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Das Treffen

Das Treffen

Titel: Das Treffen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Richard Laymon
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wartete Cora dort auf sie.
    »Der Arsch war langsamer als … Was ist denn mit euch passiert?«
    Die anderen antworteten mit einem Kopfschütteln und rangen nach Luft.
    Helen zog sich die Schlinge vom Hals und nahm das Laken ab. Sie knüllte es zusammen und warf es gegen die Wand.
    »Er hat doch nicht etwa euch erwischt?«
    Vivian schüttelte den Kopf. Sie beugte sich nach vorn und legte die Hände auf die Knie.
    »Im Haus«, keuchte Abilene. »Er hat … einen Kerl … Irgendjemanden. In einem Rollstuhl.«
    »Das war kein Mensch « , platzte es aus Finley heraus.
    »Wie eine Puppe. Was auch immer. Grauenhaft.«
    »Das Gesicht«, flüsterte Vivian.
    »Was war das?«, schnaufte Abilene.
    »Ja, was?«
    »Noch niemals … so was gesehen«, keuchte Vivian. »Himmel. Das wird mich bis an mein Lebensende verfolgen.«
    Abilenes und Coras Blicke trafen sich. »Du hast echt Schwein gehabt. Du hast es nicht gesehen.«
    »Jetzt macht mal einen Punkt. So schlimm kann es nicht gewesen sein.«
    »Ach ja? Wart's ab«, sagte Finley.
     
    Zurück im Apartment schob Finley die Kassette in den Videorekorder. Sie spulte vor, bis sie die richtige Stelle erreicht hatte.
    Das Wohnzimmer des Mannes erschien auf dem Bildschirm. Überall klebten zerbrochene Eier. Dicke Rasierschaumstreifen bedeckten Tisch und Sofa.
    »Mann«, sagte Cora. »Ihr habt ja ganze Arbeit geleistet.«
    Abilene konnte nicht hinsehen. Sie stand einfach nur da und beobachtete Cora.
    Coras Augen traten aus den Höhlen. »Heilige Scheiße«, sagte sie.
    Als das Ding »Cheese« sagte, wurde sie kreidebleich.
    Finley schaltete die Kassette ab.
    »Deshalb war der Typ so ungemütlich«, sagte Vivian. »Ich meine, er muss mit dem Ding leben. Sich darum kümmern. Vielleicht ist es … seine Mutter oder so.«
    »Wir hätten das Zimmer nicht so verwüsten sollen«, sagte Abilene. »Mein Gott, was haben wir getan?«
    »Das konnten wir ja nicht ahnen«, sagte Finley. »Ich lösche das Band. Ich will das Ding nie wieder sehen. Ich will nicht mal mehr dran denken. «

18
    Ein Kribbeln auf ihrem Schienbein weckte Abilene. Als sich der kribbelnde Punkt bewegte, setzte sie sich kerzengerade auf, sah eine Spinne, die auf ihr Knie zukrabbelte, und wischte sie weg. Sie untersuchte ihre mit Gänsehaut überzogenen Beine und Arme, fand aber nichts – nur einen kühlen Film aus Tau, der sich auf ihre Haut gelegt und Bluse und Rock durchnässt hatte.
    Sie streckte sich und gähnte. Die Morgenluft war kühl, und die Hitze des Tages ließ noch auf sich warten. Obwohl sie selbst im Schatten lag, sah sie zwischen den Bäumen Säulen aus goldenem Licht, in denen Staubflocken tanzten.
    Kann nicht später als sieben Uhr sein, dachte sie.
    Sie hatte sehr gut geschlafen. Es war ein wunderschöner Morgen, zumindest bis ihr einfiel, welche Aufgabe vor ihnen lag: Sie mussten zum Pool zurückkehren und die Schlüssel suchen.
    Wird bei Tageslicht schon nicht so schlimm werden, sagte sie sich.
    Dann können wir endlich abhauen.
    Wenn wir sie finden.
    Sie musste die anderen wecken, damit sie bald aufbrechen konnten.
    Finley lag schlafend neben Abilene. Helens Schlafsack lag leer daneben. Trotz der drückenden Hitze war sie letzte Nacht hineingekrochen.
    Aber jetzt war sie nicht mehr da.
    Abilene sah sich auf der Lichtung um. Cora und Vivian schliefen ebenfalls noch. Keine Spur von Helen.
    Sie ist bestimmt pinkeln gegangen oder so, dachte Abilene mit einem flauen Gefühl im Magen.
    Helens Hemd und Bermudashorts waren immer noch auf dem Schlafsack ausgebreitet. Aber der Badeanzug war verschwunden. Genau wie ihre Schuhe.
    Sie muss beides mitgenommen haben, dachte Abilene, um nicht völlig nackt durch den Wald zu schleichen.
    Abilene saß reglos da, wartete und lauschte. Der Wald war vom Gesang der Vögel erfüllt. Sie hörte Rascheln und das Summen von Insekten, mehr nicht. Keine schweren, knisternden Schritte, die auf einen durch den Wald stapfenden Menschen hätten schließen lassen.
    Wohin war sie bloß verschwunden?
    Helen war viel zu ängstlich, um sich zu weit von ihnen zu entfernen.
    Oder?
    Abilene kam der Gedanke, dass jemand ihr Lager gefunden und Helen verschleppt haben könnte. Aber das war ziemlich unwahrscheinlich. Warum sollte jemand gerade Helen entführen? Und wie hätte er das geschafft, ohne die anderen aufzuwecken? Es hätte bestimmt einen Kampf gegeben. Außerdem hätte sich der Entführer wohl kaum die Mühe gemacht, auch noch den Badeanzug und die Schuhe mitzunehmen.
    Nein, sie war mit

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