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Das Treffen

Das Treffen

Titel: Das Treffen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Richard Laymon
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was wir alles dafür durchmachen mussten.«
    »Schießt die überhaupt noch?«, fragte Cora.
    »Das bisschen Wasser macht dem Ding nichts aus«, sagte Vivian. »Bei den Patronen bin ich mir nicht so sicher.«
    Finley griff in die Tasche und zog eine der hellroten Patronen hervor. Sie rollte sie zwischen den Fingerspitzen hin und her und betrachtete sie genau. »Die Hülle sieht nach Plastik oder so aus. Auf jeden Fall wasserdicht.«
    »Also gut«, sagte Cora. »Nehmen wir die Flinte mit.« Sie stand auf und zog sich die durchnässte Hinterseite ihrer Shorts vom Körper. Dann ließ sie ihren Blick über das Wasser schweifen und deutete auf etwas.
    Abilene bemerkte ein Ruder auf den Wellen. Es trieb sanft auf der Wasseroberfläche, wobei sein Griff immer wieder gegen einen Stützpfeiler des Stegs stieß.
    »Bin gleich wieder da«, sagte Cora und sprang vom Floß.
    »Will auch jemand nach der Axt tauchen, wenn wir schon dabei sind?«, fragte Finley.
    »Mach nur«, sagte Vivian. »Ich will sie gar nicht mehr. Ich will das Ding überhaupt nie wieder sehen.«
    »Hast du nicht die Miezekatze damit erledigt?«
    »Sag bloß, das hast du nicht mitbekommen?«
    »Ich war anderweitig beschäftigt. Aber ich habe die traurigen Überreste gesehen. Du hast wirklich …«
    »Hör auf, ja? Ich will nichts darüber hören.«
    »Das Vieh hat es nicht anders gewollt«, murmelte Abilene. »Wenn du nach der Axt tauchst«, sagte sie zu Finley, »dann guck auch gleich nach meinen Schuhen. Sie sind vielleicht noch im Boot.«
    »Lass doch die verdammte Axt«, brummte Vivian.
    »Die könnte noch sehr nützlich sein«, sagte Abilene. »Wir können sie ja mit dem Ankerseil hochziehen.«
    »Viv will sie nicht, ich will sie nicht. Willst du sie unbedingt?«
    »Ich habe Battys Messer«, sagte sie. »Ohne meine Schuhe werde ich schon klarkommen.«
    »Hättest sie nicht ausziehen sollen.«
    »Es schwimmt sich eben so schwer damit.«
    Dann wandte sich ihre Aufmerksamkeit wieder Cora zu, die mit dem Ruder in der Hand auf sie zugeschwommen kam. Finley wartete an der Leiter, bis sie es packen und auf das Floß ziehen konnte.
    »Gebt mir mal ein Messer«, sagte Cora, die immer noch im Wasser war.
    Finley schob Vivian das Ruder zu, zog ihr Messer und reichte es Cora.
    Abilene richtete sich auf und sah Cora unter die Wasseroberfläche gleiten. Die gespannte Ankerleine schwang hin und her und erschlaffte schließlich. Einen Augenblick später tauchte Cora wieder auf. Mit dem Messer zwischen den Zähnen löste sie den Knoten, mit dem das Tau an der Leiter befestigt war.
    Sie brachte das Seil mit auf das Floß, schnitt es entzwei und benutzte die beiden Hälften, um das Gewehr am Ruder zu befestigen.
    »So müsste es gehen«, sagte sie.
    »Glaubst du, wir sollen uns nach der Axt umsehen?«, fragte Abilene. »Niemand scheint sie haben zu wollen. Außerdem wird es nicht einfach sein, mit der Axt in der Hand aufzutauchen.«
    »Ich glaube, wir kommen auch ohne sie klar«, sagte Cora. »Die Hauptsache ist, dass wir das Gewehr haben.« Sie schleifte Ruder und Flinte mit sich und ließ sich langsam von der versunkenen Ecke des Floßes ins Wasser hinunter. Ruder und Gewehr verschwanden unter der Oberfläche, tauchten kurz darauf jedoch langsam wieder auf.
    »Bin gleich wieder da«, sagte Abilene, während Vivian und Finley Cora ins Wasser folgten. Sie sprang vom Floß in den See und tauchte auf den Grund zu. Das Sonnenlicht, das das Wasser in breiten Strahlen durchschnitt, wurde von umhertreibenden Schmutzteilchen getrübt. Der Sturm hatte so viel Dreck aufgewirbelt, dass sie mit ausgestreckten Armen ihre Hände nicht erkennen konnte. Das Boot musste sich direkt unter ihr befinden, sofern es nicht abgetrieben war, als Cora das Seil gelöst hatte.
    Schleimige Ranken berührten plötzlich ihre Hände und glitten über ihre Unterarme. Wasserpflanzen. Als sie mit glitschigen Zungen über ihr Gesicht leckten, schloss sie angewidert die Augen.
    Scheiß auf die Schuhe.
    Sie wischte sich die Blätter aus dem Gesicht, krümmte den Rücken und schwamm auf die Oberfläche zu.
    Nur wenige Augenblicke später konnte sie wieder Luft in ihre Lungen saugen. Sie ließ sich treiben, bis sie wieder zu Atem gekommen war, und schwamm dann mit leichten Stößen auf den Steg zu.
    Die anderen hatten bereits das Ende des Stegs erreicht. Cora stieg auf die Leiter, die dort angebracht war, während Finley die Seile durchtrennte, mit denen das Gewehr an das Paddel gebunden war. Sie reichte Cora

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