Edition)

Titel: Das Traumtor Band II (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gabriel Galen
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akzeptieren. Er wollte ganz einfach die Realität dessen, was er sah, nicht erkennen, denn wenn er der Tatsache erlaubte, Zugang zu seinem Verstand zu finden, musste er auch den schrecklichen Rest dieser Wahrheit sehen. Wild bäumte sich seine Seele auf in dem verzweifelten Versuch, die Erkenntnis zu verdrängen, die sich unbarmherzig ihren Weg in sein Bewußtsein bahnte: Athama war fort! Sie war zurückgekehrt in ihre Welt – in diese seltsame Welt, die jenseits seines Begreifens lag und die durch den für ihn unüberwindlichen Abgrund von Zeit und Raum von seiner eigenen Welt getrennt war.
    „Athama! Warum?“
    Der gellende Schrei des Königs hatte den halben Palast geweckt. Als die Leibwachen mit gezogenen Schwertern durch die Tür seines Schlafgemachs stürzten, sahen sie Rowin auf dem Boden knien. Mit versteinerten Gesichtszügen starrte er auf einen Gegenstand in seiner Faust, völlig abwesend. Er reagierte nicht, als sie ihn ansprachen, ihn fragten, was geschehen sei. Es schien, als sei er sich ihrer Anwesenheit nicht einmal bewußt. Sein Gesicht war fahl, die gesunde Bräune der Haut einer wächsernen Blässe gewichen. Eine unbestimmte Angst hielt die Männer davon ab, ihn zu berühren.
    „Holt Targil!“ flüsterte einer von ihnen. Und dann wisperte er: „Wo ist die Herrin Athama? Man muß sie sofort suchen!“
    Da stürzte auch schon Targil, der Schwager des Königs, ins Zimmer. Als er Rowin sah, wußte er sofort, was geschehen war. Athama hatte ihren Schwur gehalten! Sie hatte sich selbst und ihre Liebe Rowin und dem Volk von Valamin zum Opfer g ebracht, um Not und Gefahr von diesem Land und seinem Herrscher abzuwenden. Tiefe Trauer über den Verlust dieser geliebten Freundin, aber auch grenzenlose Erleichterung malten sich auf Targils Gesicht ab, als er nun die Leute aus dem Zimmer wies.
    „Ihr braucht die Herrin Athama nicht zu suchen“, sagte er leise zu den Männern. „Sie ist nicht mehr hier. Geht nun und macht keinen Lärm, denn der König braucht dri ngend Ruhe.“
    Als sich die Tür hinter den Leuten geschlossen hatte, trat Targil zu Rowin, der immer noch unbeweglich und mit blicklosen Augen auf dem Boden kniete. Sanft legt er dem Schwager die Hand auf die Schulter.
    „Sie tat es für dich, Rowin, für dich und für Valamin!“ Targils Stimme hatte einen eindringlichen Klang. Er mußte die Erstarrung Rowins brechen. Targil spürte, daß der Verwandte und Freund nahe daran war, den Verstand zu verlieren. Er musste ihn aufrütteln, musste ihn zur Besinnung bringen. Zu viel hing für das Land davon ab, daß der König jetzt zu klarer Entscheidung fähig war. Zu groß war die Gefahr, die Valamin drohte. „Hör zu, Rowin!“ Targil rüttelte ihn derb an der Schulter. „Athama ging fort, weil sie dich und Valamin mehr liebte als alles andere auf der Welt. Sie wollte nicht, daß du und vielleicht Tausende von Valamin ihr Leben verlieren, weil du bereit warst, wegen ihr und deiner Liebe Krieg mit Muran zu führen. Rowin, hörst du? Athama ging nicht, weil sie dich nicht liebte oder die Sehnsucht nach ihrer Welt sie trieb, sondern um dich zu schützen!“
    Rowin regte sich. Wie ein Schlafwandler stand er auf und wandte sich Targil zu, die Phiole immer noch in der Hand. Er sah Targil an. Nur langsam schien der Sinn von dessen Worten zu ihm durchzudringen. Dann formten seine Lippen das Wort „Wer?“ Erst beim zweiten Ansatz kam auch seine Stimme wieder. „Wer hat es ihr gesagt?“ Die Worte kamen schleppend und tonlos.
    Targils Gesicht war bleich, aber fest, als er nun antwortete: „Ich! Ich habe es ihr gesagt! Töte mich, wenn du willst, aber jemand mußte es ihr sagen. Sie hatte das Recht, es zu erfahren. Wie hättest du das Gefühl von Schuld von ihr genommen, wenn ihr bewußt geworden wäre, dass sie die Ursache für den Tod unzähliger Menschen war? Es wäre deine Pflicht gewesen, ihr zu sagen, dass du Ilin von Muran versprochen warst. Du warst nicht ehrlich zu Athama, sondern hast sie all die Zeit in dem Glauben gelassen, dass sie die einzige Frau in deinem Leben sei. Wie lange hast du geglaubt, vor ihr verbergen zu können, dass du dich zur Ehe mit Ilin von Muran verpflichtet hattest? Warst du wirklich so naiv zu glauben, dass Ilin und ihr Vater auf die Einhaltung deines Eheversprechens verzichten würden, weil du dich in eine andere Frau verliebt hattest? Dir musste doch klar sein, dass dich das irgendwann einholen würde, was du so lange verdrängt hattest. Und du kannst nicht

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