Das Traumtor (German Edition)
Reisende!“ Die drei Männer sprangen aus dem Sattel und kamen zu uns heran. Als der Anführer unsere blank gezogenen Schwertern sah, lächelte er und sagte: „Ihr könnt die Waffen beruhigt beiseitelegen. Ich glaube, diese Klingen haben einstweilen genug Arbeit geleistet. Wir sind Händler aus Akinbera und auf dem Rückweg in unserer Heimat. Auf dem Weg fanden wir die Leichen des Schecken und seiner fünf Spießgesellen. Vermuten wir recht, daß Ihr beide an ihrem Tod nicht ganz unbeteiligt wart? Aber wo ist der Rest Eurer Gesellschaft? Hat man Euch hier zurückgelassen, weil Ihr verletzt wart nicht weiter konntet?“
„Auch Euch mögen die Götter schützen!“ unterbrach ihn Rowin ein wenig ärgerlich. „Ihr stellt sehr viele Fragen. Seid uns zunächst einmal willkommen und nehmt Platz am Feuer. Das und ein Trunk Quellwasser ist so ziemlich das einzige, was wir Euch bieten können, denn unsere Vorräte sind erschöpft.“
„So erlaubt, daß einer von uns zurückreitet und den Rest unserer Gesellschaft mit den Waren mitbringt. Dann sollt Ihr mit allem versehen werden, was Euch fehlt“, sagte der Händler und gab einem seiner Begleiter einen Wink. Sofort wendete der Mann sein Pferd und jagte zum Eingang des Tals zurück. „Aber darf ich nun fragen, wer Ihr seid?“ fuhr der Sprecher fort, während er sich mit seinem Begleiter am Feuer niederließ. „Ihr werdet verstehen, daß uns brennend interessiert, wem wir die Erlösung von dieser Geißel aller Reisenden, dem mordgierigen Schecken, verdanken.“
Rowin hatte sich eine Geschichte zurecht gelegt, die unsere Identität verbarg und einen plausiblen Grund für unsere Reise ergab. So sagte er nun: „Mein Name ist Candir und dies ist mein Weib Elda. Wir kommen aus Varnhag. Seit Jahren flehen wir zu den Göttern um Kindersegen, der uns jedoch bisher versagt blieb. Da hörte ich von einem weisen Magier, der in der Nähe von Akinbera wohnen soll. Wir beschlossen daher, ihn aufzusuchen. Vielleicht hat er die Macht, uns zu helfen.“
„Hört, Candir aus Varnhag“, lachte der Händler, der sich Eron nannte. „Ihr seid entweder ein Held oder ein Dummkopf! Wer hätte je gehört, daß jemand es gewagt habe, den großen Magier Tustron wegen einer solch unwichtigen Sache zu behelligen? Aber nun, das ist Euer Problem. Sagt mir lieber, warum Ihr hier zurückgelassen worden seid.“
Ich merkte, wie ihn Rowin der Zorn hochstieg. Nichts konnte er so hassen wie eine geringschätzige Behandlung.
„Hört, Eron aus Akinbera!“ sagte er da auch schon grollend. „Zum zweiten Mal fragt Ihr nun, ob man uns zurückließ. Mein Weib und ich reisen allein, denn wir brauchen keinen Schutz, wie Ihr wohl an den sechs Beweisen auf Eurem Weg gesehen habt. Und hätte mich nicht ein böser Schwertstreich getroffen, der uns zwang, eine Weile hier zu lagern, hätten wir das Vergnügen Eurer Bekanntschaft und Eurer Hilfe wohl kaum erfahren.“
„Ihr wollt doch nicht sagen, daß Ihr allein und diese Frau hier sechs der gefährlichsten Räuber von Euribia erschlagen habt?“ fuhr der Händler verblüfft auf. „Das ist doch wohl unmöglich!“
„Ihr seht, daß das nicht unmöglich ist“, fiel ich ein, bevor Rowin erneut zornig werden konnte. „Mein Mann gilt neben dem König als der beste Schwertkämpfer Valamins, und er lehrte mich, die Waffe zu führen wie ein Mann. Vier der Strolche fielen unter seiner Klinge und zwei von ihnen durchbohrte mein Schwert.“
Eron sah mich derartig entgeistert an, daß ich fast laut gelacht hätte. Dann aber wich seine Verblüffung einem Ausdruck tiefster Bewunderung. Er erhob sich und verneigte sich tief vor mir.
„Edle Frau“, sagte er, und in seiner Stimme schwang Begeisterung mit, „an Euren Augen, die so ruhig und klar sind wie die Bergseen Euribias, sehe ich, daß Ihr die Wahrheit sprecht. Verzeiht, daß ich zu zweifeln wagte! Aber nun soll das Lied Eurer Tapferkeit in ganz Euribia gesungen werden. Auch Ihr, Herr“, – er verneigte sich vor Rowin –, „verzeiht mir meine spöttischen Reden! Ihr seid wirklich ein Held, wie es ihnen nur in alten Sagen gibt. Es wird mir eine große Ehre sein, Euch und Euer Weib, dem die Götter für ihre kühne Tat starke Söhne schenken mögen, nach Akinbera zu bringen oder wohin Ihr immer reisen wollt. Unser und der Dank aller Reisenden auf dieser Straße gilt Euch und Eurer mutigen Gemahlin.“
Rowin war wie immer schnell versöhnt und er bat Eron, wieder Platz zu nehmen. In diesem Augenblick kann
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