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Das Traumtor (German Edition)

Das Traumtor (German Edition)

Titel: Das Traumtor (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gabriel Galen
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der Rest der Handelskarawane, und bald darauf saßen die zwölf Männer im Kreis um unser Feuer. Es wurde geschmaust und getrunken, und wir mußten unseren Kampf mit den Räubern schildern. Die Leute ergingen sich in Ausdrücken der Bewunderung und ihr Erstaunen kannte keine Grenzen, daß Rowin so kurze Zeit nach seiner schweren Verwundung schon wieder auf den Beinen war.
    „Mein Weib ist eine Heilkundige, deren Künste jeden Arzt in den Schatten stellen“, sagte Rowin stolz, und sein Blick ruhte voller Zärtlichkeit auf mir. „Ihrem Wissen und ihren geschickten Händen verdanke ich mein Leben!“
    Nach diesen Worten schauten mich die Männer mit fast ehrfürchtiger Scheu an. Ein Weib, das kämpfte wie ein Mann und dann noch Wunder der Heilkunst vollbrachte, war ihnen doch wohl etwas unheimlich.
    Eron hatte sich erboten, uns bis Akinbera mitzunehmen. Rowin hätte die ganze Reise bequem auf einem der Wagen zurücklegen können. Aber mit Rücksicht auf seinen Stolz, der ihn das nur höchst ungern hätte ertragen lassen, und unsere trauliche Zweisamkeit lehnte ich das ab und bat Eron, uns nur bis in die nächste Ansiedlung zu bringen. Dort konnte Rowin in Ruhe abwarten, bis er wieder reiten konnte, und wir brauchten uns nicht wochenlang einer ganzen Gesellschaft anzupassen. Rowin war das nur recht, denn er hatte dasselbe vorschlagen wollen. So brachen wir am nächsten Morgen in aller Frühe auf und erreichten zwei Tage später ein kleines Dorf am Rande der Berge. Eron und seine Leute verabschiedeten sich herzlich von uns, nicht nur wegen des Dienstes, den wir Ihnen durch unseren Kampf erwiesen hatten. Rowin hatte Ihnen obendrein auch noch die Habseligkeiten der Räuber geschenkt, die nach geltendem Recht uns zugestanden hatten. Das war keine geringe Gabe gewesen, denn die Strolche hatten in ihren Satteltaschen Gold und Geschmeide mitgeführt. So ließen wir uns in dem einzigen Gasthof des Ortes nieder, wo uns der Wirt ein einfaches, aber reinliches Zimmer zur Verfügung stellte.
    Vier Tage waren wir nun bereits in diesem Dorf, und Rowins Wunde heilte prächtig. Sie war bereits völlig geschlossen, und ich nahm an, daß ich in wenigen Tagen die Fäden würde ziehen können. Dann würde Rowin auch wieder reiten können, ohne daß ihm die Narbe noch viele Beschwerden machen würde.
    Es waren vier wunderschöne Tage gewesen. Wir hatten Spaziergänge in die umliegenden Felder und Wiesen unternommen, die uns trotz der trüben Witterung wie eines Frühlingslandschaft vorkam, verzaubert durch das Glück, daß wir uns in dieser Zeit schenkten. Abends hatten wir vor dem prasselnden Kamin gesessen und heißen, gewürzten Wein getrunken oder uns mit den Leuten des Dorfes unterhalten, die sich hier gern nach dem Tagewerk auf einen Becher Wein zum Plausch zusammenfanden. Ich hatte es mir zur Gewohnheit gemacht, jeden Abend nach unseren Pferden zu sehen, die in einem Verschlag hinter dem Haus untergebracht waren. Sonst hatte mich Rowin stets begleitet, aber an diesem Abend war er so ins Gespräch vertieft, daß ich ihn nicht stören mochte. So stand ich allein auf, um hinauszugehen. Rowin bemerkte es und wollte sich auch erheben, doch ich winkte ihm nur zu und bedeutete ihm, daß er nicht mit zukommen brauchte. Er lächelte mir nur zu und wandte sich dann sofort wieder seinem Gesprächspartner zu. Schmunzelnd schloß ich die Tür hinter mir. Ich gönnte ihm das Vergnügen.
    Oh ihr Götter! Unwissend sind die Menschen und blind eilen sie dem Schicksal entgegen, daß ihr über sie verhängt!
    Ich ging ums Haus herum und wollte gerade den Stall öffnen, als sich ein spitzer, harter Gegenstand in meinen Rücken bohrte und eine Stimme raunte:
    „Keinen Laut! Sonst fährt dir mein Dolch in den Leib!“
    Ich erstarrte vor Schreck. Nun traten fünf weitere Gestalten an mich heran. Mir wurde ein Tuch zwischen meine Zähne geschoben und am Hinterkopf verknotet. Die Arme wurden mir auf den Rücken gerissen und ein Riemen schlang sich um meine Handgelenke. Über meinen Kopf stülpte sich eine Art Kapuze, so daß ich nichts mehr sehen konnte. Dann wurde ich aufgehoben, einer der Männer warf mich wie einen Sack über die Schulter und trug mich ins Dunkel hinein. Ich hörte, wie die anderen folgten. Nach einiger Zeit hörte ich das ungeduldige Stampfen von Pferdehufen und das Klirren von Riemenzeug. Das mussten die Pferde der Banditen sein. Bei den Tieren stellten mich meine Entführer auf dem Boden ab, doch zwei andere ergriffen mich sofort

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