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Das Treffen

Das Treffen

Titel: Das Treffen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Richard Laymon
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mit dem Lauf voraus die Waffe hinauf.
    Als Abilene endlich die Leiter erreicht hatte, lagen die anderen schon ausgestreckt auf den verwitterten Holzplanken.
    »Schuhe nicht gefunden?«, fragte Finley.
    »Zu viel Unkraut.«
    »Ich musste letztes Mal auch barfuß gehen«, sagte Vivian. »Es ist nicht so schlimm. Die Socken helfen ein bisschen.«
    Abilene sank auf die Bretter und verschränkte die Hände hinter dem Kopf. »Immer, wenn wir Batty besuchen, verliert eine seine Schuhe«, sagte sie. »Ist euch das schon aufgefallen?«
    »Ich habe auch das Montiereisen liegen lassen«, sagte Cora.
    »Im Häuschen?«, fragte Abilene.
    »Ich habe es auf den Boden gelegt, als wir uns hingesetzt haben.«
    »Es wäre sowieso untergegangen«, sagte Finley.
    »Wahrscheinlich.«
    Abilene schloss die Augen. Es war absolut windstill, und die Sonne schien angenehm wärmend auf sie herab. Weit angenehmer noch war das Gefühl, solide Balken unter dem Rücken zu spüren, denen das Wasser nichts anhaben konnte. Unter ihr schwappten die Wellen leise gegen die Stützpfeiler.
    »Ich frage mich, ob Batty uns folgt«, sagte Vivian.
    »Wahrscheinlich stürmt sie jetzt gerade schnaubend vor Wut durch den Wald«, sagte Finley und lachte leise.
    »Das bezweifle ich«, sagte Cora.
    »Schade, dass ich sie verfehlt habe.«
    »Mann, würdest du sie gerne auf dem Gewissen haben?«, fragte Vivian.
    »Warum nicht? Das irre Arschloch wollte mich umbringen.«
    »Wir haben ihn bestohlen«, sagte Cora.
    »Ihn? Er hatte Brüste. Hast du das nicht gesehen? Scheiße. Ein verdammter Zwitter.«
    »Ich glaube wirklich, dass er uns verfolgt«, sagte Vivian. »Wir sollten schnell weiter.«
    Abilene wollte sich nicht bewegen. Sie war viel zu müde, und es war viel zu gemütlich, in der warmen Sonne zu liegen. »Batty wird gar nichts tun«, sagte sie mit geschlossenen Augen. »Außer vielleicht einen weiteren Fluch vom Stapel lassen. Er will uns mit seinen magischen Kräften heimsuchen.«
    »Dann ist unser Schicksal besiegelt«, sagte Finley.
    Obwohl Abilene bei dieser Bemerkung unwillkürlich lächeln musste, überraschte es sie, dass Cora und Vivian auflachten.
    »Als Nächstes werden wir wohl von Kamikazevögeln attackiert«, sagte Finley.
    »Wahrscheinlich eher von Fledermäusen«, gab Abilene zu bedenken.
    »Wir sollten wirklich von hier verschwinden«, sagte Vivian.
    »Batty kann mich bis in alle Ewigkeit verfluchen«, sagte Cora. »Es ist nur Hokuspokus. Bullshit.«
    »Das Gewitter war aber kein Bullshit«, sagte Abilene.
    »Es war nur ein Gewitter. Batty hat es nicht heraufbeschworen.«
    »Bist du dir da sicher?«
    »Großer Gott! Abby!«
    »›Es gibt mehr Dinge zwischen Himmel und Erde …‹«
    »Das meine ich doch gar nicht«, sagte Vivian. »Ich habe keine Angst vor Flüchen oder Zaubersprüchen … ich finde nur, wir sollten von hier verschwinden, bevor noch etwas passiert. Wir wären beinahe alle ertrunken. Finley wäre fast erstochen worden. Dich hat die gottverdammte Katze erwischt, Cora. Die ich umgebracht habe. Wir haben dieses arme Schwein in die Mangel genommen. Abilene hat ihn verwundet. Finley, du wolltest ihn sogar erschießen. Irgendwie ist alles … außer Kontrolle geraten.«
    »Stimmt genau«, erwiderte Finley. »Und zwar seit Helen ermordet wurde.«
    Während des darauffolgenden Schweigens rollte sich Abilene herum und richtete sich auf. Sie ließ sich im Schneidersitz auf dem Steg nieder und sah ihre Freundinnen an.
    »Willst du abhauen?«, fragte sie Vivian. »Nicht nur zur Lodge zurückgehen, sondern … wirklich abhauen? Zu Fuß?«
    Vivian biss sich auf die Unterlippe und nickte. Ihre grünen Augen wirkten nachdenklich und ernst. »Nichts, was wir tun, wird Helen zurückbringen«, sagte sie. »Wenn wir hierbleiben … Ich würde lieber lebend aus dieser Sache rauskommen. Mit euch zusammen. Vergesst den Rachefeldzug. Schaut doch, was mit uns geschehen ist. Nur, damit wir eine Schrotflinte ergattern konnten.«
    »Aber wir haben sie«, sagte Finley.
    »Die hat uns ja viel geholfen, als das Boot gesunken ist.«
    »Vivian hat recht«, sagte Cora. »Verdammt, ich wollte ja schon vor Stunden gehen. Aber ihr habt mich überredet. Du eingeschlossen«, sagte sie zu Vivian.
    »Die Lage hat sich geändert. Ich hätte nicht gedacht …«
    »Wir haben immer noch eine Rechnung zu begleichen«, sagte Finley.
    »Aber so schlimm wie jetzt ist es noch nie gekommen«, sagte Cora.
    »Bis jetzt hat es noch keiner gewagt, eine von uns abzuschlachten. Ich will

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