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Das Treffen

Das Treffen

Titel: Das Treffen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Richard Laymon
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Wenn ihr wollt.«
    Vivian suchte in ihrer Handtasche nach den Wertmünzen und verteilte sie. Als Wayne ihr zu einer glasverkleideten Kabine folgte, sah Cora ihnen kopfschüttelnd hinterher.
    »Ich weiß, was du denkst«, sagte Abilene.
    »Wo liegt euer Problem?«, fragte Helen. »Er will doch nur nett zu uns sein.«
    »Vielleicht zu nett«, sagte Abilene.
    »Du machst dir zu viele Gedanken, Hickok.«
    Sie warf Finley einen finsteren Blick zu. »Wir kennen den Kerl doch gar nicht.«
    »Zumindest sieht er ganz lecker aus.«
    »Ohne ihn wären wir schnurstracks in die Bowery spaziert.«
    »Stimmt«, pflichtete ihr Cora bei.
    Sie folgten Vivian und Wayne zu den Drehkreuzen, warfen ihre Münzen in den Schlitz und gingen hindurch.
    Auf dem Bahnsteig entschied sich Abilene, dass es wahrscheinlich doch keine so schlechte Idee war, Wayne mit an Bord zu haben. Ein Säufer in einem dreckigen Mantel schlief zusammengekrümmt auf einer Bank, zu seinen Füßen befanden sich mehrere vollgestopfte Taschen. Er trug zwei verschiedene Tennisschuhe und keine Socken. Am hinteren Ende des Bahnsteigs standen drei schwarze Teenager, die miteinander flüsterten und ihnen Blicke zuwarfen. Sie fragte sich, ob sie mit angespitzten Schraubenziehern bewaffnet waren. Ob Wayne wohl eine Waffe bei sich hatte? Und ob sie sich solche Sorgen gemacht hätte, wenn es sich um weiße Jungen gehandelt hätte?
    Bald fuhr die U-Bahn ein. Sie stiegen ein. Der Penner blieb auf seiner Bank liegen. Die Kids nahmen ein anderes Abteil.
    Bis auf einen alten Mann, der in einer Zeitung las, war ihr Wagen völlig leer.
    Zwei Stationen später verließ auch der alte Mann den Wagen. Niemand stieg ein.
    Finley hatte sich an eine Stange gelehnt und grinste Wayne an. »So viele irre Spinner sehe ich gar nicht«, sagte sie.
    »Wir haben eben Glück«, entgegnete er.
    Helen tätschelte seinen Oberschenkel. »Ich bin trotzdem froh, dass Sie uns begleiten. Ich fühle mich gleich viel sicherer.«
    Auch die restliche Fahrt über stieg niemand zu. Sie verließen die U-Bahn am Times Square.
     
    »Jetzt wissen wir ja, wo wir hinmüssen«, sagte Cora, als sie am Eingang zur U-Bahn im Regen standen.
    »Wenn ich schon mal hier bin«, sagte Wayne, »kann ich euch auch noch sicher zum Hotel begleiten.«
    »Ist nur ein paar Straßen von hier. Das schaffen wir schon.«
    »Nein, wirklich. Macht mir nichts aus.« Er ging voraus, und Helen wich nicht von seiner Seite.
    Verfluchte Scheiße!, dachte Abilene. Warum haut er nicht einfach ab?
    »Was zum Geier hat er vor?«, flüsterte Cora.
    »Keine Ahnung«, sagte Abilene. »Aber das gefällt mir ganz und gar nicht.«
    »Er will doch nur helfen«, wehrte Vivian ab.
    »Du warst schon immer zu leichtgläubig«, befand Cora.
    »Sieht aus, als hätte der Kerl uns adoptiert oder so«, sagte Finley.
    »Und wie werden wir ihn wieder los?«, fragte Abilene.
    »Das übernehme ich«, erklärte Cora.
     
    Wayne hielt ihnen die Tür auf und folgte ihnen durch die Lobby des Hilton zu den Aufzügen.
    Alle Türen standen offen.
    Niemand betrat eine Kabine.
    »Tja«, sagte Vivian und gab Wayne noch einmal die Hand. »Vielen Dank.«
    »Jederzeit.«
    »Ich weiß nicht, was wir ohne Sie getan hätten«, sagte Helen und streckte ihm ebenfalls die Hand hin. Er drückte sie.
    Cora öffnete ihre Handtasche und nahm ihre Brieftasche heraus. »Natürlich sollen Ihre Bemühungen nicht umsonst gewesen sein.« Sie fischte einen Zehndollarschein aus der Börse.
    Wayne streckte abwehrend die Hände aus. »Nicht doch. Ich will euer Geld nicht. Mann. Steck das weg.«
    Cora errötete. »Bitte. Nehmen Sie es. Wenigstens für das Taxi nach Hause.«
    »Ich nehme die U-Bahn.« Er klopfte auf die Gesäßtasche seiner Jeans. »Die Wertmarke hab ich ja schon.«
    Cora steckte das Geld weg. »Also gut, wenn Sie darauf bestehen. Auf jeden Fall vielen Dank noch mal.«
    »Ja, Sie haben uns das Leben gerettet«, sagte Finley.
    »Vielen lieben Dank«, fügte Abilene hinzu. Offensichtlich hatte sie ihn falsch eingeschätzt. »Sie haben uns wirklich sehr geholfen.«
    »War mir ein Vergnügen. Jetzt geh ich wohl besser …« Er wollte sich gerade umdrehen, als er innehielt und das Gesicht verzog. »Könnte ich vielleicht … euer Badezimmer benutzen?«
    Oha, dachte Abilene.
    »Es ist mir wirklich unangenehm, aber …«
    »In der Lobby gibt es bestimmt irgendwo ein Klo«, sagte Cora.
    »Ja. Wahrscheinlich. Also, dann …«
    »Himmel noch mal!«, platzte Helen heraus. Sie warf Cora einen

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