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Das Traumtor (German Edition)

Das Traumtor (German Edition)

Titel: Das Traumtor (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gabriel Galen
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als das Verlangen nach Rache, und sie würden sich mit einem entsprechenden Lösegeld zufrieden geben. Zuerst aber würde er auf jeden Fall versuchen, Athama zu befreien. So ließ er Jarc nur noch in leichtem Trab weiterlaufen, und als es hell wurde, gelangte er zu dem kleinen Fluß, den die Räuber erwähnt hatten. Bald sah er auch die einzeln stehende Baumgruppe, von der aus sie ihm den weiteren Weg weisen wollten. Er ritt hinüber und bemerkte, daß an einem der Bäume ein Ast frisch abgeschnitten worden war. Der Ast lag auf dem Boden und wies in die Richtung auf die Berge zu, die sich nicht mehr weit entfernt aus dem Morgennebel aufreckten. Rowin untersucht die Schnittstelle am Baum und stellte fest, daß sie kaum zwei Stunden alt sein konnte. Wenn er Jarc kräftig antrieb, konnte er die Banditen bis zum Mittag eingeholt haben. Aber das war nicht ratsam, denn sie würden seine Annäherung im offenen Gelände sehr schnell bemerken und ihn dann entsprechend empfangen. Vielleicht würden sie Athama sogar töten, wenn sie sahen, daß er ihn nicht mehr entgehen konnte. Er sprang ab und könnte Jarc eine Pause, der sich durstig über das klare Wasser des Flüßchens beugte. Auch Rowin schöpfte etwas Wasser, trank und steckte dann seinen wie im Fieber glühenden Kopf hinein. Dann setzte er sich eine Weile am Flußufer nieder, denn er spürte, daß der nächtliche Ritt ihn mehr mitgenommen hatte, als er selbst wahrhaben wollte. Die Wunde schmerzte, und er untersuchte den Verband, ob sie nicht wieder aufgerissen war und blutete. Doch der Verband war sauber, und wieder pries Rowin sich glücklich, daß es Athama gab. Ohne sie wäre die Wunde jetzt nie so weit verheilt gewesen, daß er diesen Ritt durchgestanden hätte. Er schwang sich wieder in Jarcs Sattel, wobei ein heftiger Schmerz in seiner Seite aufzuckte. Er ignorierte das stechende Ziehen und ritt zielstrebig in der angegebenen Richtung davon.
    Gegen Mittag hatte er die Berge erreicht, und nun ging es langsamer voran. Rowin tröstete sich damit, daß nun auch die Entführer nicht schneller würden reiten können. Je weniger Zeit zwischen ihrer und seiner Ankunft am Ziel lag, desto weniger Gelegenheit blieb ihnen, Athama zu quälen. Immer wieder fand er auf seinem Weg Zeichen, die ihm die Richtung wiesen. Er wußte nicht, daß zu seinem und Athamas Glück auch noch andere die Zeichen fanden, die er unberührt auf dem Weg zurückgelassen hatte. Als die Sonne fast schon im Westen die Berggipfel berührte, kam Rowin in ein wild zerklüftetes Tal, dessen Sohle die Berghänge schon in tiefe, violette Schatten tauchten. Mühsam suchte sich Jarc seinen Weg über loses Steingeröll, und der Klang seiner Hufe warf ein lautes Echo von den schroffen Felswänden zurück, die sich drohend zu beiden Seiten in den dunkler werdenden Himmel erhoben. Erschreckt durch das hallende Echo hielt Rowin an.
    ,Deutlicher könnte ich mich nicht anmelden‘, dachte er ärgerlich und besorgt und glitt aus dem Sattel. Das Pferd schnaubte leicht und Rowin fuhr ihm beruhigend mit der Hand über die Nüstern. Irgendetwas sagte ihm, daß er dem Versteck der Banditen ziemlich nahe sein mußte. Jetzt hieß es, auf der Hut zu sein! Am Eingang des Tals hatte er den letzten Wegweiser gefunden – einen aus Steinen gelegten Pfeil, der in die Schlucht hinein wies. Rowin sah sich um. Soweit er es im letzten Licht des Tages erkennen konnte, schien der einzig mögliche Weg das Tal entlang zuführen. Die Felswände rechts und links fielen fast senkrecht ab und es schien unmöglich, sie zu ersteigen. Rowin bedeutete Jarc zurückzubleiben, und das kluge Tier verstand ihn genau. Wie eine Bildsäule stand der Hengst an seinem Platz und sah seinem davongehenden Herrn nach. Vorsichtig schritt Rowin weiter, sich stets im Schatten der Felswände haltend. Das große Schwert hielt er stoßbereit in der Hand und seine Sinne waren zum Zerreißen angespannt. Langsam näherte er sich dem Ende der Schlucht, wo sich ein enger Felsspalt öffnete, kaum so breit, daß zwei Reiter nebeneinander passieren konnten. Zögernd und mit kaum hörbaren Schritten schlich er auf den Spalt zu, der ihm für einen Hinterhalt wie geschaffen erschien. Wachsam, alle Muskeln in höchster Alarmbereitschaft, bewegte er sich weiter, jeden Augenblick einen Angriff erwartend. Er hatte den Spalt fast erreicht, als er plötzlich ein schwirrendes Geräusch vernahm. Doch ehe er das Geräusch deuten konnte, traf ihn das Geschoß einer Steinschleuder an der

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