Das Treffen
Beckenrand gezerrt hatte, hinter sich her. Mit dem Kopf voran tauchte er auf. Wasser lief aus seinem Mund.
»Bleib ja, wo du bist«, sagte Vivian und funkelte Finley böse an. »Du hast schon genug angerichtet.«
Finley erwiderte nichts darauf, sondern zog sich schweigend das Hemd über die Schulter.
Vivian half Jim auf die Beine. Keuchend und hustend stand er vor ihr. Sie nahm ihn in den Arm und tätschelte seinen Rücken. »Nichts passiert.« Ohne ihn loszulassen, blickte sie über ihre Schulter. »Komm her und mach die Fesseln ab«, rief sie Abilene zu.
»Hey!«, protestierte Finley. »Was zum Teufel soll das werden?«
Abilene ignorierte sie, stellte sich hinter Jim und versuchte, den Knoten zu lösen.
»Nicht«, warnte sie Finley.
»Weiter«, befahl Cora.
»Seid ihr wahnsinnig?«
»Ich werde ihn dir nicht gefesselt ausliefern«, sagte Abilene. »Damit du jedes Mal über ihn herfallen kannst, wenn dich die Wut packt.«
Der Knoten löste sich. Abilene zog das verdrehte Seil aus dem Wasser.
Jim legte seine Arme um Vivian.
»Wie süß«, murmelte Finley angewidert.
Abilene schleuderte das Seil aus dem Becken. Dann setzte sie sich wieder auf die Stufe am Beckenrand und betastete ihr Gesicht. Als sie die Schwellung über ihrem Wangenknochen berührte, zuckte sie vor Schmerz zusammen.
Das war nicht Finley, versuchte sie sich einzureden. Das war Batty mit seinem blöden Schädel.
Aber Finley hatte genau dieselbe Stelle erwischt.
Sie fühlte sich warm und wund an.
Ich habe sie zuerst geschlagen. Ich hab's nicht anders verdient.
Während sie sanft über die schmerzende Stelle strich, fiel ihr ein, dass Finley mit der linken Faust zugeschlagen hatte. Obwohl sie Rechtshänderin war. Zufall? Hatte es sich einfach so ergeben? Oder hatte Finley ihr nur einen härteren Schlag ersparen wollen.
Wenn sie mich verschonen wollte, warum hat sie dann überhaupt die Hand zur Faust geballt?
Finley ließ sich neben Abilene nieder. »Alles okay?«
»Geht schon.«
Sie beobachteten Vivian und Jim, die sich immer noch in den Armen hielten. Jim hatte aufgehört zu husten, er keuchte nur noch.
»Tut mir leid, dass ich dir eins verpasst hab«, sagte Finley.
»Mir tut's leid. Ich hab ja angefangen. Was hattest du überhaupt mit ihm vor? Wolltest du ihn ertränken?«
Finley schwieg einen Augenblick. »Keine Ahnung«, sagte sie schließlich.
Vivian löste sich aus Jims Umklammerung und begleitete ihn zum Beckenrand, wo sie sich gemeinsam auf dem Vorsprung niederließen.
Als sich ihre und Finleys Blicke trafen, schüttelte Vivian den Kopf.
»Also gut, ich war ein schlechtes Mädchen«, sagte Finley. »Willst du mich jetzt ans Kreuz nageln, oder was?«
»Lass ihn einfach in Ruhe«, sagte Vivian.
»Wir haben schon genug Probleme«, sagte Cora. »Wir können nicht auch noch auf dich aufpassen.«
»Ja. Verstehe.« Finley stieg aus dem Becken. Ohne etwas zu sagen oder sich umzusehen näherte sie sich der Hausecke. Ihre Turnschuhe quietschten.
Old Gelbfuß, dachte Abilene und spürte, wie Trauer in ihr aufstieg.
»Wo willst du hin?«, rief sie.
»Geht euch nichts an.«
»Komm zurück. Himmel!«
Finley ging weiter.
»Lass sie gehen«, sagte Cora.
»Ihr passiert schon nichts«, sagte Vivian.
Da kann man sich nicht sicher sein, dachte Abilene. Auch wenn Hank sich bis zum Einbruch der Dunkelheit nicht blicken lassen wird. Vorausgesetzt, Jim hat die Wahrheit gesagt.
Trotzdem fühlte sie sich unwohl bei dem Gedanken, dass Finley alleine in der Weltgeschichte umherspazierte.
»Wir hätten nicht so grob mit ihr umspringen sollen.«
»Sie ist nicht ganz bei Sinnen«, sagte Cora. »Seit wir bei Batty waren.«
»Als er sie begrapscht hat – da ist sie übergeschnappt.«
»Dabei hätte es ihr doch eigentlich gefallen sollen«, sagte Cora. »Finley bleibt Finley.«
»Jetzt hör aber auf.«
Jim hob den Kopf und sah Abilene mit finsterer Miene an. »Ihr seid Batty über'n Weg gelaufen?«
»Das kannst du laut sagen«, sagte Cora und verzog den Mund. »Wir haben seinen Arm gebrochen, seine Katze gekillt und seine Flinte und sein Boot gestohlen.«
»Kennst du ihn?«, fragte Vivian.
»Oder sie – wie man es sehen will«, fügte Abilene hinzu und gleichzeitig fiel ihr auf, dass diese Bemerkung auch von Finley hätte stammen können.
»Batty kann Sachen beschwören«, sagte Jim. »Mit dem legt man sich besser nich an.«
»Dafür ist es jetzt zu spät«, sagte Vivian.
»Batty hat uns von Juniper erzählt. Das war meine
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