Das Traumtor (German Edition)
den Ihr erschlagen habt. Ihr werdet seinen und den Tod unsere Gefährten teuer bezahlen. Daß dein Mann in dieser Nacht nicht auch in unserer Hände fiel, ist nicht so tragisch, denn wir haben dafür gesorgt, daß er von allein kommt. Und dann werdet ihr gemeinsam sterben! Im Allgemeinen haben wir zwar für Frauen eine bessere Verwendung, aber auch an deinen Händen klebt das Blut unserer Männer, wie man erzählt. Und darum wirst du dem Tod nicht entgehen. Und ich verspreche dir, daß es kein leichter Tod sein wird. Aber noch hast du eine kurze Frist, denn wir wollen euch erst beide haben. Mach dir keine Hoffnungen auf Flucht, denn wir werden dich gut im Auge behalten. Für eine Frau scheinst ziemlich gefährlich zu sein, wenn man den Gerüchten Glauben schenken will.“ Er gab mir einen Stoß, daß ich der Länge nach zu Boden schlug. „Gebt ihr etwas zu essen und zu trinken!“ befahl er seinen Männern. „Ich will, daß sie kräftig bleibt, damit wir mehr Freude an ihrem Sterben haben. Wir machen hier nur eine kurze Rast, damit wir am Abend wieder in unserem Versteck sind.“
Zuerst wollte ich die Nahrung verweigern, doch dann dachte ich daran, daß es wirklich besser war, meine Kräfte zu behalten. Ergäbe sich vielleicht doch eine Möglichkeit zur Flucht, mußte ich in der Lage sein, sie zu nutzen. Da keiner der Banditen Lust zu haben schien, mich zu füttern, wurden die Riemen an meinen Händen gelöst und man band sie mir nach vorn. Ich versuchte, dabei meine Handgelenke zu spannen, um etwas Spiel die Riemen zu bekommen, doch sie wurden mir brutal zusammengezogen. Ich schrie vor Schmerz auf, und der Mann, der mich fesselte, lachte grausam:
„Du wirst noch ganz anders singen, wenn wir es richtig mit dir anfangen, mein Vögelchen!“
Doch da sagte ein anderer: „Lass das, Albio! Wie soll sie essen, wenn ihr die Riemen das Blut abschnüren? Du wirst noch früh genug zu deinem Vergnügen kommen, aber wenn sie ohnmächtig wird, haben wir nur Last mit ihr.“ Er kam zu mir hinüber und lockerte meine Fesseln etwas. Dann reichte er mir ein Stück kalten Braten. „Hier, iß das!“ sagte er. „Der Ritt in die Berge wird sehr anstrengend und wir werden nur noch eine kurze Rast bis zum Abend einlegen. Wenn du klug bist, machst du keine Umstände, denn dann hast du bis dahin nichts zu befürchten, da wir keine Zeit damit verlieren wollen, dich erst zur Vernunft zu bringen.“
„Bleib weg von ihr, Hergar!“ rief Rybar da hinüber. „Ich kenne deine Vorliebe für hübsche Frauen! Aber diese hier soll uns auf andere Weise unterhalten.“
Mit einem wütenden Blick ging Hergar zu seinem Pferd hinüber. „Macht, was ihr wollt!“ brummte er. „Ich kann aber nicht verstehen, warum wir nicht zuerst noch ein wenig Spaß mit ihr haben sollten.“
„Das wird sich finden, wenn wir im Lager sind“, erwiderte Rybar. „Jetzt aber werden wir erst einmal weiter reiten. Und vergeßt nicht, den Weg zu markieren, damit der Mann uns folgen kann.“
„Und wenn er uns die Soldaten auf den Hals hetzt?“ fragte der Räuber, der mich so streng gebunden hatte.
„Das wird er nicht wagen!“ lachte der Hauptmann. „Ich habe ihm klargemacht, daß die Frau sofort sterben wird, wenn er nicht allein kommt. Er wird sich genau an meine Anweisungen halten.“
Ich zerbrach mit dem Kopf, wie er Rowin dieser Anweisungen gegeben haben mochte. Die Räuber mußten wohl eine Nachricht zurückgelassen haben. Das aber hieß, daß zumindest Rybar des Schreibens kundig sein mußte. Seltsam! Ein gebildeter Wegelagerer? Aber waren nicht auch in meiner Welt die Verbrecher oft aus den besten Kreisen? Dann schüttelte ich über mich selbst den Kopf. War das denn jetzt von Interesse, ob Rybar nun ein Edelmann oder ein entlaufener Leibeigener war? Er würde Rowin in einen Hinterhalt locken, und ich konnte nichts tun, um es zu verhindern! Es war sicher, daß Rowin einen Hinterhalt vermuten wurde, doch er würde den Anweisungen Rybars folgen, um mich nicht zu gefährden. Halb von Sinnen vor Sorge wurde ich wieder zu Rybar aufs Pferd gesetzt, und dann ging es im gestreckten Galopp auf die Berge zu.
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Als Athama nach einiger Zeit nicht wieder in die Gaststube zurückkehrte, wurde Rowin unruhig. Sein Interesse an der Unterhaltung erlosch und sein Blick flog immer wieder zum Eingang. Plötzlich erhob er sich und ging zu Tür, nahm von dem Bord
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