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Das Treffen

Das Treffen

Titel: Das Treffen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Richard Laymon
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dass ein betrunkener Sig mit einer brennenden Zigarette im Salon eingeschlafen war.
    Wie versprochen schickte Finley den Jungs eine Kopie der Videoaufzeichnung.
    Abilene, Helen, Finley, Cora und Vivian waren danach unzertrennlich. Diese verrückte Nacht hatte sie zusammengeschweißt. Außerdem waren sie fest entschlossen, sich gegenseitig vor den Racheakten der Sigs zu beschützen.
    Während ihres restlichen Grundstudiums begegneten sie vielen Sigs. Sie sahen die Mädchen schief an und murmelten Unverständliches. Keiner traute sich, eine von ihnen anzumachen.
    Und nie wieder hatte einer versucht, sich mit ihnen anzulegen.

5
    In der Küche der Totem Pole Lodge befanden sich Schränke, Regale, eine Vorratskammer, geräumige Spülbecken und ein begehbarer Kühlraum. Abilene vermutete, dass auf den leeren Flächen einst Kühlschränke und Herde gestanden hatten. Überall hingen Spinnweben, und eine dicke Schmutzschicht bedeckte die Arbeitsflächen und den Linoleumboden.
    »Hier ist die Putzkolonne anscheinend nicht durchgekommen«, sagte Abilene.
    Vivian drehte einen der Wasserhähne auf. Es quietschte, aber nichts kam heraus. »Toll«, sagte sie und betrachtete angeekelt ihre schmutzige Hand. »Strom können wir wohl auch vergessen.«
    »Glaube ich auch«, sagte Cora.
    Vivian sah an ihrem hellgelben Sommerkleid herab. Offensichtlich suchte sie etwas, an dem sie ihre Hand abwischen konnte. »Hat jemand von euch ein Taschentuch oder so?«
    »Hier«, sagte Abilene. Sie ging auf Vivian zu und hob das Knie.
    »Danke.« Vivian wischte ihre Hand an Abilenes ausgewaschener, abgeschnittener Jeans ab.
    »Hätte doch irgendetwas Altes anziehen sollen.«
    »Du hast doch gar nichts Altes « , sagte Cora.
    Helen öffnete die Tür des Kühlraums, spähte hinein und schloss sie schnell wieder.
    »Was gefunden?«
    »Ich konnte nichts erkennen. Ziemlich dunkel da drin.«
    Cora öffnete die Tür wieder und sah selbst nach. Abilene ging zu den Spülbecken, über denen sich schmutzstarrende Fenster befanden. Verwundert registrierte sie, dass keine der Scheiben zerbrochen war.
    Sie beugte sich vor, spähte durch das Glas und konnte eine schattige, von einem Holzgeländer umrahmte Veranda erkennen. Dahinter sah sie nichts außer Baumwipfeln und den blauen Himmel.
    »Schaut mal«, sagte Finley.
    Abilene wandte sich um. Finley stand rechts von ihr vor einer Tür. Sie wechselte die Kamera in die linke Hand und schob einen Riegel zurück. Dann drehte sie den Türknauf und zog. Die Tür bewegte sich keinen Millimeter. Finley stemmte die Beine in den Boden, ging leicht in die Hocke und versuchte es noch einmal. Es gelang ihr, die Tür aufzureißen. Holz splitterte, und die Angeln quietschten. Glücklicherweise taumelte Finley einen Schritt zurück, und die Tür verfehlte knapp ihr Gesicht.
    Sobald sie das Gleichgewicht wiedergefunden hatte, ging sie hindurch. »Hey, cool!«, rief sie.
    Abilene folgte ihr. Sie befanden sich auf einer ziemlich hoch gelegenen Veranda und atmeten die frische Luft. Mit einem Mal bemerkte sie, wie stickig es in der Küche gewesen war. Der angenehme Duft des Waldes umfing sie, und sie spürte eine kühle Brise. Sie zog ihre Bluse aus der Hose und hob die Vorderseite hoch. Die Brise umspielte ihren Bauch, während sie sich den Schweiß aus dem Gesicht wischte.
    »Da will man gar nicht wieder reingehen«, sagte sie.
    »Hey!«, rief Finley. »Kommt raus!«
    Abilene öffnete die unteren Knöpfe ihrer Bluse. Während sie sich umsah, knotete sie sich die Bluse unter den Brüsten zusammen.
    Die Veranda erstreckte sich über die gesamte Länge des Hauses. Zu beiden Seiten verbanden Treppen die Veranda mit dem Balkon im ersten Stock. Direkt vor ihnen befand sich eine weitere Treppe, die hinunter auf eine große Lichtung führte.
    »Das ist ja großartig«, sagte Cora.
    »Wow«, sagte Vivian. »Toll.«
    Abilene hörte, wie die Tür zur Küche ins Schloss fiel.
    »Fantastisch«, sagte Helen.
    Abilene wusste nicht recht, ob sie die frische Luft oder den Ausblick meinten.
    Um besser sehen zu können, stellte sie sich an den Rand der Treppe. Schon hatte Finley die Kamera auf ihr Gesicht gerichtet. »Abgefahren«, flüsterte Abilene an ihrer Seite.
    »Das kannst du laut sagen. Aber schön.«
    Das Haus warf einen tiefen Schatten auf die Lichtung, die vom dichten Wald umgeben war. Dahinter tauchte die Abendsonne alles in goldenes Licht.
    Der Ort wirkte wie eine Oase.
    Wie ein Picknickplatz.
    Wie ein verfallener Park.
    Bei diesem Anblick

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